Wie Welpenhandel dem Tierschutz zu schaffen macht

Wie Welpenhandel dem Tierschutz zu schaffen macht
Illegal importierte Welpen finden eher neues Zuhause - auf Kosten der Tierheime. Deren Vermittlungsquote geht zurück.

Tierheime: Vergabestopp vor Weihnachten

Fahrzeugkontrolle beim Grenzübergang Nickelsdorf im Juli. Im Inneren des bulgarischen Lkw finden die Beamten 26 Hunde und 22 Katzen, die illegal nach Österreich gebracht werden sollten. Doch dem Fahrer wurde die Einreise verweigert, er musste zurück nach Ungarn – aus „tiersorglichen Gründen“, heißt es von der Polizei.

Fälle wie diese dürfte es laufend geben, vermutet Wolfgang Böck, Leiter des Tierschutzhauses Sonnenhof in Eisenstadt. „Auch wenn es medial um den illegalen Welpenhandel zuletzt ruhiger wurde, das Geschäft floriert, die Dunkelziffer ist riesig“, sagt Böck. Experten gehen davon aus, dass jährlich rund 200.000 Hunde aus dem Osten über Österreich in Richtung Westeuropa geschmuggelt und dann auf verschiedene Länder – vorwiegend die Niederlande, Deutschland und Frankreich – verteilt werden.

750 Euro Gewinn pro Tier

Die Gewinnspannen sind gewaltig, wie Christopher Porsch, Gerda Melchior und Volker Schütz in ihrem aktuellen Buch „Welpenmafia – Wenn Hunde nur noch Ware sind“ schildern: pro Tier bis zu 750 Euro. Damit gehört der illegale Welpenhandel hinter Waffen- und Drogenhandel zu den lukrativsten Geschäftszweigen des organisierten Verbrechens.

Wie Welpenhandel dem Tierschutz zu schaffen macht

Unter dieser Praxis leiden zuallererst die Tiere, aber auch für seriöse Tierschützer ist diese Geschäftemacherei ein Problem. „Die Tiere landen dann über fünf Ecken bei uns, weil sie krank sind oder ausgesetzt werden“, erzählt Böck. Problematisch seien auch einige private Vereine, die unter dem Deckmantel des Tierschutzes Hunde oder Welpen ins Land schmuggeln, um sie dann gegen Bares weiterzuvermitteln.

Vermittlung wird immer schwieriger

Dieses Problem kennt auch Tierärztin Claudia Herka vom Tierheim Parndorf. 500 Tiere werden von ihr und einer zweiten Hilfskraft betreut. Dazu zählen neben Igeln (siehe Zusatzbericht) auch etwa 20 flugunfähige Störche, verletzte Greifvögel, Feldhasen, oder heuer auch ein junger Fischotter. Aber auch Nutztiere, darunter Schafe, Hühner, Gänse und Ziegen, sowie Haustiere wie Hund und Katze finden bei Herka Unterschlupf.

Auch Schweine, die in Wohnungen in Wien gehalten wurden, haben jetzt in Parndorf ihr neues Zuhause. Einige der Tiere verbringen am Gnadenhof ihren Lebensabend, andere werden für eine Zeit gepflegt und für wieder andere sucht die Veterinärmedizinerin ein dauerhaftes Zuhause. Doch Letzteres, sagt Herka, gestalte sich zusehends schwieriger.

Wie Welpenhandel dem Tierschutz zu schaffen macht

Heuer, sagt die Tierärztin, sei es mit der Vermittlung besonders problematisch. Vor allem Hunde und Katzen, die schon älter sind und deren Besitzer verstorben sind, seien schwer zu vermitteln. Wie von Insidern zu hören, würden vor allem Welpen, die von Vereinen aus dem Ausland geholt und in Österreich vermittelt würden, leichter einen Platz finden. „Nur wenige nehmen sich einen alten Hund. Die Leute wollen wie aus einem Katalog bestellen: Der Hund oder die Katze soll jung, schön, agil sein. So etwas gab 2006 bei der Gründung des Tierheims nicht“, sagt Herka.

"Bitte ins nächste Tierheim gehen"

Auch im Tierschutzhaus Sonnenhof sind derzeit mehr Tiere untergebracht als für die Jahreszeit üblich – vor allem Katzen. Das führt Leiter Böck auf das milde Wetter zurück. Aktuell werden am Rand von Eisenstadt rund 110 Katzen, 60 Hunde und 5 Kleintiere beherbergt und versorgt. „In den kommenden zwei Monaten werden wir sicher einige gute Plätze für sie finden“, sagt Böck, aber nicht über die Weihnachtsfeiertage. Denn da herrscht Vergabesperre, damit die Tiere nicht als Geschenk unterm Christbaum landen – und dann erst wieder im Tierheim.

„Besichtigungen und Rundgänge sind natürlich möglich“, sagt Böck und richtet einen Appell an all jene, die sich mit dem Gedanken spielen, ein Haustier halten zu wollen: „Solange Menschen Tiere auf Raststationen kaufen, wird sich nichts ändern. Wenn jemand ein neues Haustier will, dann bitte unbedingt zuerst ins nächstgelegene Tierheim oder zu – seriösen – örtlichen Tierschützern gehen.“ Wenn man auf Zuchttiere Wert lege, seien die Zuchtverbände erste Anlaufstelle – und nicht dubiose Seiten oder Gruppen im Internet, betont Böck.

Spendenkonto Tierschutzhaus Sonnenhof Eisenstadt
Verein Landestierschutz Burgenland; Bank Burgenland; IBAN: AT66 5100 0910 1844 4000; www.sonnentiere.at

Spendenkonto Burgenländischer Tierschutzverein/Tierheim Parndorf
Kennwort: Aufzucht; Bgld. Raiffeisenbank; IBAN: AT78 3300 0000 0103 4974; www.tierheim-parndorf.at

Wie kleine Igel den Winter überleben

Claudia Herka hat alle Hände voll zu tun. Etwa 100 junge Igel werden von der Veterinärmedizinerin im Tierheim Parndorf gepflegt.  Dabei handelt es sich vor allem um Jungtiere, die zu klein und schwach sind, um den Winterschlaf aus eigener Kraft überleben zu können. Passanten, die die kraftlosen Tiere finden, übergeben sie in die erfahrenen Hände der Tierärztin.

Wie Welpenhandel dem Tierschutz zu schaffen macht

Bereits im Sommer musste  Claudia Herka etwa 80 junge Igel aufpäppeln. „Es kommt leider immer häufiger vor, dass die Muttertiere in den Gärten von Rasenmähern, oder Rasenmäherrobotern verletzt werden und die Jungen  panikartig das Nest verlassen.“ Ziel sei es, die Tiere aufzupäppeln, um sie wieder in Freiheit zu entlassen.

Das Tierheim finanziert sich vorwiegend durch Spenden, auch das Land schießt Geld zu. Um den Tieren helfen zu können, hat Herka  die Weihnachtsaktion „Für jedes Tier ein Weihnachtspackerl“ gestartet. Unter www.weihnachtspackerl.at kann ein Tier ausgewählt werden, dem man eine Futter- oder Sachspende zukommen lässt.

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