Klimawandel: Wenn das Olivenöl aus dem Burgenland kommt
Der Klimawandel und Hagelereignisse in den letzten Jahren haben das Winzer-Ehepaar David und Patrizia Oberkofler dazu bewogen, mit Oliven ein zweites Standbein aufzubauen.
Wer jetzt gerade einen Urlaub in Richtung Mittelmeergebiet plant, wird dort außer viel Sonnenschein und Salzwasser auch zahlreiche Olivenbäume sehen. In Europa machte die Produktionsfläche in den vergangenen Jahren etwa fünf Millionen Hektar aus.
Bis 2030 sollen die Temperaturen in Österreich übrigens jenen von heute in Südeuropa gleichen. Mehr Trockenperioden, mehr Extremwetterereignisse, mehr Ernteausfälle.
Vor sechs Jahren fassten die gebürtigen Südtiroler David und Patrizia Oberkofler den Beschluss, in Maria Bild (Bezirk Jennersdorf) Olivenbäume anzusetzen. Angefangen hat es mit zwei Bäumchen, jedes Jahr kamen 50 bis 100 hinzu. Fast ein ganzer Hang mit rund 300 Pflanzen ist mittlerweile bewirtschaftet.
Klimaerwärmung sei Dank
Die Klimaerwärmung machts möglich, denn Olivensorte „Leccino“ hält im Winter ungefähr Minus 15 bis 20 Grad Celsius aus. Sonst ist der Olivenbaum eine genügsame Pflanze, die auch nicht gegossen werden muss.
„Wir behandeln unsere Bäume gar nicht. Düngen, schneiden, mähen und hoffentlich auch noch ernten ist alles“, erklärt David Oberkofler, der sonst mit seinen Bio-Wein- und Uhudlerprodukten regelmäßig Preise abräumt. Zwei Jahre nach dem Anpflanzen des Setzlings, sei die kritische Phase überstanden. Die Tiefwurzler würden auch den Hang vor Rutschungen schützen.
2007 zogen David und Patrizia Oberkofler von Südtirol ins südburgenländische Maria Bild. Weingärten, Streuobstwiesen und Olivenhaine auf rund 3,5 Hektar. Angebaut werden neben Weiß- und Rotweinsorten auch Uhudlerreben. Der Anbau erfolgt ausschließlich biologisch. Die „Piwi“-Sorten benötigen keine Spritzmittel.
Auch der Hagel, der in den letzten Jahren Obst-, Gemüse- und Weinbauern an den Rand der Verzweiflung brachte, ist für die Olive kein Problem. „Wir sind eigentlich wegen dem Hagel auf diesen Gedanken gekommen, denn der hat uns jedes Jahr hart getroffen. Es hat eine Alternative gebraucht für einen etwaigen Totalausfall“, heißt es von Patrizia Oberkofler.
Hagel hat (fast) keine Chance
Die kleinen Oliven haben nämlich eine zu geringe Angriffsfläche für die Hagelkörner. Dafür gibt es andere natürliche Feinde wie die Wühlmaus und das Reh. Bisher sehe man aber, dass das Konzept funktioniert. Deshalb werden auch jährlich mehr und mehr Pflänzchen gesetzt.
Wer sich schnellen Ertrag wünscht, wird enttäuscht. Rund zehn Jahre dauert es vom Setzling bis zur ersten richtigen Ernte.
Nachbarn und Freunde der Oberkoflers haben auch schon Gefallen an der Idee gefunden und bestellen regelmäßig mit. „Ich schätze, es stehen schon zwischen 2.000 und 3.000 Bäume in unserem Bezirk, davon alleine rund 1.000 bei uns“, so David Oberkofler. Deshalb gibt es mittlerweile die Idee einer Gemeinschaftsölpresse. Schließlich wird der Olivenanbau in Pannonien immer beliebter.
Viele Projekte im Burgenland
Vergangenes Jahr starteten die „Olivenhainis“ in Stegersbach ein Anbauprojekt. In Mörbisch arbeitet das Start-up-Unternehmen „Agro Rebels“ an einem Projekt zur Züchtung einer „österreichischen“ Olivensorte. Die „Rebellen“ haben bereits in vier Bundesländern Hunderte Olivenbäume gepflanzt, einen großen Teil davon im Burgenland. Der dafür verantwortliche Verein bietet sogar Standort-Analysen für Olivenbauern in spe an.
In Eisenstadt bietet das Team von „Pannolio“ zum Teil schon ausgewachsene Olivenbäume ab Hof zum Verkauf an. Wer sich für eine Mitgliedschaft entscheidet, kann die geernteten Oliven vor Ort sogar zum eigenen Olivenöl verarbeiten lassen. Ebenfall in Mörbisch kümmert sich „Olivia“ um weitere Hunderte Olivenbäume. Nur das Meer fehlt.
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