10 Jahre hat es gedauert: Semmering-Basistunnel ist fertig gegraben
"Es ist geschafft!" Mit einer Jubelmeldung haben die ÖBB am Freitag einen Meilenstein beim Bau des Semmering-Basistunnel bekannt gegeben. Rund zehn Jahre nach dem Baustart ist der letzte Meter Tunnel gegraben bzw. gesprengt. Beide 27,3 km langen Röhren sind damit vom niederösterreichischen Gloggnitz bis ins steirische Mürzzuschlag fertig gegraben.
Geologische Störung
Nachdem bereits 98 Prozent des unterirdischen Röhrensystems im Vorjahr fertig gegraben, gesprengt und gebohrt waren, stellten die letzten hundert Meter die Mineure vor die größte Herausforderung. Der noch übrige Abschnitt führte laut ÖBB durch die "komplexeste geologisch-tektonische Struktur der Ostalpen“. Seit 2019 verlangt die sogenannte Grasberg-Nordrand-Störung den Ingenieuren alles ab.
Mit über 10 Bar drückt das Bergwasser in der Störungszone gegen das Gestein. Es macht den Bagger- und Sprengvortrieb zu einem aufreibenden Lotteriespiel.
Dementsprechend groß war die Freude am Freitag, als der letzte Durchschlag erfolgte. "Schwierige Bedingungen konnten mit größtem Einsatz und technischem Know-how gemeistert werden. Jetzt wird in den nächsten Monaten die Betoninnenschale fertig gestellt, und dann kann die technische Tunnelausrüstung starten", heißt es bei den ÖBB.
Erste Fahrgäste rollen 2030 durch den Tunnel
Andreas Matthä, Vorstands-Vorsitzender der ÖBB Holding AG: "Ich möchte an diesem historischen Tag allen am Bau Beteiligten herzlich gratulieren, besonders den Mineuren. Nach zehn Jahren Tunnelvortrieb ist der letzte Meter geschafft und ein wichtiger Meilenstein erreicht. Es liegt aber auch noch viel Arbeit vor uns, bis unsere Fahrgäste 2030 komfortabel in weniger als zwei Stunden von Wien nach Graz fahren können. Für die Zukunft des Bahnverkehrs ist der Semmering-Basistunnel eine nachhaltige Investition. Als Teil der neuen Südstrecke stärkt er den Baltisch-Adriatischen Korridor und die heimische Wirtschaft.“
50 Minuten schneller in Graz
Wie Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) meint, wird man auf dem Weg in und durch die Steiermark einen massiven Fahrzeitgewinn auf der Schiene erleben. "Der Zug wird damit auch auf dieser Strecke zu einer noch schnelleren, leistbaren und dabei nachhaltigen Alternative zum Pkw." Die Fahrzeit auf der Strecke Wien - Graz verkürzt sich durch den Tunnel um 50 Minuten.
Als bitterer Beigeschmack bei dem Projekt bleiben die Kosten. Die Komplikationen haben den Zeitplan um fast vier Jahre nach hinten geworfen, die Kosten sind von 3,5 auf 3,9 Milliarden Euro angewachsen. Alleine die Preissteigerung durch die Ukraine-Krise hat laut ÖBB etwa 200 Millionen Euro ausgemacht.
Der Zeitplan
Mit dieser Woche sind insgesamt 14 Tunnelvortriebe erfolgreich abgeschlossen. 2020 hat bereits der "Innenausbau“ der Röhren begonnen. "Dabei wird der Tunnel mit einer Betoninnenschale ausgekleidet, fast 45 km von insgesamt 55 km in zwei Röhren sind bislang gebaut. Nach Fertigstellung der Innenschale erfolgt als letzter Schritt noch die bahntechnische Tunnelausrüstung, bevor letztendlich die Züge durch den Tunnel fahren können", so die ÖBB.
Baubeginn für die Tunnelausrüstung ist im Sommer 2025. Die ersten Züge fahren 2030 durch den Tunnel.
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