Neue Ausstattung für Badner Bahn: 135 Jahre alt und voll mobil

Neue Ausstattung für Badner Bahn: 135 Jahre alt und voll mobil
Neue Fahrzeuge sorgen bei der Badner Bahn zwischen Wien und NÖ für moderne Ausstattung von Barrierefreiheit bis WLAN

Schon 1911 war eine Fahrt mit der Badner Bahn „sehr schön“ und hat „sehr gefreut“. Jedenfalls die kaiserliche Familie, die in ihrem Hofsalonwagen gerne zwischen Wien und Baden hin und her reiste. Übrigens der „prächtigste Strassenbahnwagen, den die Welt bisher gesehen hat“ – laut damaligen Medien. Auch Kaiser Karl I. pendelte wenige Jahre später oft hier, der Anlass war mit dem Ersten Weltkrieg allerdings kein schöner, das Armeeoberkommando lag in Baden.

Der Urenkel des damaligen Triebwagen 200 schlägt diese Woche ein neues Kapitel in der langen (Gründung der Actiengesellschaft der Wiener Localbahnen 1888) Geschichte der Traditionsbahn auf. Der TW500 ist vielleicht nicht so luxuriös wie der berühmte Vorgänger, Reisen macht er aber viel komfortabler. Und „der neue Zug läutet eine neue Ära für die Badner Bahn ein“, so Wiens Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SPÖ). Ressort-Kollege Ludwig Schleritzko (ÖVP) aus NÖ sieht die Regionalbahn vor allem als „eine wichtige Verbindung für die Pendlerinnen und Pendler südlich von Wien. Tausende sind damit täglich auf dem Weg in die Arbeit.“

Neue Ausstattung für Badner Bahn: 135 Jahre alt und voll mobil

Die Badner Bahn kann auf eine lange Geschichte verweisen

Video: Die neue Badner Bahn

Tradition und Hightech

„Das neue Fahrzeug erfüllt viele Wünsche unserer Fahrgäste“, betonte Monika Unterholzner, Geschäftsführerin der Wiener Lokalbahnen (WLB), am Montag beim „Stapellauf“ der neuen Garnitur. „Ein wichtiger Schritt, denn es braucht moderne Fahrzeuge, um Öffis attraktiv zu machen“, heißt es weiters von den WLB.

Um was geht’s? Die ersten TW500 gehen diese Woche auf Schiene, bis Ende März sind alle 18 neuen Fahrzeuge im Einsatz. Sie ersetzen die TW100, die bis zu 40 Jahre auf dem Buckel haben. 14 Stück der neueren, aber auch schon 20 Jahre alten TW400, bleiben vorerst. Denn bis zu 26 Garnituren sind gleichzeitig auf der Strecke.

Die neuen Züge bieten als Niederflurgarnituren vor allem Barrierefreiheit. Dazu kommen je zwei Plätze für Rollstühle und Kinderwagen. Zusätzlich gibt es serienmäßig Klimatisierung sowie Videoüberwachung. Doppeltverglaste Fenster schützen im Sommer auch vor Hitze und speichern im Winter die Wärme im Inneren besser. Bremsenergie wird über eine Energierückgewinnung ins Netz eingespeist.

Mit 74 Sitzplätzen verfügt der TW500 außerdem über zehn bzw. vier zusätzliche Sitzplätze gegenüber den bisher eingesetzten Zügen. Es darf aber auch ein bisserl Tradition sein: die charakteristischen Tische der Badner Bahn bei den Vierersitzen bleiben erhalten. Modernes Reisen ermöglichen Gratis-WLAN, Steckdosen und USB-Lademöglichkeiten für Smartphone, Tablets und Laptops, für vollen Durchblick sorgt eine neue elektronische Fahrgastinformation.

Auch wenn eine Fahrt mit der Badner Bahn von Wien Oper bis Baden Josefsplatz mit mehr als einer Stunde deutlich länger als eine auf der Südbahn dauert, ist die Regionalbahn sehr beliebt. Erreicht sie doch etliche größere Gemeinden abseits von Südbahn oder Pottendorfer Linie (Traiskirchen, Guntramsdorf, Wiener Neudorf) und legt auch in der SCS einen Stopp ein. 2019 erreichte man 13,4 Millionen Fahrgäste, 2010 waren es noch 10,7 gewesen. Nach einem Corona-Tief mit nur 9,3 Millionen 2020 steigt die Beliebtheit wieder deutlich.

7,5-Minuten-Takt

Die Anschaffung der neuen Züge hatte einige Verspätung aufgerissen. Denn beim ersten, 2016 angestoßenen Vergabeverfahren, hatte es einen Bietermangel gegeben. Den Lokalbahnen wurde schließlich vom Verwaltungsgericht Wien eine Neuausschreibung zugestanden. Sie startete 2018. Produziert werden die Züge  im Wiener Werk von Alstom (vormals Bombardier). Das Verfahren zur behördlichen Betriebsbewilligung wurde nun kurz vor Weihnachten 2022  positiv abgeschlossen.

Thema ist immer wieder eine Taktverdichtung. Seit Dezember 2020 existiert zwischen Wien Oper und Wiener Neudorf  bereits ein  7,5-Minuten-Takt  von 6.30 bis 21 Uhr. Mit Dezember 2023 soll dieser bereits ab 5 Uhr früh gelten. Laut einem Verkehrsdienstevertrag der WLB mit dem VOR könnte ab 2028 durchgehend von Wien bis Baden alle 7,5 statt wie derzeit alle 15 Minuten gefahren werden. 

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