76-Jährige bei Home Invasion fast getötet: Ermittler fassten "Brutalo-Bande"
Abgesehen von den Morden gilt es als eines der "abscheulichsten Verbrechen“ der vergangenen Jahre.
Nachdem mehrere Schwerkriminelle in Untertullnerbach (Bezirk St. Pölten-Land) im vergangenen Februar in ihrem Haus bei einem Raubüberfall eine 76-jährige Frau beinahe zu Tode malträtierten, haben Raub- und Tatortermittler des NÖ Landeskriminalamtes den Fall geklärt und drei verdächtige Bulgaren (35, 39, 40) gefasst. Bei dem 39-Jährigen handelt es sich um einen Schwerverbrecher mit 28 Vorstrafen.
Völlig unbemerkt von der Öffentlichkeit war es am 23. Februar in der 300-Seelen-Gemeinde Untertullnerbach beinahe zu einem Raubmord an einer 76-jährigen Frau gekommen. Im Zuge einer Home Invasion wurde die betagte Dame von Kriminellen in ihrem Haus heimgesucht und beinahe zu Tode misshandelt.
Wehrloses Opfer ausgesucht
Die Verbrecher hatten sich anscheinend bewusst ein, auf Grund ihres schlechten Allgemeinzustandes "wehrloses Opfer“ ausgesucht. Zumindest zwei maskierte Männer waren an dem Freitagabend in das Haus eingedrungen und hatten die 76-Jährige mit Gewalt brutal niedergerungen. Zugang zum Wohnhaus sollen sich die Verdächtigen über die Terrassentür im Obergeschoss verschafft haben.
Obwohl keine Gegenwehr zu erwarten war, wurde die Frau geschlagen und festgebunden. Ihr Kopf wurde mit Tüchern und Vorhängen aus dem Wohnraum eingewickelt, wodurch das Opfer nicht mehr sehen konnte und nur schwer Luft bekam. Außerdem fesselten die Täter ihr Opfer mit Telefonkabel an Händen und Füßen, erklärt der Leiter des NÖ Landeskriminalamtes, Stefan Pfandler.
Opfer musste 20 Stunden lang ausharren
Anschließend durchsuchten die maskierten Gangster mehr als eine Stunde das Wohnhaus nach Geld, Schmuck und Wertsachen. Ein als Safe verwendeter Waffenschrank wurde dabei aus der Wandverankerung gerissen und aufgebrochen.
Die Kriminellen ließen die betagte Frau gefesselt und geknebelt zurück. Fast 20 Stunden musste sie in dieser für sie "lebensbedrohlichen Lage“ ausharren, ehe Angehörige die 76-Jährige fanden und die Rettungskette in Gang setzten. "Es ist dem Zufall zu verdanken, dass nach der Fesselung der Extremitäten über einen so langen Zeitraum keine Amputationen nötig waren", sagt Pfandler.
Besonders quälende Verletzungen
Die schwer Verletzte wurde in einem lebensbedrohlichen Zustand ins Krankenhaus eingeliefert. Sie erlitt bei dem Angriff zahlreiche Verletzungen im Bereich der Arme, Beine und des Rückens sowie Funktionsstörungen am Herzen. Durch einen ärztlichen Sachverständigen wurden die Verletzungen als "schwer und besonders quälend" beurteilt.
Die Täter dagegen flüchteten mit einer Beute in Höhe eines mittleren fünfstelligen Euro-Betrags. Darunter befanden sich Bargeld, Goldmünzen und Schmuckstücke.
Nun, ein halbes Jahr später, ist der Fall geklärt. Geglückt ist das durch die intensive Arbeit der Tatort- und Raubgruppe, so Pfandler. Als Hauptverdächtige konnten drei einschlägig vorbestrafte Männer (35, 39 und 40 Jahre) ausgeforscht werden. Alle drei werden als "reisende Täter" eingestuft. Bei dem 39-jährigen Beschuldigten handelt es sich um einen "Intensivtäter" mit 28 Vorstrafen, heißt es. Von versuchtem Mord bis Raub, Diebstahl und Körperverletzung sei alles dabei.
Haftbefehle gegen alle vier Beschuldigten
Als Mittäter zu den drei Hauptverdächtigen konnte ein 43-Jähriger, ebenfalls vorbestrafter Mann ausgeforscht werden. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten erließ gegen alle vier Beschuldigten aufgrund des dringenden Tatverdachts europäische Haftbefehle.
In Folge dessen konnten der 35-Jährige und der 43-Jährige in Bulgarien und der 40-Jährige in Tschechien verhaftet werden. Alle drei wurden mittlerweile nach Österreich überstellt, verweigerten jedoch die Aussage. Sie befinden sich derzeit in Untersuchungshaft in der Justizanstalt St. Pölten.
39-Jähriger noch nicht lokalisiert
Der Aufenthaltsort des 39-Jährigen konnte bislang noch nicht festgestellt werden, dazu laufen Maßnahmen, wie es heißt. Für Innenminister Gerhard Karner ist die Klärung ein "wichtiger Schlag gegen die Organisierte Kriminalität“, betonte er am Freitag bei vor Medien in Mödling.
Professionelle Tatortarbeit und Ausdauer bei den Ermittlungstätigkeiten würden kontinuierlich zum Erfolg führen, erklärte Landespolizeidirektor Franz Popp.
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