Viele neue Windräder im Bezirk Neusiedl für die Energiewende

Viele neue Windräder im Bezirk Neusiedl für die Energiewende
Bei Nickelsdorf soll grüner Wasserstoff erzeugt werden und in der Industrie Öl und Gas ersetzen. Der dafür nötige Strom darf aber laut EU nicht aus bestehenden Windkraftanlagen kommen

448 Windkraftanlagen gab es Ende des Vorjahres im Burgenland, die allermeisten stehen im Bezirk Neusiedl am See. Der nach Fläche und Einwohnerzahl größte Bezirk des Landes gilt denn auch seit Jahren als ziemlich ausgereizt, wenn nach neuen Standorten für Windräder gesucht wird.

Jetzt müssen im Windrad-Eldorado Österreichs aber doch noch weitere Standorte gefunden werden, höchstens für 50 bis 60 Windräder.

Grund ist die ab 2026 im Raum Nickelsdorf geplante Elektrolyseanlage, die Burgenland Energie und Verbund gemeinsam errichten wollen. Aus 300 Megawatt Wind- und Sonnenenergie sollen im Vollausbau 40.000 Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden, haben Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und LH Hans Peter Doskozil (SPÖ) im vergangenen Sommer angekündigt. Das Projekt ist damit europaweit eines der größten Wasserstoffprojekte.

Grüner Wasserstoff wird durch die Elektrolyse von Wasser hergestellt. Dafür wird Strom aus erneuerbaren Energiequellen verwendet, grüner Wasserstoff ist deshalb CO2-frei und ersetzt in der Industrie Öl und Gas. So weit, so gut. Aber der für die Produktion von grünem Wasserstoff notwendige „grüne“ Strom darf nicht aus bereits bestehenden Windkraft- oder Photovoltaikanlagen kommen – sondern aus neuen.

EU macht Vorgabe

Grundlage dafür ist ein sogenannter „delegierter Rechtsakt“ der EU-Kommission, der die Regeln für grünen Wasserstoff festschreibt. Im Rechtsakt, der noch nicht in Kraft ist, werde „auch festgelegt, dass für grünen Wasserstoff zusätzliche erneuerbare Kraftwerke wie Windräder oder Photovoltaikanlagen errichtet werden müssen“, heißt es am Montag auf KURIER-Anfrage aus dem Klimaschutzministerium.

Dieses „Additionalität“ genannte Kriterium solle sicherstellen, dass die Einspeisung von Ökostrom nicht zugunsten der Wasserstoffproduktion zurückgefahren wird. Mit anderen Worten: Erneuerbare Energien sollen sich nicht gegenseitig das Wasser abgraben. Ab 2028 fällt die Verpflichtung zusätzlicher Anlagen für Länder mit zumindest 90 Prozent Ökostromanteil, Österreich dürfte dabei sein.

Ab sofort gilt hingegen, dass Strom aus teuer aufgerüsteten Windkraftanlagen (Repowering) auch zur Produktion von grünem Wasserstoff verwendet werden darf.

Standorte im Norden

Das will sich auch die Burgenland Energie zunutze machen, die ohnehin seit Längerem alte durch leistungsstärkere, aber auch höhere Windräder ersetzt. Und auch Umweltanwalt Michael Graf hofft, dass zumindest die Hälfte der zusätzlichen Windräder repowered ist. Wo genau am Ende wie viele neue Windräder in die Höhe wachsen, kann man bei der Burgenland Energie noch nicht sagen. Das hänge auch von der Aufteilung auf Windkraft und Photovoltaik ab.

Im Jänner gab es ein erstes Treffen von Energieversorger und Naturschutzexperten. Die Standorte für neue Windkraftanlagen dürften demnach eher im nördlichen Teil des Bezirks liegen, zwischen Parndorf und Kittsee und „in geringer Entfernung zu bestehenden Anlagen“, wie ein Teilnehmer sagt.

Kommentare