„Durch wiederholte Schläge mit der flachen Hand, teilweise mit der Faust sowie Stöße, Ziehen an den Haaren, Packen am Arm und Zudrücken, Hin- und Herreißen, Aufschlagen des Kopfes auf der Tischplatte“, wie es in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt heißt. Am Mittwoch begann der Prozess gegen die Frau am Landesgericht Wiener Neustadt.
Die Frauen selbst schilderten die Vorfälle in ihren Aussagen noch dramatischer. „Manchmal habe ich in der Schule schon zu weinen begonnen, wenn ich eine schlechte Note bekommen habe, weil ich wusste, dass das zu Hause wieder bestraft wird“, erzählte eine von ihnen. Aus Verzweiflung habe sie bereits in der Volksschule Unterschriften der Mutter gefälscht, wenn Schläge wegen schlechter Noten zu befürchten waren. Eine andere behauptete gar, mit einem Bügeleisen verbrannt worden zu sein. Blaue Flecken seien von der Mutter überschminkt worden, um in der Schule nicht aufzufallen.
Alles erfunden, wies die Angeklagte die Vorwürfe zurück. Unter den Mädchen habe es immer wieder Streit gegeben, sie selbst habe nie Gewalt angewendet. Fakt ist: Im Zuge einer Geburtstagsfeier im Sommer 2021 eskalierte ein Streit in der Familie, Mutter und Tochter stießen mit den Köpfen zusammen. Nur ein unglücklicher Zwischenfall, beteuerte die Frau. Auch die Verletzung eines Mädchens mit dem Bügeleisen sei nur ein bedauerlicher Unfall gewesen.
Den nächsten Paukenschlag lieferte die Angeklagte mit der Erklärung für die Anschuldigungen gegen sie. Ihre Töchter seien von ihrem Ehemann aufgehetzt worden, behauptete sie. Denn sie sei auf eine Mappe mit Briefen gestoßen, in denen ein jahrelanges Doppelleben ihres Gatten offenbart wurde. Sexuelle Ausschweifungen mit einer anderen Frau – und anderen Paaren. Er habe dafür sogar ein geheimes Postfach angemietet. „Ich bin aus allen Wolken ins Bodenlose gestürzt“, schilderte sie vor Gericht. Als sie den Mann damit konfrontiert habe, habe dieser gedroht, ihr „die Kinder wegzunehmen“.
Lehrerinnen bemerkten keine Zeichen von Misshandlung
Eine Freundin bestätigte als Zeugin: „Ich konnte es nicht fassen, als sie mir die Briefe gezeigt hat. Wir haben ja alle geglaubt, dass in der Familie alles in Ordnung ist.“ Die Töchter hätten viel Zeit mit der Mutter verbracht. Unterstützung erhielt die Frau auch von mehreren Lehrerinnen ihrer Töchter: Diese sagten als Zeuginnen aus, nie auch nur den kleinsten Hinweis auf Missbrauch bemerkt zu haben.
Der Prozess wird im August fortgesetzt.
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