Millionenbetrug mit Kryptowährung: Das Mastermind, das aus Brasilien kam
Die Erwartungshaltung am Dienstag war groß in Saal 29 des Landesgerichts Klagenfurt. Denn jener Mann, dessen Name seit Prozessbeginn Mitte September 2023 unzählige Male gefallen war, erschien nun endlich persönlich vor Richterin Claudia Bandion-Ortner.
Ganz in schwarz gekleidet, ohne Bart, mit Tränentätowierung unter dem Auge.
Seit Ende April 2023 saß der 39-Jährige gebürtige Italiener in Brasilien in Auslieferungshaft. Nach gut einem Jahr hat er diese nun seit Dienstag mit der Anklagebank in Klagenfurt getauscht, wo ihn bereits weitere acht Angeklagte in Empfang nahmen.
Im Zirkel der Gründer
Laut der Staatsanwältin der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, Caroline Czedik-Eysenberg, soll der 39-Jährige klar zu den Gründern der Kryptobande rund um das EXW-Wallet-Firmengeflecht zählen. Er selbst bezeichnete sich als Leiter des Vertriebs.
Die Angeklagten sollen für einen Schaden von 100 Euro Millionen, verursacht bei 40.000 Opfern weltweit, verantwortlich sein. Wobei sich die Zahl der Geschädigten noch erhöhen könnte, wie am Dienstag erklärt wurde.
Dem angeklagten Männern wird gewerbsmäßiger schwerer Betrug, Geldwäsche, Pyramidenspiel und kriminelle Vereinigung vorgeworfen.
Doch wie kam es dazu?
Der 39-Jährige, der vor allem in der Gastronomie tätig war ("WärenS mal besser dabei blieben", Bandion-Ortner), lieferte tiefe Einblicke. Nach Brasilien hatte es ihn im Jahr 2022 verschlagen. "Meine Freundin ist von dort und deswegen sind wir dorthin gezogen", gab der Südtiroler an.
Zwei Schulabbrecher leben in Saus und Braus
Laut Staatsanwaltschaft soll der 39-Jährige, der sich teilgeständig zeigte, ähnlich wie der Hauptangeklagte 26-Jährige, ein Leben in Saus und Braus geführt haben. Für das auch ein Großteil der Einnahmen der EXW-Kunden verprasst worden sein soll.
Das Duo verbindet darüber hinaus noch ein weiterer Umstand: Beide brachen die Schule vorzeitig ab. Sowie: Beide gaben sich in ihren Aussagen vor Gericht äußerst redegewandt. Der Südtiroler unterstrich seinen Weg bei EXW dabei mit ausladenden Gesten.
Die Staatsanwaltschaft
wirft mittlerweile elf Angeklagten (neun waren am Dienstag vor Gericht anwesend) gewerbsmäßig schweren Betrug, Geldwäscherei, Ketten- und Pyramidenspiel sowie kriminelle Vereinigung vor. Das Strafmaß beträgt ein Jahr bis zehn Jahre Freiheitsstrafe.
Das Prinzip
Die Angeklagten sollen Investoren hohe Gewinne versprochen bei Investments in Immobilienprojekte, den Handel mit Kryptowährungen und in die eigens geschaffene Kryptowährung (EXW-Token) versprochen zu haben. Doch mit diesem Geld sollen sie in Saus und Braus gelebt haben
Die Schadenssumme
hat sich im Laufe des Prozesses ständigt erhöht. Von zunächst 14 Millionen auf 17,6 Millionen. Mittlerweile geht die Staatsanwaltschaft von 100 Millionen Euro aus. Es gibt mindestens 40.000 Opfer.
"Ich bin sehr dankbar, jetzt in Österreich zu sein. Brasilien war die Hölle", begann der 39-Jährige seine Aussage. Der angab, bereits vor EXW sehr viel verdient zu haben. Und laut eigener Aussage offenbar auf Du-und-Du mit "Leadern", sowie elf Nobelpreisträgern war und für seine Kommunikation bewusst militärische Strategien gewählt haben will.
Bandion-Otner: "Was für Nobelpreisträger waren das denn?" Angeklagter: "Vorwiegend aus Russland." Richterin: "Den Friedensnobelpreis haben sie dann eher nicht bekommen."
Struktur, oder Kunst
Gegen 10.30 Uhr griff der 39-Jährige dann zu Stift und Papier, um die Firmenstruktur und die Hierarchien von EXW zu veranschaulichen. Kommentar des Angeklagten, als er das Blatt Papier Bandion-Ortner reicht: "Immer noch schwierig, oder?" Kommentar der Richterin: "Moderne Kunst, oder?"
Auch in Kärnten war der gebürtige Italiener eine Zeit lange gemeldet und geschäftlich aktiv. "Aber die wollten alle nur Geld von meinen Netzwerken", sagte er.
Thema waren auch Streitigkeiten über die Auszahlung von Geldern unter den EXW-Mitgliedern.
Urteil wohl im Juni
Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.
Die Zahl der Angeklagten bleibt an diesem Tag aber unverändert. Denn ein weiterer möglicher Gründer von EXW befindet sich weiter auf der Flucht - in Dubai. Mit einem Urteil wird im Juni gerechnet.
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