Sie sprechen die steigenden Passagierzahlen an. Gerade bei den Fluggästen aus Slowenien gab es ein Plus. Muss der Kärntner seinen Flughafen als Abflugort erst entdecken?
Wir haben auch ein Plus bei den Österreichern. Aber es war schon sehr spannend zu sehen, dass Flugverbindungen, die es von Ljubljana nicht gibt, vermehrt von Gästen aus Slowenien genützt wurden, etwa Flüge nach Palma und Alicante. Im Jahr 2023 waren bereits über 18 Prozent unserer Passagiere aus Slowenien. Dies ist ein wichtiger Baustein am Flughafen Klagenfurt auf den wir künftig setzen: Uns so zu positionieren, dass wir Destinationen anbieten, die Graz oder Ljubljana nicht haben. Hier findet sich sicher genug Platz dazwischen, damit wir uns ordentlich entfalten können.
Mag der Kärntner seinen Flughafen überhaupt?
Teilweise schon. Der Kärntner schätzt wieder von hier fliegen zu können. Es ist aber sicher zwiegespalten. Manche sind sicher keine Fans, wenn man sich die Kommentare unter Artikeln ansieht. Wichtig ist, dass das Unternehmen als Teil der Infrastruktur in Kärnten angenommen wird. Schauen Sie nach Salzburg, da mögen die Menschen ihren Flughafen. Da wird es als nett und sympathisch erachtet, dass man von Salzburg wegfliegen kann.
Salzburg bietet aber auch mehr Verbindungen als Klagenfurt an.
Wir müssen den Kärntnern nahebringen, dass man von Klagenfurt wirklich gut abfliegen kann. Und dass sie auch bewusst schauen, welche Flüge es gibt und wieviel sie kosten, bevor sie automatisch mit dem Auto nach Triest, oder mit dem Zug nach Wien zum Flughafen fahren. Das hängt natürlich stark vom Angebot ab. Umso mehr Angebot ich habe, umso eher wird es angenommen. Das ist wie bei einem Einkaufszentrum. Wenn ich nur ein Geschäft habe, dann fährt keiner hin, wenn ich aber zehn Geschäfte nebeneinander habe, dann fährt man schon eher hin.
Ab April gibt es von Klagenfurt wieder Tagesrandflüge nach Wien. Machen Flüge von Klagenfurt nach Wien so knapp vor der Fertigstellung der Koralm überhaupt noch Sinn?
Die Koralm ist fertig, aber nicht der Semmering Basistunnel. Und der Vorteil beim Fliegen ist schon, man steigt hier ein, gibt den Koffer ab und erhält ihn am Zielort zurück. Der Abflug ist um 5:45 Uhr in Klagenfurt, dann ist man um 6:30 Uhr in Wien und erreicht mit kurzen Umsteigezeiten über 80 Ziele.
Es braucht also auch mit ausgebauter Bahn den Flughafen Klagenfurt?
Es braucht den Flughafen unbedingt. Die Politik steht dahinter, die Wirtschaft will ihn haben und ebenso der Tourismus. Hier sind wir auch in enger Abstimmung mit der Kärnten Werbung, um das Incoming voranzutreiben.
Was es auch braucht, ist Geld, damit sich der Flughafen selbst erhalten kann. Es geht um Flächenvermietungen, aber auch ein Flugsimulator wurde angesprochen. Ist von diesen Plänen etwas greifbarer geworden?
Ja, wir haben für 2024 eine Kapitalerhöhung bekommen, damit können wir Investitionen starten. Eine der wichtigsten wird ganz klar der neue Stützpunkt des Innenministeriums sein. Aus unserer Sicht auch deswegen, weil wir daraus Mieteinnahmen generieren können. Andererseits ist für Kärnten dadurch garantiert, dass Polizeihubschrauber hier weiter stationiert sind. Wir bauen jetzt nicht irgendetwas, was uns Spaß macht, sondern woraus wir Erträge erwirtschaften können.
Unter dem einstigen Mehrheitseigentümer Lilihill gab es stets große Pläne für eine Aviation-City. Denkt der Flughafen noch in diese Richtung?
Im Mini-Format vielleicht. Wir hätten gerne ein Hotel, einen Supermarkt, Hangar, Wartungsbertiebe, oder eben ein Simulatorzentrum.
Lilihill hat auch eine Klage angestrebt, in der darauf beharrt wird, nach wie vor rechtmäßiger Eigentümer des Airports Klagenfurt zu sein. Mit welchen Gefühlen begegnen sie dem Zivilprozess?
Natürlich kostet es Geld am Ende des Tages. Aber es ist ganz klar: 2022 gab es keine Covid-Einschränkungen mehr beim Flugbetrieb. Das Limit der Passagierzahlen wurde nicht erreicht - es waren 82.000 Passagiere, 100.000 hätte es gebraucht. Das Land konnte die Call Option ziehen und hat es gemacht, Punkt.
Wenn wir schon von Lilihill sprechen. Ein anderes großes Thema war auch immer der Anschluss an einen zweiten Hub, wie Frankfurt. Ist dies noch Thema?
Auf einigen anderen Bundesländerflughäfen ist Frankfurt mittlerweile eingestellt worden. Momentan regiert eher eine One-Hub-Strategie. Für uns heißt das, dass Frankfurt sehr weit weg ist. Wir setzen auf die Tagesrandverbindungen nach Wien.
Die 100.000-Passagier-Marke war immer eine magische Zahl am Flughafen Klagenfurt. Welche Marke setzten sie sich?
Langfristig, also sagen wir im Jahr 2028/29 sehe ich uns bei 400.000 Passagieren.
Ambitioniert. Mit welchen Verbindungen?
Deutschland mit Düsseldorf, Hamburg, Berlin - das sind unserer Rennstrecken. Und das am besten zwei bis drei Mal die Woche. Eine Rückkehr von Eurowings, die uns damals auch rund 70.000 Passagiere brachte. Dann gibt es neu Ryanair, die wir früher nicht hatten, die uns nun ca. 89.000 Passagiere bringt, also nicht weit von der 100.000-Passagier-Marke. Es muss natürlich vieles aufgehen, aber es ist erreichbar.
Gerade Ryanair hat zuletzt angekündigt die Flugpreise um zehn Prozent zu erhöhen. Könnte dies negative Folgen für den Flughafen Klagenfurt haben, der sehr stark auf Ryanair setzt?
Nein.
Sie selbst sind gerade einmal 32 Jahre alt. Wenn Sie in Pension gehen, gibt es dann den Flughafen Klagenfurt noch?
Das glaub ich auch auf jeden Fall. Ich glaube auch, dass die Luftfahrt wieder attraktiver wird.
Warum?
Mit Wasserstoff- und Elektroluftfahrt tut sich gerade auf der regionalen Ebene sehr viel. Wenn wir ein Co2 neutrales Fliegen wirklich schaffen, dann würde dies ein enormes Thema werden. Man merkt aber auch schon aktuell, dass die Menschen wieder enorm viel reisen. Es hat sich einfach verschoben: Viele können sich kein Eigenheim mehr leisten, geben aber im Umkehrschluss mehr Geld etwa für Urlaub aus.
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