Wie der Strom (und das Essen) künftig von den Feldern kommt
Die Landwirtschaftliche Fachschule Güssing beginnt den „Weg zur energieautarken Landwirtschaft“. In Bruck/Leitha ist man weiter – von Elektro-Traktoren und PV-Anlagen mit Erntegarantie.
Veränderungen sind derzeit ja an der Tagesordnung. Lässt man die Krisen als Auslöser und deren negativen Folgen beiseite und denkt sich das Glas halb voll, dann ist gerade jetzt die Zeit für große Innovationen gekommen. Schließlich macht nichts so erfinderisch wie die Not.
In der Landwirtschaft gilt das wohl schon seit jeher. Ist sie doch unerlässlich für das Decken eines der Grundbedürfnisse: Essen. „Fast keine andere Berufsgruppe hat in den vergangenen Jahren so weitreichende Veränderungen in Wirtschaft, Technik und Gesellschaft miterlebt wie die Landwirtschaft“, erklärt Hannes Mosonyi, Obmann des burgenländischen Agrarhandels.
An der landwirtschaftlichen Fachschule Güssing (LFS) wurde unlängst gemeinsam mit der Forschungs- und Innovations GmbH der Wirtschaftsagentur Burgenland ein Projekt gestartet, um den Betrieb langfristig energieautark zu machen. Das heißt auch, unabhängig von fossilen Energieträgern zu sein.
Für den Bauernhof der Zukunft wird es wichtig sein, auch selbst Strom zu produzieren. Derzeit verfügt die Schule über eine Photovoltaik-Anlage (PV) am Dach und einen Batteriespeicher. Genug, um damit den neuen E-Traktor zu betreiben. Acht Stunden lang kann das 100 PS-starke Gefährt im Einsatz sein.
Herzstück des Projekts wird aber die Agri-PV-Anlage sein, die im kommenden Jahr den Betrieb aufnehmen soll. Dabei handelt es sich um schwenkbare PV-Paneele, die vor allem zwei Vorteile haben: Erstens bewegen sie sich mit der Sonne und liefern so einen optimalen Ertrag, zweitens kann die Fläche zwischen den Paneelen für landwirtschaftlichen Anbau verwendet werden.
„Der wesentlichste Punkt ist der geringe Bodenverbrauch“, streicht LFS-Direktor Gerhard Müllner die Vorteile der künftig ersten Agri-PV-Anlage im Südburgenland hervor.
Die Steher werden in einem Abstand von etwa 15 Metern aufgestellt, „verbaut“ werden nur etwa 50 Zentimeter, der Rest wird bewirtschaftet. Die dadurch entstehenden kleinen Parzellen werden von der LFS Güssing dann ab dem kommenden Jahr auch für Sortenversuche verwendet. Schließlich will man erproben, welche Sorten zwischen den PV-Paneelen besonders gut gedeihen.
Im Energiepark Bruck an der Leitha ist man schon einen Schritt weiter. Dort wurde dieser Tage nämlich die erste Ernte zwischen den Agri-PV-Paneelen des EWS Sonnenfeldes eingefahren.
Die erste Anlage dieser Art in Österreich wurde im November des Vorjahres in Betrieb genommen. 80 Prozent der Ackerfläche stehen für den Anbau zur Verfügung, die insgesamt 5.704 PV-Module selbst brauchen nur zwei Prozent der Fläche. Auf den übrigen 18 Prozent direkt neben den Stehern wurden Blühstreifen für mehr Biodiversität angelegt.
„Was die Menge betrifft, warten wir noch auf die Auswertung der Referenzflächen, aber die Qualität ist hervorragend“, sagt Helga Csukker-Schwarzbauer vom Energiepark Bruck an der Leitha. Für Landwirte könnten Agri-PV-Anlagen künftig neue Einnahmenquellen sein, etwa durch Pachterlöse oder eingespeisten Strom.
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