Tourismus: 3 Verbände reichen, sagt die Wirtschaftskammer

Rad-Tourismus: Wirtschaftskammer kritisiert Schattenseiten
Wirtschaftskammer fordert Reduktion der Tourismusverbände und Investitionen in Radwege.

Von einem „blauen Auge“ zu sprechen, mit dem der burgenländische Tourismus bisher in der Corona-Krise davon gekommen sei, wäre wohl angesichts der aktuellen Zahlen unpassend. Um mehr als ein Drittel sind im Juni die Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen.

Doch damit verzeichnete man immerhin die geringsten Einbußen aller österreichischen Bundesländer. Dass die Zwangspause allerdings nicht für strukturelle Änderungen genutzt wurde, kritisierten am Donnerstag Helmut Tury, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Burgenland, und Spartengeschäftsführer Franz Perner.

"Zu viele Verbände"

„Gerade jetzt muss an der Tourismus-Grundstruktur im Land gearbeitet werden“, fordert Tury. Das passiert aktuell auch schon – allerdings weitgehend ohne Mitspracherecht für die Kammervertreter, wie man moniert. In die bevorstehenden Adaptierungen des Tourismusgesetzes sei man nicht eingebunden, so Tury.

 

Tourismus: 3 Verbände reichen, sagt die Wirtschaftskammer

Aus dem Büro des für das Thema zuständigen Landeshauptmanns Hans Peter Doskozil (SPÖ) heißt es dazu: „Der Gesetzesentwurf wird, sobald die Vorarbeiten abgeschlossen sind, einem ordentlichen Begutachtungsverfahren unterzogen. In diesem können alle relevanten Institutionen, speziell auch die Sozialpartner, ihre Stellungnahmen abgeben, die dann auch einbezogen werden.“

Was wären Turys Wünsche? Zunächst einmal ein seit Langem bekannter: Die Reduktion der aktuell 17 verschiedenen Tourismusverbände im Land. „Laut Experten ist im Burgenland nicht für mehr als drei Regionen Platz“, sagt Spartengeschäftsführer Perner. Die derzeitige Aufteilung erschwere eine gemeinsame, schlagkräftige Strategie. „Da ist das Kirchturm-Denken immer noch zu ausgeprägt, jeder kocht sein eigenes Süppchen“, meint er.

Kritik an Radwegen

Als Beispiel nennt Perner die Radwege im Land: „Sie sind die am meisten genutzte touristische Infrastruktur. Es ist aber unabdingbar, sie regelmäßig gut zu pflegen. Viele Radwege sind sanierungsbedürftig, die Routengestaltung und die Beschilderung müssten dringend verbessert werden. Immer wieder müssen Radtouristen in Gemeinden nachfragen, wo die Route weitergeht. Außerdem fehlen Ladestationen“, so Perner, der auch digitale Hilfsmittel, wie eine „Radwege-App“ zeitgemäß fände. Eine Zusammenarbeit der für die einzelnen Routen regional zuständigen Tourismusverbände sei jedoch nicht erkennbar.

Hannes Anton, Geschäftsführer der Burgenland Tourismus GmbH, setzt sich selbst seit Jahren für eine Reduktion der Verbände ein. „Zusammenlegen, Kräfte bündeln, um besser Schwerpunkte setzen zu können“, sagt er. Die Kritik an den Radwegen verwundert Anton allerdings.

"Rad-App existiert"

Neue Radkarten seien gerade erst aufgelegt worden. Eine Rad-App existiere bereits auf www.burgenland.info. „Sie wird oft heruntergeladen und bietet sogar Distanzen und Höhenangaben“, betont er. In Sachen Beschilderung sehe aber auch er Verbesserungsbedarf: „Weil es im Burgenland viele einzelne Radwege gibt. Mein Vorschlag wäre, sie nach den jeweiligen Orten oder Endpunkten zu benennen, das würde die Orientierung erleichtern. “

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