Kellerstöckl sind die Shooting Stars unter den touristischen Assets des Burgenlandes. Zwar sind sie derzeit noch ein kleines Segment, aber Potenzial für eine Verdreifachung des Angebots sei da, meint Harald Popofsits, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Oberwart-Güssing. „Wir haben Schwierigkeiten, alle Gäste unterzubringen.“ Zusatz: „In den anderen Betrieben des Südburgenlandes ist aber noch genug Platz.“
3.000 Gästebetten stünden insgesamt zur Verfügung, in Kellerstöckl fänden derzeit nur rund 250 Gäste Platz.
Das wird sich aber bald ändern. Denn auf der einen Seite gibt es immer mehr Eigentümer, die überlegen, ihr Kellerstöckl zu renovieren und touristisch zu nutzen, was übrigens vom Land gefördert wird. Auf der anderen Seite gibt es Projekte, die den Neubau von Kellerstöckl oder ähnliche Konzepte vorantreiben.
Eines davon ist zum Beispiel das Hotel Lagler in Kukmirn, wo Hotelier Josef Puchas den Bau eines Obstgarten-Resorts plant.
Ein anderes soll im Eberauer Ortsteil Kulm entstehen, also direkt im Kerngebiet der Kellerstöckl und direkt an der Weinstraße hinauf zum Buschenschank von Martin Weinek. Dort haben die Salzburger Brigitte-Maria Rauscher und Michael Kremser mit Zweitwohnsitz in Eberau vor einigen Jahren ein Grundstück erworben, das nach langjährigen Bemühungen in Bauland-Fremdenverkehr umgewidmet wurde.
Nachfrage
Urlaub im Südburgenland liegt im Trend, wie Zahlen aus der Gemeinde Eberau im Pinkatal zeigen: Allein im Juni gab es 2.750 Nächtigungen, im gesamten Vorjahr waren es 4.000
100 Kellerstöckl
werden derzeit touristisch genutzt, knapp 1.000 dieser Gebäude gibt es im Südburgenland. Tourisismusexperten der Region erhoffen sich eine Verdoppelung auf 200, bis zu 300 könnte der Markt angesichts der Nachfrage vertragen
Kleines Segment
In der Region Oberwart-Güssing gibt es 50 kleinere Betriebe mit 1.800 Gästebetten und rund 1.000 in größeren Hotels. In den Kellerstöckln gibt es nur Platz für insgesamt 250 nächtigende Gäste
Corona-Folgen
Für das erste Halbjahr wurden massive Einbrüche bei den Nächtigungen verzeichnet, im zweiten Halbjahr könnte sich aber sogar ein kleines Plus ausgehen
Vor wenigen Tagen fand eine Bauverhandlung statt, sieben Objekte im Ausmaß von 5,8 mal 12 Metern mit einer Grundfläche von je 300 Quadratmetern sind so gut wie genehmigt. Nur der straßenseitig geplante Doppelkeller, der einen Heurigen beherbergen soll, wurde zurückgezogen (siehe Bild unten). Jetzt sucht das Salzburger Duo (panorama3d.at) nach Investoren. Diese können dann die Objekte selbst nutzen oder aber auch an Touristen weitervermieten. Der Bau der ersten Einheiten soll bereits im Frühjahr starten.
Auch in Deutsch Schützen steht ein neues Projekt in den Startlöchern. Die zum Haubenlokal Ratschen gehörende Wohnothek soll um bis zu zehn Chalets erweitert werden.
Das Projekt sei aber noch nicht spruchreif, heißt es aus der Gemeinde, man stecke mitten in den Vorbereitungen für die Änderung des Flächenwidmungsplanes, die Voraussetzung für das Projekt ist.
Urlaub im Kellerstöckl oder in Chalets mitten in Wein- oder Obstgärten boomt also.
Nicht nur im Burgenland, sondern auch in Westösterreich ist Glamping (glamouröse Form des Campings, Anm.) und Co. am Vormarsch. Tourismusexperte Popofsits freut sich über den Trend, warnt aber vor überzogenen Vorstellungen der Investoren: „Die Geschäftsmodelle passen oft nicht. Wir haben nur eine Saison. Der Sommer ist zwar lang, aber es fehlt der Winter.“
Ihm wäre es lieber, würde statt in Neubauten in bestehende Objekte investiert werden.
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