Als Sohn eines ehemaligen Vertrauten Maos war er behütet in der Parteizentrale Zhongnanhai aufgewachsen, der einstigen kaiserlichen Gartenanlage. Kinder wie Xi werden in China „Prinzlinge“ genannt. Während der Kulturrevolution wurden sie für Mao zum Feinbild, weil sie elitär aufwuchsen.
Heute ist Xi Jinping selbst Herr über Zhongnanhai. Schwer bewacht und von der Öffentlichkeit abgeschottet lebt und arbeitet er dort gemeinsam mit dem Rest der chinesischen Führungselite – elitärer geht es kaum.
Erbaut vom Enkel Dschingis Khans
Das fast drei Quadratkilometer große Gelände ist bereits seit dem Hochmittelalter ein Ort der Macht. Im 12. Jahrhundert ließ Kaiser Zhangzong von der nördlichen Jin-Dynastie hier einen künstlichen See ausheben, der heute in einen nördlichen (Zhonghai) und südlichen (Nanhai) Teil gespalten und namensgebend ist.
Nur wenige Jahrzehnte später eroberte Dschingis Khan mit seinen mongolischen Horden weite Teile Osteuropas, Zentralasiens sowie ganz China. Als das Weltreich nach seinem Tod zerbrach, beanspruchte sein Enkel Kublai Khan den Großteil des heutigen Chinas für sich und krönte sich zum ersten Kaiser der Yuan-Dynastie. Wegen der Nähe zur Mongolei entschied er sich für Peking als Hauptstadt und baute im Zentrum eine gewaltige Palastanlage, in die er auch den See integrierte.
Heute ist der Palast als Verbotene Stadt bekannt, weil es dem chinesischen Volk zur Kaiserzeit nicht gestattet war, die ummauerte Anlage zu betreten. Inzwischen ist sie die meistbesuchte Touristenattraktion im Land.
Nachdem die Kommunisten gegen Ende des Bürgerkrieges 1949 Peking eingenommen hatten, soll sich Mao noch dagegen gesträubt haben, ihre Machtzentrale in der Verbotenen Stadt zu etablieren. Er wolle nicht mit den dekadenten, vergangenen Kaisern gleichgesetzt werden.
Sein engster Vertrauter, der spätere Premier Zhou Enlai, soll schließlich in einer flammenden Rede vorgeschlagen haben, die Parteizentrale nach Zhongnanhai zu verlegen. Die Anlage böte den nötigen Raum und die nötige Sicherheit für einen Regierungssitz, argumentierte Zhou. Versehen mit entsprechender Symbolik würde sie zudem als ständiges Zeichen des Sieges über die Monarchie dienen.
Somit prangen heute an jedem Eingang in harten, goldenen Schriftzeichen kommunistische Leitsätze unter prunkvollen, kaiserlichen Verzierungen.
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