Baden: IS-Aktivist verriet sich im Internet

Die Wohnsiedlung gegenüber der Trabrennbahn war am Dienstag Schauplatz des Cobra-Einsatzes.
Drei Verhaftungen innerhalb kurzer Zeit.

Die elitäre Kurstadt, bekannt durch Kultur und Casino, ein Mekka für Sympathisanten des Islamischen Staates? Am Dienstag ist es binnen weniger Wochen zu der bereits dritten Festnahme eines Terrorverdächtigen in Baden bei Wien gekommen. Dem 25-jährigen Tschetschenen mit belgischem Pass, Adam A., wird mit dem Paragraf 278b vorgeworfen, Mitglied einer terroristischen Vereinigung zu sein. Der Verfassungsschutz sowie die Cobra nahmen ihn in der Wohnung seiner Lebensgefährtin genau gegenüber der Badener Trabrennbahn fest. Er wurde in die Justizanstalt Wr. Neustadt eingeliefert.

Auf die Spur waren die Verfassungsschützer dem Tschetschenen gekommen, weil er auf diversen Internetseiten mit dem Islamischen Staat sympathisiert und sich Anleitungen zum Bombenbau am Computer heruntergeladen haben soll. Deshalb kamen aus Sicherheitsgründen bei der Festnahme auch Bombenspürhunde zum Einsatz. "Sprengstoff oder Ähnliches wurde bei der Hausdurchsuchung aber nicht gefunden. Der Computer und schriftliche Unterlagen wurden beschlagnahmt und werden nun überprüft", erklärt ein Ermittler. Der Mann sei vor einiger Zeit aufgetaucht und zu der Frau in die Wohnung gezogen. "Sie ist Muslimin und als Einzige in der Siedlung voll verschleiert", erzählt ein Nachbar.

Nach dem Polizeieinsatz am Dienstag ist die Verunsicherung in der schmucken Siedlung riesengroß. "Man macht sich Sorgen wenn so etwas in der unmittelbaren Nachbarschaft passiert. Beruhigend ist das auf keinen Fall", sagt Bewohnerin Susanne Sch.

Elfriede K. habe sich bisher in der Siedlung immer sicher und wohl gefühlt, aber jetzt ist die Pensionistin stark verunsichert. Wer weiß, was in der Wohnung wirklich vor sich gegangen ist, meint die Rentnerin.

Maschinengewehr

Zuletzt war erst vor vier Wochen ein Terrorverdächtiger am anderen Ende von Baden in der Helenenstraße vom Verfassungsschutz festgenommen worden. Bei der Hausdurchsuchung wurde unter anderem ein Maschinengewehr sichergestellt, die Ermittlungen in dem Fall dauern noch an. Ein Zusammenhang zwischen den beiden Männern und einem dritten festgenommenen Terrorverdächtigen soll nicht bestehen. Für den Badener Bürgermeister, Kurt Staska, sind solche negativen Schlagzeilen aus der Kurstadt besonders bitter: "Das einzig positive ist, dass die Polizei so gut arbeitet und solche Leute aus dem Verkehr zieht, bevor etwas geschieht".

Gerade Tschetschenen, die den blutigen Krieg mit Russland erlebt haben, fallen in Österreich immer wieder als Terrorverdächtige auf. Im Frühjahr wurde eine schillernde Figur der Szene zu vier Jahren Haft verurteilt. Aslambek I., ein 37-jähriger Tschetschene der im Krieg beide Unterarme verloren hatte, hat von Neunkirchen in NÖ aus 400.000 Euro gesammelt um den Terror des radikal-islamistischen "Kaukasus-Emirates" zu finanzieren.

Laut dem Landesamt für Verfassungsschutz ist die Bevölkerung, was Terrorwahrnehmungen betrifft, stark sensibilisiert. Nachdem es im gesamten Vorjahr etwa 100 Hinweise auf Terrorverdächtige gab, so sind im heurigen Jahr bereits 400 Tipps bei der Polizei eingegangen. Jedem einzelnen Hinweis werde auch nachgegangen, heißt es.

Kommentare