Wiener Parkpickerl piesackt Pendler

Parkpickerl, Parkraumbewirtschaftung, Wien 17., Parkzone, Ausweitung
Nach Einführung der flächendeckenden Kurzparkzone fragen sich die Wiener: „Wo stehen die jetzt alle?“ Die Antworten darauf heißen: Wiener Umland, Park-&-Ride-Anlagen und Öffis.

Rund 25.000 Burgenländerinnen und Burgenländer pendeln täglich nach Wien. Das entspricht in etwa der Bevölkerung des Bezirks Güssing. Nur circa ein Fünftel davon ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, der Großteil fährt mit dem Auto zur Arbeit. Dementsprechend hielt sich die Freude über die in Wien seit Dienstag geltende flächendeckende Kurzparkzone in Grenzen.

Ganz anders ist die Situation in der Bundeshauptstadt.  In den sozialen Medien wurden die Auswirkungen des neuen Parkpickerls abgefeiert. „Keiner sucht ewig einen Parkplatz. Den Luxus hätten wir uns längst gönnen sollen“, ist etwa in einer Liesinger Facebook-Gruppe zu lesen. „Klostermanngasse völlig frei – unglaublich“, heißt es im Hietzinger Pendant. Und es wird gefragt: „Wo stehen die jetzt alle?“

Mit „die“ sind wohl allen voran Pendler aus Niederösterreich  und dem Burgenland gemeint. Diese haben, wie sich beim KURIER-Lokalaugenschein zeigte, zwei Auswege gefunden. Zum einen  die Parkgaragen. Deutlich voller als sonst war zum Beispiel die Park-&-Ride-Anlage bei der U4-Station Heiligenstadt.  Die großen Garagen-Betreiber  „Best in Parking“ und „Apcoa“ bestätigen den Eindruck: Die Auslastung habe sich „merklich“ erhöht, heißt es.

Und zum anderen parkten so manche Pendler einfach weiter außerhalb – um dann mit dem Zug nach Wien zu fahren. Wieder andere stiegen ganz auf die Öffis um und fuhren mit dem Bus zum Zug.  „Heute ist schon etwas mehr los als sonst“, meinte ein Bahnfahrer, der Dienstag früh am Bahnhof Baden mit vielen anderen auf einen Wieselzug nach Wien wartete. 

Parkhäuser gut gefüllt

Im Wiener Umland waren die ÖBB-Parkhäuser gut gefüllt, aber nicht überlastet. Anders die Situation in Langenzersdorf, das direkt an Wien angrenzt: Da hatten es die Einwohner in der Früh schwer, einen Parkplatz in Bahnhofsnähe zu ergattern. Wo üblicherweise nur die für Bahnkunden vorgesehenen Parkplätze belegt sind, waren am Dienstag fast alle Straßen in Bahnhofsnähe bis auf den letzten Meter zugeparkt.

Weil das Parkpickerl nur für Personen mit Hauptwohnsitz in Wien vorgesehen ist, befürchten  burgenländische Gemeinden eine stärkere Abwanderung in die Bundeshauptstadt. Darauf verweist auch ÖVP-Pendlersprecher Johannes Mezgolits: „In meiner Heimatgemeinde könnten das fünf bis zehn Personen sein.“ Ähnlich argumentiert auch ÖVP-Verkehrssprecher Georg Rosner.

Seitens des Landes gibt es schon seit einigen Jahren die Möglichkeit eines kostengünstigen Stellplatzes in einer der „Wipark“-Garagen – 400 Stellplätze stehen laut  Gesamtverkehrskoordinator Peter Zinggl derzeit noch zur Verfügung. Er empfiehlt vor allem Tagespendlern auch, sich über öffentliche Verkehrsverbindungen zu informieren. Diese seien meist besser als ihr Ruf.

Vertreter der Pendler-Anliegen auf Landesebene ist Wolfgang Sodl,  Landtagsabgeordneter und Pendlersprecher der SPÖ Burgenland. Er betont im Gespräch mit dem KURIER, dass er die jüngsten Maßnahmen zur Attraktivierung der Öffis positiv sehe – Stichwort Klimaticket, das eine günstige Alternative für Pendler sei.

Pläne und Kritik

Was das Parkpickerl betrifft, dürfe man nicht auf jene vergessen, die für die Fahrt zum Arbeitsplatz auf das Auto angewiesen bleiben – sei es aufgrund der Entlegenheit des Wohnortes oder ihrer  Dienstzeiten. Hier arbeite man gemeinsam mit Vertretern der Wiener Stadtregierung, der Arbeiterkammer und Gewerkschaften an Lösungsansätzen. Dies sei Wien seinen burgenländischen Arbeitskräften schuldig, bekräftigt Sodl: „Die Burgenländer waren und sind fleißige und verlässliche ‚Hackler‘ in vielen Branchen.“ Denkbar wären für ihn neue und günstige Angebote, speziell für burgenländische Pendler – entweder mit dem Parkraumbewirtschafter „Wipark“ oder gar einem eigenen „Parkpickerl für Burgenländer“, basierend auf der Pendlerpauschale.

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