Hollywood-Prinzessin des Dorfplatzes: Diese Stars werden in Kärnten erwartet
Es war einmal. So beginnen Märchen. Und so kann wohl auch das beschrieben werden, was heute die (Welt-)Öffentlichkeit auf die kleine Marktgemeinde Eberstein im Kärntner Görtschitztal blicken lässt.
Denn um 11 Uhr wird am Dorfplatz des 1.200-Einwohner-Orts niemand geringerer erwartet als Hollywood.
Ob ein Hauch davon, oder das ganz große Aufgebot, blieb bis zum Schluss offen.
"Huh" im Anflug?
„Der Huh soll kommen“, sagt der Mann in kurzen Hosen, der vor dem Gasthaus neben der Hauptstraße sitzt. Seinen Namen will er nicht verraten. Mit „dem Huh“, den viele im Ortszentrum, also zwischen Gemeindeamt und Gasthaus so nennen, ist niemand geringer als Schauspieler Hugh Grant gemeint. Bekannt aus Filmen wie „Tatsächlich Liebe“, „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ oder „Notting Hill“.
Notting Hill ade
Wie der „Huh“ von Notting Hill nach Eberstein kommt? Es war einmal ...
... vor einigen Jahren, als Ebersteins Bürgermeister Andreas Grabuschnig (ÖVP) nach Graz reiste und dabei zufällig das Gemälde der adeligen Anna von Eberstein (1378–1418) entdeckte. Ihres Zeichens Erbin der Burg Eberstein, die über dem Ort im Görtschitztal thront.
Die Gemeinde kaufte das Gemälde an. Grabuschnig, kariertes Hemd und richtige Hugh-Aussprache, präsentiert es Besuchern stolz im Trauungssaal der Marktgemeinde. „Wir haben recherchiert und sind draufgekommen, dass die adelige Anna mit Anna Grant verwandt ist. Und so entstand die Idee, den beiden Ikonen auf Grundlage des Gemäldes ein Denkmal zu errichten“, erzählt der Ortschef.
Besagte Skulptur steht seit Herbst direkt vor dem Gemeindeamt – neben Maibaum, Springbrunnen mit Eberfigur und freiem Blick auf Schloss Eberstein. Das zwar in Privatbesitz ist, auf dem es aber für Hugh Grants Ehefrau Anna am Samstag eine Privatführung geben soll.
Cinderella
Die 44-jährige Anna Grant, wird auf der Tafel unter der Skulptur übrigens so beschrieben: „Anna Grant, geborene Eberstein, ist ein wenig wie Cinderella für die Norische Region. Der passende Schuh, die passende ‚Prinzessin‘ zu einer hoffnungsvollen Zukunft.“
Prinzessin des Dorfplatzes
Wie darf man die lobenden Worte auf die Prinzessin des Dorfplatzes verstehen, will man vom Bürgermeister wissen? „Als Marketing“, lautet die Antwort mit einem Lächeln. Ernstgemeint ist aber das Lob für die Skulptur von Künstler Franz Muhr. Und jenes für Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Der am Samstag ebenso wie sein Stellvertreter Martin Gruber (ÖVP) bei der Einweihungsfeier am Dorfplatz erwartet wird.
Anna von Eberstein
lebte um die Jahrhundertwende des 14. und 15. Jahrhunderts. Sie war eine Adelige des Herzogtums Kärntens sowie Erbtochter und als solche im Besitz der Festen Eberstein und Hornburg. Die Mutter von fünf Töchtern war zweimal verheiratet. Zunächst mit Dietrich von Teuffenbach, dann mit Günther von Herberstein. Die Brautwerbung von Herberstein um die schöne Witwe fand auch Einzug in die Weltliteratur. Friedrich von Schiller verarbeitete dies in der Wallenstein-Trilogie
Anna Grant
wurde in Schweden als Anna Eberstein geboren und hat einen Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften. In London war sie als Werbeproduzentin für einen der größten Sportkanäle der Welt tätig. Die Ebersteins wanderten um 1700 von Brandenburg nach Schweden aus
1474
Eberstein wird seit dem Jahr 1474 als Markt bezeichnet. Seit dem 16. Jahrhundert wurde in dem Ort Eisen verarbeitet. Der letzte Hochofen wurde 1885 ausgeblasen
„Wir und der Landeshauptmann haben Briefe an Frau Grant geschrieben und irgendwann kam dann die Zusage, dass sie zur Einweihungsfeier kommt. Was uns sehr gefreut hat“, erklärt der Bürgermeister. Ob er je etwas Vergleichbares in seiner 21-jährigen Amtszeit erlebt habe? Eine Brunneneröffung auf einer Alm habe es einmal gegeben, erzählt er. Aber nein, so viel Medieninteresse sei eine Premiere. Was nicht bedeutet, dass Grabuschnig deswegen nervös sei. „Wir freuen uns darauf, aber nervös bin ich nicht.“
Kurztrip
Das Ganze sei auch eher als Kurztrip angelegt. In der Früh landet der Flieger samt Anna Grant und Familie in Klagenfurt, dann geht es nach Eberstein – Fahrzeit: eine gute halbe Stunde – und am Abend soll wieder retour nach London gejettet werden.
Und was ist jetzt mit dem „Huh“? Kommt er, oder kommt er nicht? „Das weiß niemand“, sagt Grabuschnig ruhig. Und legt nach: „Werden wir dann eh sehen.“ Sein Traum wäre aber zumindest, dass ihm seine Frau Anna von dem wunderbaren Schloss Eberstein berichtet und sich der Schauspieler davon überzeugen lässt, dort einmal zu drehen.
Es war einmal in Eberstein, als ein Hollywood-Film geboren wurde.
Kommentare