Erinnerungen an Peter Alexander
Dieser Mann hatte eine Popularität wie man sich das heute gar nicht mehr vorstellen kann. Kein Entertainer kommt auch nur annähernd an die Beliebtheitswerte von Peter Alexander heran. Er konnte singen, spielen, parodieren, hatte Charme, Charisma und war für viele der ideale Schwiegersohn – auch zu einer Zeit noch, als sich das mit seinem Alter gar nicht mehr ausgegangen wäre. Mit all diesen Fähigkeiten ist er uns bis heute in Erinnerung geblieben.
Das alles war ihm nicht zugeflogen. Talent allein genügt nicht, um die Nr. 1 zu werden. Zunächst musste Peter Alexander Wiener sein, denn ohne seinen „Schmäh“ und die Leichtigkeit des Auftretens wäre er nicht geworden, was er war. Entscheidend war auch seine Musikalität, die von seinem Großvater, der in Pilsen eine Musikalienhandlung hatte, gefördert wurde.
Allroundgenie
Der Pianist Rudolf Buchbinder, einer der engsten Freunde Peter Alexanders, erinnert sich: „Er war ein Allroundgenie, und er war umfassend gebildet. In der Literatur, in der Malerei und in der Musik. Er konnte Texte aus Wagner-Opern auswendig rezitieren, hat leidenschaftlich gern Klavier gespielt, auch das hat uns sehr verbunden.“
Peter Alexander Neumayer, so sein bürgerlicher Name, kam 1926 als Sohn eines Bankbeamten in Wien zur Welt, war im letzten Kriegsjahr Flakhelfer und dann in englischer Kriegsgefangenschaft. Nach dem Reinhardtseminar und einigen Bühnenengagements dauerte es eine Zeit lang, bis ihn der Film entdeckte. Produzenten und Regisseure waren vorerst skeptisch, hielten ihn für „zu lang und zu dünn“, um Karriere zu machen. Die erste, die an ihn glaubte, war die Schauspielerin Hilde Haagen, die er 1952 im Büro eines Wiener Agenten kennen gelernt hatte, wo sie wie er ein Engagement suchte. Hilde gab ihren Beruf auf und widmete sich fortan ausschließlich seinem Management. Ja, und geheiratet haben sie dann auch.
„Ohne Hilde wäre er verloren gewesen“, erzählt Rudolf Buchbinder. „Ohne sie wäre er fischen gegangen, wäre nie der große Peter Alexander geworden. Sie hat sein Talent erkannt und gefördert. Als Entertainer entdeckt hat ihn Gerhard Bronner, als er einmal zum Spaß in dessen Fledermaus-Bar aufgetreten ist.“
An die 60 Filme
Peter Alexander wusste, wo er hinwollte, seit er in London in einem Frank-Sinatra-Konzert saß. „So etwas wie der“, sagte er sich, „will ich werden“.
Nun sind aber die Wien-Film-Studios nicht Hollywood, und in den 1950er-Jahren war hierzulande die leichte Heiterkeit gefragt. Und so drehte Peter Alexander an die 60 Filme, von „Charleys Tante“ über „Hilfe, meine Braut klaut“ bis „Hurra, die Schule brennt“. Er selbst „hasste es, Filme zu drehen“, erkannte aber – oder war es Hilde? – dass all der liebenswerte Unsinn ihm zu unvergleichlicher Popularität verhalf. Diese schlug sich im Verkauf von Schallplatten, einem Ansturm auf seine Tourneen und in den Quoten seiner Fernsehshows nieder.
Zurückgezogen gelebt
„Er hat weder seine Popularität genossen, noch ist sie ihm auf die Nerven gegangen“, erinnert sich Rudolf Buchbinder. „Er hat ja sehr zurückgezogen gelebt. Als wir einmal gemeinsam in den Kammerspielen waren, ist er in der Pause in der Loge sitzen geblieben, um nicht angesprochen zu werden. Andererseits hat er sich vor und nach der Vorstellung ganz normal bewegt. Privat hat er nie gezeigt, dass er ein Star ist. Die wirklich Großen sind ganz normal. Den Star spielen nur die zweite und die dritte Kategorie.“
Hilde Alexander störte es nicht, bei Platten- und TV-Bossen wenig beliebt zu sein: „Peter ist der Große und ich bin die Böse“, sagte sie. „Wo er auftaucht, wird der rote Teppich ausgerollt, ich hingegen bin gefürchtet.“ Das war sie wegen ihrer berüchtigten Gagenverhandlungen. Hilde Alexander wusste, was ihr Peter wert war. Und so wurden die Alexanders wohlhabend, besaßen Villen in Wien, am Wörthersee und in der Schweiz.
Das perfekte Team spürte aber auch, wann die Zeit reif war, aufzuhören: am Höhepunkt! Im Jahr 1996 beendete der damals 70-Jährige seine Fernsehkarriere. Nicht weil seine Beliebtheit abnahm, sondern weil die Qualität der Drehbücher nachließ.
Es folgten die großen Schicksalsschläge. 2003 starb Ehefrau Hilde, sechs Jahre später kam seine Tochter Susi 50-jährig bei einem Autounfall in Thailand ums Leben. „Peter der Große“ zog sich aus der Öffentlichkeit zurück, verkehrte fast nur noch mit Buchbinder und dessen Frau Agi. „Der Peter“, sagt der berühmte Pianist, „war in den Jahrzehnten, die wir uns kannten, auch privat ein heiterer Mensch. Auf ihn trifft das Klischee nicht zu, dass Komödianten im Grunde traurig sind. Aber die Schicksalsschläge haben ihm ordentlich zugesetzt, die hat er nur schwer verkraftet.“
Der Tod des Sohnes
Wenigstens den Tod seines Sohnes Michael erleben zu müssen, ist Peter Alexander erspart geblieben. Der starb acht Jahre nach ihm im Alter von 56 Jahren an den Folgen eines Blutgerinsels. Michael war zeitlebens ein Sorgenkind gewesen, hatte sich als Immobilienmakler versucht, ist dabei aber an die falschen Berater gelangt. Die Eltern halfen immer wieder mit hohen Beträgen aus und bewahrten ihn so vor möglichen Gerichtsverfahren. Michael erbte den Löwenanteil des Familienvermögens, das auf 40 Millionen Euro geschätzt wurde. Danach verkaufte er die Villa der Eltern in Wien-Döbling, die inzwischen abgerissen wurde, um einer Wohnhausanlage zu weichen.
Er wurde 84 Jahre alt
Peter Alexander starb vor zehn Jahren, am 12. Februar 2011 im Alter von 84 Jahren. „Wir waren am Abend vor seinem Tod noch bei ihm“, erinnert sich Rudolf Buchbinder. „Er war schon sehr schwach. Ich habe ihm nur noch die Hand gedrückt.“ Nicht nur für Rudolf Buchbinder hinterlässt Peter Alexander „eine Lücke, die nicht zu schließen ist“.
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