Null! So viele Banküberfälle hat es im heurigen Jahr in Niederösterreich gegeben. Es wird das erste Mal in der Kriminalgeschichte sein, dass es in einem Jahr im Bundesland keinen einzigen Raubüberfall auf ein Geldinstitut gibt. Der Bankräuber an sich gehört anscheinend zu einer aussterbenden Spezies.
Diese Einschätzung bestätigen auch Daten aus dem Bundeskriminalamt. Während es in den „Rekordjahren“ 2007 bis 2009 österreichweit noch 76 beziehungsweise 111 Überfälle auf Banken gegeben hat, ist die Zahl auf gerade einmal drei in den Jahren 2021 und 2022 zurückgegangen.
Hohes Strafmaß
Gerade was die Sicherheitsmaßnahmen und Videoüberwachung in den Bankinstituten anbelangt, haben sich die Zeiten geändert, erklärt Chefinspektor Josef Deutsch vom NÖ Landeskriminalamt. Das Delikt sei zunehmend unattraktiv geworden, weil das hohe Strafmaß im Vergleich zu Risiko, Aufwand und Beute kaum noch in Relation stehe.
Die Aufklärungsquote liege mit 85 bis 90 Prozent deutlich höher als bei anderen Verbrechensformen, heißt es dazu beim Landeskriminalamt.
Wie es vonseiten der Bankinstitute heißt, wurden im Laufe der Jahre herkömmliche Kassen durch automatische Kassentresore ersetzt. Bargeld verschwindet aus dem Kassenbereich sofort in einen Tresor, weshalb kein Zugriff mehr auf hohe Bargeldsummen möglich ist. Wer heute ein Geldbündel in einer Bankfiliale raubt, muss fast davon ausgehen, dabei auch ein Alarmpaket zu erwischen. Farbpatronen machen die Beute dabei unbrauchbar.
Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Ein überaus aktiver krimineller Niederösterreicher hat mit einer Serie von Banküberfällen in Wien dieser Tage für Aufruhr gesorgt. Sein Spitzname: „Die Nase“ – vermutlich nicht nur wegen der Größe des Riechorgans, sondern auch wegen seiner kriminellen Vorliebe für berauschende Substanzen, meist aufgezogen durch die Nase.
Alter Bekannter der Drogenfahnder
Der 26-Jährige mit einer ellenlangen Liste an Vorstrafen ist kein Unbekannter. Er steht seit Jahren auf der Liste von Niederösterreichs Drogenfahndern an prominenter Stelle. Der Öffentlichkeit dürfte der Serientäter durch seine Beschreibung als Täter mit „der großen Nase“ in Erinnerung geblieben sein. Wegen dieses besonderen Merkmals wurde jedenfalls seit November nach ihm gefahndet. Er soll unter anderem für fünf Raubüberfälle auf Banken in Wien verantwortlich sein – in zwei Fällen blieb es beim Versuch.
Durch Observationen konnte der 26-Jährige schließlich ausgeforscht werden. Vor wenigen Tagen klickten für den Mann sowie drei weitere Personen, die involviert gewesen sein sollen, die Handschellen. Es handelt sich dabei um zwei 25-jährige Frauen und einen Mann (27). Gewohnt haben die Verdächtigen laut Oberstleutnant Dietmar Berger vom Landeskriminalamt Wien in Luxushotels.
Die „Nase“ soll auch im großen Stil gedealt und einen bekannten Suchtgifthändler, der in der Justizanstalt Hirtenberg saß und nach Krems-Stein überstellt wurde, dabei unterstützt haben, aus dem Gefängnis einen Drogenring aufzuziehen. Der Gefangene wurde deshalb heuer zu weiteren elf Jahren Haft verdonnert. Nach dem Komplizen hatte die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt deshalb schon länger gefahndet. Bis zur Festnahme lebte er aber unentdeckt als U-Boot.
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