Tschürtz zu Doskozil: „Alleinherrschaft ist Wahnsinn“
Am Sonntag ist die FPÖ de facto aus der Regierung geflogen, am Dienstag hat Landesparteichef Hans Tschürtz den Hut genommen.
Der 60-jährige Loipersbacher, der noch bis zur Angelobung der neuen SPÖ-Alleinregierung am 17. Februar Landeshauptmannvize bleibt, hat den Parteivorsitz bei einer Präsidiumssitzung am Dienstag mit sofortiger Wirkung zurückgelegt. Alexander Petschnig (46), seit 2015 mit Tschürtz in der rot-blauen Landesregierung und für Wirtschaft und Tourismus zuständig, wurde vom siebenköpfigen FPÖ-Gremium mit sechs Stimmen bei einer Enthaltung zum Nachfolger designiert. Gewählt werden soll der gebürtige Kärntner, der im Bezirk Neusiedl am See lebt, beim Parteitag am 7. März.
Tschürtz scheidet aber nicht aus der Politik aus, sondern tritt nach 15 Jahren als blauer Frontmann in die zweite Reihe. Wie schon von 2005 bis 2015 wird er nach dem Absturz auf 9,8 Prozent (minus 5,2 Prozentpunkte) am Sonntag wieder Klubobmann der von sechs auf vier Mitglieder dezimierten blauen Riege im Landtag. Neben Tschürtz, der bis 2025 bleiben will, haben die bisherige 3. Landtagspräsidentin Ilse Benkö, Petschnig und der aktuelle Klubchef Géza Molnár ein Mandat.
Hofer verzichtet auf Landtagsmandat
Molnár verdankt seinen Einzug dem Verzicht von Bundesparteichef Norbert Hofer. Der Pinkafelder hatte bei der Landtagswahl auf dem letzten Platz der Landesliste kandidiert und dank der Vorzugsstimmen ein Mandat erobert. „Die Kandidatur war ausschließlich ein symbolischer Akt. Ich werde das Mandat nicht annehmen, bedanke mich aber für diese Geste der Unterstützung“, ließ der 3. Nationalratspräsident wissen. Er freue sich für Molnár, der „auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der FPÖ Burgenland“ spiele.
Johann Tschürtz ist von SPÖ enttäuscht
Dass Molnár nicht die wichtigste spielt, war seine eigene Entscheidung. Tschürtz hatte im Präsidium reihum gefragt, wer seinen Job wolle und neben Hofer hat auch der 35-jährige blendende Rhetoriker Molnár abgelehnt. Die Rahmenbedingungen seien weder mit seinen Vorstellungen noch mit seiner Lebensplanung vereinbar gewesen, erläuterte der Eisenstädter auf KURIER-Nachfrage.
Molnár: "Habe Petschnig gewählt"
Konkret: Molnár wollte in dieser schwierigen Phase Partei- und Klubchef in eine Hand legen. Er akzeptiere aber die beschlossene Ämtertrennung und gibt zu Protokoll: „Ich habe Alexander Petschnig gewählt“. Molnár will sich ganz auf den Landtag konzentrieren und beim März-Parteitag nicht mehr als Vize-Obmann kandidieren, auch als Bezirkschef in Eisenstadt will er nicht verlängern.
Der 1,93-Meter-Mann Petschnig muss nun Doskozil Paroli bieten, er will die FPÖ jünger, weiblicher und schlagkräftiger machen. Köpferollen werde es aber keines geben: „Es muss sich niemand fürchten“. Der gebürtige Kärntner ist der FPÖ 1990 beigetreten, damals war Jörg Haider Landeshauptmann. "Er hat eine Aufbruchsstimmung erzeugt, für einen Maturanten wie mich war das schon attraktiv. Es war eine schöne, aber auch lehrreiche Zeit aus der man lernen konnte, wie man es nächstes Mal besser macht", sagte Petschnig 2015 in einem KURIER-Interview.
"Wahnsinn": Tschürtz warnt vor Alleinherrschaft von Doskozil
Die Rückbesinnung auf die Oppositionsrolle wird den Freiheitlichen umso leichter fallen, als sie vom Noch-Regierungspartner maßlos enttäuscht sind. Besonders von LH Hans Peter Doskozil, der kein Wort des Bedauerns zum Ende der in den vergangenen Jahren beiderseits stets gelobten Zusammenarbeit gefunden hatte. Mehr noch als die angekündigte Einstellung von Tschürtz‘ Steckenpferd „Sicherheitspartner“ schmerzt die Blauen der lieblose Ton des Wahlsiegers. „Ich bin ein bisschen enttäuscht“, sagte Tschürtz. Doskozil hätte „zumindest das Wort ,Danke‘ in den Mund nehmen können“.
Den Mittwoch-Termin bei Doskozil (die SPÖ lotet mit allen anderen Parteien Möglichkeiten punktueller Zusammenarbeit aus, am Dienstag ohne greifbares Resultat mit der ÖVP; Anm.) nicht wahrzunehmen, hat Tschürtz am Dienstagabend zwar schon wieder verworfen. Aber die Blauen wollen künftig starke Oppositions- und Kontrollpartei sein. Ein Vorgeschmack: „Irgendwann wird man draufkommen, dass die Alleinherrschaft von Doskozil ein Wahnsinn ist.“
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