Alpenchic: So soll das neue Südbahnhotel am Semmering aussehen
"Ohne zusätzliche Gästebetten kann der Semmering touristisch nicht überleben.“ Die klare Botschaft der Touristiker sowie der angeschlagenen Tourismusgemeinde haben sich die Unternehmer und Hoteliers Christian Zeller (Südbahnhotel) und Florian Weitzer (Kurhaus) zu Herzen genommen.
Sie wollen die altehrwürdigen Monumentalbauten am Semmering wach küssen und dafür sorgen, dass die Sommerfrische am Hausberg der Wiener eine Renaissance erlebt. Freilich verfolgen sie dabei wirtschaftliche Interessen.
Doch bevor nur ein einziger Ziegel im heilklimatischen Kurort mitten im UNESCO-Weltkulturerbe umgedreht werden kann, gilt es vor allem besorgte Anrainer davon zu überzeugen, dass die Pläne ihre Lebensqualität nicht beeinträchtigen. Mehr als 80 kritische Bewohner, zum Großteil sind es Zweitwohnsitzer, haben wie berichtet Einwände gegen die geplante Flächenumwidmung rund um das Südbahnhotel eingebracht.
Pläne ausgerollt
Um ihnen die Ängste zu nehmen, haben die Gemeinde und Bauherr Christian Zeller Freitagnachmittag zu einer Infoveranstaltung am Semmering geladen. Dabei wurde erstmals die Konzeptstudie samt diverser Schaubilder und Renderings für den Um- und Ausbau des Südbahnhotels der Öffentlichkeit präsentiert.
Natur- und Denkmalschutz
Wie Zeller und der Geschäftsführer der Südbahnhotel Betriebs GmbH, Stefan Hitzler, gegenüber dem KURIER betonen, handelt es sich bei den vorliegenden Architektenplänen "lediglich um eine erste Konzeptstudie, die im Zuge der weiteren Planungsschritte und in laufender Abstimmung mit den zuständigen Behörden konkretisiert wird“. Schon jetzt seien aber grundlegende Untersuchungen in Sachen Natur- und Denkmalschutz sowie Landschafts- und Ortsbild bzw. Verkehr berücksichtigt worden, sagt Zeller.
Er wolle keine Betonklötze in die Landschaft stellen und damit "die faszinierende Historie und Bedeutung des Südbahnhotels für diese einzigartige Kulturlandschaft gefährden“. Ziel sei es vielmehr, die Faszination rund um das Hotel "mit Fingerspitzengefühl und Gespür in die Gegenwart zu transportieren“.
Kritik, wonach das Hotel zu einer überdimensionalen Bettenburg in der idyllischen Landschaft verkommen könnte, möchten Hitzler und Zeller entkräften. Historisch gesehen erstreckte sich das Südbahnhotel mit allen Nebenhäusern in seiner Blütezeit auf einer Fläche von 350.000 Quadratmetern und umfasste 350 Zimmer.
Aus Gästezimmern wurden Wohnungen
Scheibchenweise wurden aber die Filetstücke verkauft. Derzeit verfügt das Haus nur noch über 90 Zimmer. "Der Bestand hat durch die Parifizierung und den Abverkauf zahlreicher Wohnungseinheiten stark gelitten“, sagt Zeller.
100 Millionen Euro nötig
110 private Wohnungen sind es im Waldhof sowie im ursprünglichen Hoteltrakt. Um ein "wirtschaftlich tragfähiges Gerüst zu schaffen, das einen nachhaltigen, auf die heutigen Bedürfnisse der Gäste zugeschnittenen Hotelbetrieb ermöglicht“, sind 50 Zimmereinheiten in mehreren Zubauten geplant, so Hitzler.
Um die geplanten Zubauten gegenüber dem Altbestand nicht zu dominant erscheinen zu lassen, sollen die Gebäude wie der geplante Spabereich in die Landschaft integriert – also in den Hang gebaut werden. Alle Fahrzeuge sollen von der Oberfläche in eine Tiefgarage verschwinden.
Laut Plan sehen die Hotelerweiterungen eine Bruttogeschoßfläche von 5.000 Quadratmetern vor. Das entspricht etwa 25 Prozent des Bestandes. Ohne modernen Wellnessbereich sei das Hotel in den Nebensaisonen nicht zu bespielen und insgesamt nicht wirtschaftlich zu führen. Zeller rechnet insgesamt mit einem Investitionsvolumen von knapp 100 Millionen Euro, stemmen will er dies mit Investoren.
Freiwilliges UVP-Verfahren
Um sich unnötige Diskussionen zu ersparen, werde man auf freiwilliger Basis ein UVP-Verfahren durchführen. Die Gemeinde und ÖVP-Bürgermeister Hermann Doppelreiter begrüßen die Ausbaupläne. Wie der Ortschef meint, "braucht der Tourismusort qualitativ hochwertige Gästebetten wie einen Bissen Brot“.
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