Torberg machte aus seiner antikommunistischen Haltung nie ein Hehl. In den Jahren der Emigration trafen sich in Los Angeles die deutschsprachigen Schriftsteller regelmäßig, darunter Franz und Alma Werfel, Lion Feuchtwanger, Bertolt Brecht, die Brüder Heinrich und Thomas Mann, aber auch Schauspieler und Komponisten. Man erzählte sich, wenn Thomas Mann irgendwo eingeladen wurde, durfte Brecht nicht kommen und umgekehrt. Die beiden konnten sich – wohl auch aus politischen Gründen – nicht leiden.
Ähnlich verhielt es sich in der (Nicht)-Beziehung zwischen Brecht und Torberg. Doch Torberg ging einen Schritt weiter und bespitzelte den Autor der „Dreigroschenoper“ in den Jahren 1942 bis 1945 im Auftrag des amerikanischen Inlandsgeheimdienstes Federal Bureau of Investigation (FBI). Bekannt ist, dass Torberg für das FBI eine Analyse des Brecht-Stücks „Die Maßnahme“ erstellt hat.
Doch mit dem Ende der Emigrationszeit war Torbergs Agententätigkeit nicht beendet. Wieder in Wien, gab er ab 1954 die politische Monatszeitschrift Forum heraus, die im Kalten Krieg vom US-Auslandsgeheimdienst Central Intelligence Agency (CIA) finanziert wurde. 1965 löste ihn Günther Nenning ab, der das Blatt nach links öffnete.
Im Forum polemisierte Torberg gegen eher linksliberale Schriftsteller wie Friedrich Heer und Hilde Spiel. Doch der tatsächliche Kommunist Bert Brecht ließ ihn auch jetzt nicht los. Gemeinsam mit seinem Kritikerkollegen Hans Weigel gelang es Torberg bis 1963 die Aufführung sämtlicher Brecht-Stücke auf Österreichs Bühnen zu verhindern.
Zumindest in Amerika dürften neben der antikommunistischen Einstellung für Torbergs Spitzeltätigkeit auch finanzielle Gründe mitgespielt haben. In der Sendung „Exil unter Palmen“ erzählt er, dass er bei Warner Brothers für eine Wochen-Gage von 100 Dollar angestellt war, die er als „noblere Form von Almosen“ bezeichnet. Sie lag unter dem für Anfänger zugelassenen Minimum.
TV Tipp „Exil unter Palmen – Verbannt nach Hollywood“, Doku von Christian Reichhold. Sonntag, 20. März, 9.50 Uhr, ORF 2.
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