Volksanwaltschaft ortet Missstände in Jugendheim

In einem Jugendheim soll es zu sexuellen Übergriffen unter den Kindern gekommen sein; Symbolfoto
Verdacht: 15-Jähriger soll Jüngere missbraucht haben; Heim weist die Vorwürfe zurück.

Die Volksanwaltschaft erhebt schwere Vorwürfe gegen eine Wohngemeinschaft für Kinder und Jugendliche im Bezirk Neusiedl am See. Bei einer unangekündigten Visite am 22. November hätten weinende kleine Kinder von Übergriffen älterer Kinder und einem Klima der Angst berichtet. Sie hätten darum gebeten, die Einrichtung verlassen zu dürfen. "Die Einrichtung scheint mit der Aufgabe der Betreuung, Versorgung und dem Schutz der Kinder völlig überfordert zu sein", ortete Volksanwalt Günther Kräuter im Rahmen der Präsentation des Burgenland-Berichts für 2015/2016 "jahrelanges Behördenversagen". Denn obwohl Bezirkshauptmannschaft und Land "durch verschiedene Gefährdungsmeldungen" auch seitens der Volksanwaltschaft wissen hätten müssen, "dass ein 15-Jähriger seit Jahren Mädchen und Burschen vermutlich sexuell missbraucht hat, wurde nichts unternommen". Seit etwa eineinhalb Jahren seien Vorwürfe bekannt, präzisierte Kräuter.

Auch das Landeskriminalamt ermittelt in der Causa. Es gehe um den Verdacht sexueller Übergriffe unter den Kindern und Jugendlichen, sagt Staatsanwaltschaftssprecher Roland Koch zum KURIER. Gegen Betreuer werde nicht ermittelt. Ob sich aus dem Abschlussbericht der Polizei und den Mitteilungen der Volksanwaltschaft andere Ansätze ergeben, könne er nicht sagen.

"Wir haben gehandelt", entgegnet Michaela Moser, Geschäftsführerin der Villa Mia in Gols auf KURIER-Anfrage. Der Jugendliche werde am kommenden Freitag in einer anderen Einrichtung untergebracht. Man habe immer alles ans Jugendamt gemeldet, beteuert Moser, die auch Obfrau des Vereins ist, der 14 Kinder und Jugendliche im Alter von 11 Monaten bis 19 Jahren aus mehreren Bundesländern betreut und vom Land Burgenland finanziert wird.

Kontrollen

Wie reagiert das Land? Es seien bereits vor einiger Zeit Maßnahmen ergriffen worden, um die offenbar aufgetretenen Grenzen überschreitenden Handlungen zwischen Jugendlichen zu beenden, erklärte die leitende Sozialarbeiterin des Landes, Bettina Horvath – der zuständige Soziallandesrat Norbert Darabos wollte sich nicht äußern. Die regelmäßigen behördlichen Kontrollen durch die Kinder- und Jugendhilfe sowie durch die Volksanwaltschaft im Juni 2016 hätten vor September des heurigen Jahres keine Beanstandungen ergeben, versichert Horvath.

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