Zehn Jahre Sonnenhof: Warum Herausforderungen im Tierschutz steigen
Er ist freundlich, kann sehr anhänglich sein und möchte gerne in ein Haus mit Garten einziehen: Mischa sucht eine neue Familie. Derzeit lebt der knapp vier Jahre alte Mischlingsrüde mit etlichen anderen seiner Artgenossen im Sonnenhof in Eisenstadt.
Die Chancen, ein neues Heim zu finden, stehen für Mischa, der als problemlos beschrieben wird, nicht schlecht: Seit dem Bestehen der Einrichtung, die ihr zehnjähriges Jubiläum feiert, wurden bereits 5.500 Tiere aufgenommen. „Ebensoviele haben das Haus auch wieder verlassen“, zieht der Leiter des Landestierschutzhauses, Wolfgang Böck, Bilanz.
Viele der Hunde, Katzen und Kleintiere wurden an neue Besitzer vermittelt, konnten in ihr altes Heim zurückgebracht werden oder wurden ausgewildert, wie etwa Wildkatzen. Die Vergaben werden genau überprüft. Die Herausforderungen für Böck und die 14 Mitarbeiter sind im vergangenen Jahrzehnt jedenfalls nicht weniger geworden. Im Gegenteil.
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Bewusstseinsbildung
Vor rund zehn Jahren wurde der Sonnenhof Eisenstadt eröffnet, übermorgen, Sonntag, wird „10 Jahre Tierschutzhaus“ gefeiert. Neben dem Tierschutz spiele Bewusstseinsbildung in der Einrichtung eine große Rolle. Dafür wurden zwei Broschüren für den richtigen Umgang mit Hunden vom Verein „Tierschutz macht Schule“ herausgegeben, erklärt Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Eisenkopf. „Tierschutzbildung trägt auch dazu bei, Tierleid und damit verbundene Folgekosten für die öffentliche Hand – sprich Tierheime – präventiv und nachhaltig zu verhindern“, so Eisenkopf.
Fest am Sonntag
Im Sonnenhof wird das Jahrzehnt im Dienste der Tiere am Sonntag ab 10 Uhr mit einem Fest für die ganze Familie zelebriert. Nach der Eröffnung um 11 Uhr werden Führungen durch den Sonnenhof angeboten, um 15 Uhr werden die Tiere vorgestellt. Die Gäste erwarten außerdem Foodtrucks sowie eine Hüpfburg, Kinderschminken und Relaxliegen. Zudem soll ein neues Projekt im Tierschutz vorgestellt werden Details finden Sie auch unter sonnentiere.at
Internet-Verkauf
In Österreich ist der Verkauf von Tieren im Internet und auf öffentlich zugänglichen Plätzen verboten. Ausnahmen für das Internet gelten für bewilligte Tierheime und Haltungen und gemeldete Züchter (Quelle: Vier Pfoten)
Betreuung
Im Sonnenhof werden Katzen, Hunde und Kleintiere betreut. Ehrenamtliche haben bisher 50.000 Spaziergänge mit Hunden unternommen.
"Über den Kopf gewachsen"
„Der Trend geht dahin, dass immer mehr verhaltensauffällige Tiere aus privater Hand bei uns landen.“ Diese Entwicklung habe verschiedene Ursachen. Zum einen sei der Wunsch nach einem Haustier bei vielen Menschen gewachsen. Doch die Zeit, die Besitzer ihrem Haustier widmen, werde weniger, sagt Böck. Das führe dazu, dass die Tiere unerwünschte Verhaltensmuster zeigen und ihren Besitzer „über den Kopf wachsen“. „Die Leute rufen dann bei uns an und sagen, der Hund muss weg.“
Nach den Abgaben müssen unerwünschte Verhaltensmuster wieder "wegtrainiert" werden.
Immer professioneller
Ein Problem sieht der Veterinärmediziner auch in (illegalen) Tierkäufen über das Internet. Skrupellose Händler gehen immer professioneller vor. Nicht nur auf so mancher Homepage in Osteuropa werden Dutzende Welpen vieler verschiedener Rassen zum Kauf angeboten. Auch auf Online-Portalen, die suggerieren, es handle sich um einen österreichischen Anbieter, würden mitunter Tiere aus dem Ausland feilgeboten. Mit EU- und Impfpass sowie mit einem Chip versehen, so das „Angebot“, werden die „Lieferungen“ bis vor die Haustür angepriesen.
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Die Händler würden dabei immer dreister: „Da werden Preise wie bei einem österreichischen Züchter verlangt.“ Offenbar impliziere ein hoher Preis auch Seriosität, vermutet Böck. Zwischen 800 und 1.400 Euro müssen Käufer berappen, doch nicht selten kommt es vor, dass Stammbaum und Impfpass gefälscht sind. Die kranken und verhaltensauffälligen Tiere landen mitunter im Tierheim.
Verbotener Online-Handel
In Österreich dürfen nur behördlich gemeldete Züchter Tiere online verkaufen (siehe Infobox). Dennoch würden dreiste Händler Gesetzeslücken ausnützen und wissen, wo die Behörden kaum Möglichkeiten zum Zugriff haben. Jetzt werde eben auf Soziale Medien ausgewichen, die „überhaupt nicht unter Kontrolle“ sind. Was ihn besonders störe, sind Gruppen in Sozialen Medien, über die Tiere offeriert werden. „Da gibt es nichts, was es nicht gibt.“
Böck warnt vor Vereinen, die mit ans Mitgefühl appellieren. „Ob Händler oder sogenannter ’Tierschutz’: Es wird sich nichts ändern, wenn Tiere illegal nach Österreich gebracht werden.“
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