Aufstand gegen den Rotkreuz-Präsidenten
Wenn sich die niederösterreichischen Führungskräfte des Roten Kreuzes am Donnerstag zu einer internen Ausschusssitzung treffen, dann stehen die Zeichen auf Sturm. Wieder einmal ist der neue Rettungsdienstvertrag mit dem Land der große Streitpunkt. Und wieder einmal sind die Angriffe gegen Landespräsident Josef Schmoll gerichtet. Ihm wird vorgehalten, dass er 2020 mit dem Land schlecht verhandelt habe und seither die Einsatzorganisationen in urbanen Gebieten mit dem Geld nicht mehr auskommen.
Einen entsprechenden Diskussionspunkt hat der Badener Bezirksstellenleiter Gernot Grünwald auf die Tagesordnung setzen lassen. Er sieht akuten Handlungsbedarf. Früher habe man sich die Förderung mit der eigenen Kommune ausgemacht, jetzt komme das Geld über das Land. Grünwald: „Damit kommt weniger Geld von den Kommunen. Wir haben an der Basis ein großes finanzielles Problem. Da ist es die Aufgabe des Präsidenten, das zu lösen.“ Immerhin seien diese Bedenken schon im Jahr 2020 geäußert worden, als der neue Vertrag endverhandelt worden war.
Einige Rot-Kreuz-Funktionäre sprechen bereits von einem Putsch gegen den Präsidenten. Gernot Grünwald hingegen bremst: „Ich habe kein persönliches Interesse, ihn abzusägen.“ Er hoffe vielmehr, dass das interne Gespräch am Donnerstag zu einem positiven Ergebnis führen wird.
In der Landesführung des Roten Kreuzes sei man ständig mit dem Thema konfrontiert, heißt es aus St. Pölten. Es gebe jetzt den neuen Rettungsdienstvertrag und da sei klar, dass da nicht alle mehr Geld bekommen können. „Wichtig ist allerdings, dass das System funktioniert“, so ein Sprecher des Roten Kreuzes. Dazu werde man sich natürlich am Donnerstag der Diskussion stellen.
Protestbrief an Foitik
Der Rettungsdienstvertrag ist aber nicht das einzige Thema, weswegen Josef Schmoll innerhalb des Roten Kreuzes attackiert wird. Vor wenigen Tagen erhielten der österreichische Rot-Kreuz-Präsident Gerald Schöpfer und sein Bundesrettungskommandant Gerry Foitik einen Brief aus Mödling, der von rund 80 Sanitätern unterzeichnet ist. Es geht um die Bezirksleitung, die derzeit nach einem Einschreiten der Landesführung von außen geführt werden muss, weil die Funktionen der Bezirksstelle vorerst ausgesetzt sind.
Zitat aus dem Brief: „Das freiwillige Engagement ist an der Bezirksstelle Mödling seit dieser Intervention auf einem nie da gewesenen Tiefpunkt. Seit der Entscheidung sind viele unserer langjährig für die Bevölkerung engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter enttäuscht und haben ihre ehrenamtliche Arbeit augenscheinlich sogar drastisch reduziert.“
Und: „Das Rote Kreuz Mödling kann erst zur Ruhe kommen, wenn wir zu einer Kommunikation auf Augenhöhe und mit Respekt zurückkehren und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Bezirksstellenleitung – so wie es die Satzung vorsieht – wieder selbst bestimmen können.“
"Wenn die Einsatzfähigkeit nicht mehr gesichert ist, brennt der Hut"
Der Mödlinger Protest ist mittlerweile auch in der Landespolitik angekommen, weil der Mödlinger Landtagsabgeordnete Hannes Weninger (SPÖ) das Thema aufgegriffen hat. Seine Reaktion auf die Vorkommnisse: „Wenn die Einsatzfähigkeit der Rettung nicht mehr gesichert ist, brennt der Hut.“ Er unterstütze jedenfalls die Forderung nach baldigen Neuwahlen „ohne Einfluss von oben und außen“.
In der Landesführung beruhigt man auch in diesem Fall. Es sei nichts Ungewöhnliches, wenn nach einem Wechsel in der Führung vorerst die Bezirksorganisation von außen geführt werde. So könne man in dieser Zeit Klarheit bekommen, wie die Bezirksführung neu aufgestellt werden soll. „Der derzeitige Zustand im Bezirk Mödling ist nur eine Zwischendurchlösung, innerhalb der kommenden sechs Monate wird eine Neuwahl der Bezirksführung im Raum Mödling durchgeführt werden“, heißt es dazu aus der Landesführung des Roten Kreuzes.
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