Verletzte Bergsteiger nach zwei Nächten vom Großglockner gerettet

Verletzte Bergsteiger nach zwei Nächten vom Großglockner gerettet
Wie die Tschechen vor ihrer Rettung durch einen Polizeihubschrauber zwei Nächte lang auf 3.205 Meter in einem Not-Biwak ausharrten.

Etagenbetten, ein kleiner Tisch, eine Kochgelegenheit: So sah die Unterkunft für einen 25- und einen 39 Jahre alten Tschechen seit Sonntagabend aus. Und sie ist wohl der Platz, der den Männern das Leben gerettet hat - das sogenannte Glockner-Biwak auf 3.200 Meter Seehöhe, erbaut auf einem Felsen auf einem Gratbuckel an der Nordwand des Glocknerkees.

Dort saß das Duo fest, nachdem es am Sonntag um 20 Uhr einen Notruf abgesetzt hatte. Zuvor waren die Alpinisten, die als erfahren gelten und gut ausgerüstet waren, in einen Steinschlag geraten und verletzt worden. Sie konnten sich noch in das Notbiwak retten. 

Am Dienstag gegen 9 Uhr dann die erleichternde Meldung: Die Männer konnten sicher von einem Polizeihubschrauber ins Tal gebracht werden. "Beiden geht es den Umständen entsprechend gut. Sie sind auf den Beinen. Einer dürfte eine Schulterverletzung haben", erklärte Alpinpolizist Alexander Wohlgemuth. Der zweite Mann erlitt offenbar eine Verletzung am Schienbein, was einen Abstieg unmöglich machte.

Verletzte Bergsteiger nach zwei Nächten vom Großglockner gerettet

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Verletzte Bergsteiger nach zwei Nächten vom Großglockner gerettet

"Die beiden waren gut ausgerüstet und Alpinisten. Sie hatten einfach Pech, dass sie genau in den Steinschlag gekommen sind", erklärte auch Klaus Brandstätter, Ortsstellenleiter der Bergrettung Heiligenblut, die mit acht Männern im Einsatz stand.

Weiterflug ins Krankenhaus Lienz

Die Verletzten wurden nach ihrer Rettung direkt ins Krankenhaus geflogen. "Im Bereich der Kaiser-Franz-Josefs Höhe wurde das Duo der Crew des Rettungshubschraubers C7 übergeben, welcher die Tschechen mit Verletzungen unbestimmten Grades ins Krankenhaus nach Lienz flog", wie die Landespolizeidirektion Kärnten in einer Aussendung mitteilte.

Verletzte Bergsteiger nach zwei Nächten vom Großglockner gerettet

Zuvor wurde mehrfach vergeblich versucht, die Männer vom Berg zu holen, doch wegen des stürmischen Windes blieben die Rettungsversuche mit einem Polizeihubschrauber des Innenministeriums sowohl am Sonntag als auch am Montag vergeblich. "Wir waren am Montag schon bis auf 20 Meter an den Männern dran, doch der Wind war einfach zu stark", schilderte ein Alpinpolizist dem KURIER die dramatischen Versuche.

Kontakt mit Alpinisten über Handy

Da sich die Männer in einem guten Zustand befanden, verzichtete die Bergrettung, nach Rücksprache mit den beiden Verletzten, mit denen man übers Handy Kontakt hielt, auf den rund sechsstündigen Aufstieg. 

Das Duo habe Essen mit, in der Biwakschachtel ist es nicht kalt und die Männer hätten stumpfe Verletzungen, erklärten die Einsatzkräfte. Wären die Verletzungen schwerer, wäre die Bergrettung unverzügliche aufgestiegen. Doch unter diesen Voraussetzungen sei das Risiko, dass eine Nassschneelawine abgeht, als zu groß eingeordnet worden.

Am Dienstag um 7 Uhr fand dann die nächste Einsatzbesprechung der Rettungskräfte zur Lagebeurteilung statt. Mit Erfolg. 

Hätte der Hubschrauber nicht starten können, wäre die Bergrettung heute fix zur Rettung der Alpinisten ausgerückt. "Der Hubschrauber hätte die Bergretter bis zur Kaiser-Franz-Josef-Höhe fliegen, was den Aufstieg zum Biwak um die Hälfte verkürzt hätte", erklärt Wohlgemuth.

15-stündiger Rettungseinsatz

Erst im Jänner hatte die Rettung von drei anderern Tschechen am Glockner für Schlagzeilen gesorgt. Die Männer hatten trotz Schlechtwetter die Erstbesteigung einer neuen Route versucht, mussten dann aber bei Wind, Schnee und Kälte in einem 15 Stunden dauernden Einsatz gerettet werden.

Die Bergretter, die wegen des schlechten Wetters nicht auf einen Hubschrauber zurückgreifen konnten, mussten sich im Jänner über 200 Meter abseilen, um zu dem Trio zu gelangen. „Da darf man nicht vergessen, dass die Bergretter ja vor den 15 Stunden auch schon was getan haben“, erklärte Peter Tembler, Ortsstellenleiter von Kals damals.

Werden die Leute leichtsinniger?

„Sie trauen sich mehr zu als früher, gehen die Dinge unbekümmerter an“, sagte Tembler in einem früheren KURIER-Interview. „Aber die Menschen kennen auch ihre Grenzen weniger.“

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