Funkloch in Kärnten geschlossen: Bis Ende 2028 Digitalfunk für ganz Österreich
Wenn der schwarze Innenminister (Gerhard Karner) mit dem roten Landeshauptmann (Peter Kaiser) vor die versammelte Kärntner Presse tritt, dann gibt es etwas zu verkünden.
Etwas, worauf die Einsatzorganisationen von Rettung bis Polizei im Süden des Landes seit stolzen 16 Jahren warten: Die Einführung des Digitalfunks. Am Dienstag wurde das entsprechende Abkommen im Spiegelsaal im Amt der Kärntner Landesregierung in Klagenfurt unterzeichnet.
Doch was hat Tirol, in dem das Funksystem nach der Vergabe im Jahr 2004 schließlich als erstes in Österreich bereits 2006 in den Vollbetrieb ging, Kärnten voraus?
Außer 18 Jahren, die bewiesen haben, dass der Digitalfunk einwandfrei funktioniert.
Selber Informationsstand für alle
Der zentrale Vorteil des Digitalfunks neben einer sicheren, verschlüsselten Kommunikation: Auf dem gemeinsamen Behördenkanal können alle Beteiligten mithören und verfügen somit über denselben Informationsstand. Zusätzlich gibt es, sollten die Retter selbst in Gefahr geraten, einen Notfallknopf.
Am Dienstag lautet die Erklärung von offizieller politischer Seite so:
"Wir haben heute einen wichtigen Augenblick für die Kärntner Rettungsorganisationen. Wir werden eine Vereinbarung unterzeichnen, der viele Gespräche vorausgegangen sind. Und was lange dauert, wird nun gut", verkündete Landeshauptmann Peter Kaiser.
Historischer Schritt
Und auch Innenminister Karner sagte: "Die Unterzeichnung kann man fast als historisch bezeichnen, zumindest als Meilenstein für die Sicherheitsarchitektur in dem Land."
Bis Ende 2028 soll das Digitalfunknetz nun österreichweit flächendeckend gegeben sein. Nachdem die Funk-Lücke in Kärnten nun geschlossen ist. Aktuell gibt es österreichweit 1.700 Basisstationen im Endausbau sollen es dann über 2.000 sein.
Insgesamt gibt es aktuell 113.000 Endgeräte, die das Digitalfunksystem nutzen. Von Polizei über Asfinag bis Bergrettung.
37,6 Millionen Euro werden dabei heuer allein vom Innenministerium für das System investiert.
Digitaler Probelauf in Kärnten bereits 2008
Dabei konnten sich die Kärntner Behörden von den Qualitäten des Digitalfunks bereits im Jahr 2008 überzeugen. In der Landeshauptstadt Klagenfurt wurde der Digitalfunk damals für die Polizei anlässlich der Fußball-Europameisterschaft eingeführt.
Versprochen wurde danach Vieles, gehalten wenig. Kaiser erklärte auch, dass ab 2103 "die Problematik des Digitalfunks in die zweite Reihe gerückt" sei. Nun seien die Verhandlungen aber erfolgreich verlaufen.
Und so wartet der Rest von Kärnten eben seit 16 Jahren auf einen flächengreifenden Digi-Funk.
Zum Thema wurde die Technik vor allem immer dann, wenn schwere Unwetter über das Land zogen. Was in den Vergangenheit so gut wie jährlich der Fall in Kärnten war. So wie etwa zuletzt im August 2023.
Katastrophenschutzreferent seit Jahren gegen Digitalfunk
Ein Mann trat dabei besonders als Verhinderer des Digitalfunks in Erscheinung: Landesrat und Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (SPÖ). Sein Argument gegen die Technik: Er wolle für Kärnten eine innovative Lösung finden.
Im KURIER-Interview sagte Fellner erst im August 2023 auf die Frage, ob es weiter ein klares Nein von ihm zum Digitalfunk gebe: "Ja. Ich setze auf kein veraltetes System."
Am Dienstag war davon keine Rede mehr. "Die Zeiten ändern sich und man wechselt die Positionen. Ich bin ein hartnäckiger Verhandlungspartner", sagte Fellner.
Woher kommt der Meinungsschwenk?
Doch woher kommt der Meinungsschwenk? Die Antwort gab sich Fellner selbst: "Wir haben in der Regierungszusammenarbeit festgeschrieben, dass wir bis zur Halbzeit entscheiden werden, welche Technologie wir verwenden wollen. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass sich in den kommenden zehn Jahren kein neues System etablieren wird. Was wir aber brauchen werden, sind Funkstandorte", betonte Fellner.
Mit seinen aktuellen Verhandlern habe er sich gehört und verstanden gefühlt und darum gab es nun ein Ja zum alten, neuen System.
250 Sendeanlagen für Kärnten
Und somit bekommt Kärnten im Endausbau nun über 250 Sendeanlagen. 145 Anlagen wird das Land Kärnten selbst errichten, die Kosten für den Betrieb übernimmt das Innenministerium.
Oder wie es Landeshauptmann-Stellvertreter Martin Gruber (ÖVP) auf den Punkt brachte: "Was lange währt, ist endlich gut."
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