Teglich Alois: Proben ist feig und Gasthäuser Inspiration

Teglich Alois: Proben ist feig und Gasthäuser Inspiration
Der Jennersdorfer „Teglich Alois“-Sänger Luis Siegl über Inspiration im Gasthaus, Mainstream im Radio und Mundartmusik ohne Wiener Dialekt.

Alles begann in der „Alten Rax“, ein vor rund 30 Jahren legendärer Schuppen im gleichnamigen Ortsteil von Jennersdorf. Fritz Kres, Wolfgang Schmidbauer und Luis Siegl hatten dort als „Teglich Alois“ ihren ersten gemeinsamen Auftritt als Coverband. Inspiriert vom Soundtrack des Tarantino-Klassikers „From Dusk Till Dawn“ ging es zur Sache.

Sieben Jahre lang sollte das so bleiben, ehe man in Graz – während eines Derbys zwischen Sturm Graz und dem GAK – im Studentenlokal „Three Monkeys“ auftrat.

Plötzlich kommt ein Mann mit Musikkoffer auf die Band zu und fragt, ob er mitspielen dürfe. „Sicher, hau dich her“, war sich die Gruppe einig. Sie wussten nicht, dass das Horst Michael Schaffer, der musikalische Leiter der Jazz Bigband Graz, war.

Das „Problem“: „Er war so gut, er musste ein fixes Mitglied bei uns werden.“ Mit Schaffer kam mehr Ernsthaftigkeit in die Gruppe und „eigenes Zeug“ wurde kreiert. Entstanden ist daraus Musik mit viel Schmäh, aber auch Gesellschaftskritik. „Wir sind vom Programm her ganz weit weg vom Mainstream und der Massentauglichkeit“, so Siegl.

Teglich Alois: Proben ist feig und Gasthäuser Inspiration

Wenn man musikalisch nicht knapp am Wienerlied liegen würde, hätte man es mit Mundartmusik schwer. „Der regionale Dialekt in der Musik wird oft als provinziell abgetan“, erklärt der Sänger, der beruflich in der Werbebranche tätig ist.

Siegl ist sich sicher: „Wir sind locker auf dem Niveau von Voodoo Jürgens. Nichts gegen die Band, aber wir sind musikalisch obere Liga. Dafür in der absolut untersten bei der Wahrnehmbarkeit.“

Fünf Berufsmusiker aus dem Burgenland und der Steiermark

Geprobt wird selten: „Proben ist feig. Aber natürlich treffen wir uns vorher und sprechen alles ab.“ Das funktioniere aber nur, weil die restlichen fünf Bandmitglieder – einzig Siegl ist „Amateur“ – alles Berufsmusiker seien. Zum Beispiel der angesprochene Schaffer aus Graz.

Oder Christian Bakanic, eigentlich aus Welten im Bezirk Jennersdorf stammend, der seine Kunst am Akkordeon schon im Pausenfilm des Neujahrskonzerts 2018 zur Schau stellen konnte.

Teglich Alois: Proben ist feig und Gasthäuser Inspiration

Dieses Jahr wolle man mit dem steirischen Roman „Aus dem Leben Hödlmosers“ von Reinhard P. Gruber so etwas wie einen Faden durch die Konzerte ziehen. „Es werden Konzerte mit kabarettistischen Untertönen. Das Buch hat ein komplett tragisches Ende, das taugt uns“, lacht Siegl. In Gleisdorf und Straden trat man bereits auf, die restlichen Termine werden noch festgelegt.

Luis Siegl (Stimme, Zeremonienmeister)

Horst-Michael Schaffer (Trompete, Stimme)

Christian Bakanic (Akkordeon, Keyboard, Stimme)

Fritz Kres  (Gitarre)

Wolfgang Schmidbauer (Schlagwerk, Stimme)

Chris Seiner (Kontrabass, Stimme)

Die Mischung aus Reggae-Balkan-Latino-Bossanova-Südoststeirer-Burgenländer-Mundart sei speziell. Beispielsweise gibt es einen Song, der sich wie ein lateinamerikanisches Tanzlied anhört, darin geht es aber eigentlich um häusliche Gewalt. „Wir wollen der Gesellschaft den Spiegel vorhalten“, so Siegl.

„Wie die großen Kabarettisten. Zuerst zum Lachen bringen, dann einmal zeigen wie es wirklich ist und nachdenken lassen“, sagt er – „dann schnell ein Lacher hinterher, damit man doch mit einem guten Gefühl nach Hause geht.“

Gasthausphilosophen

Alles wolle man sein, nur nicht zielgruppenorientiert. Für Siegl ein Unwort in der Musik: „Wenn ich Werbung mache, dann muss das zielgruppenorientiert sein. Hier in der Band können wir machen, was wir wollen. Leider tickt die Musikszene aber heutzutage so. Es zählt nur, ob es sich verkaufen lässt.“

Eine Quelle nicht enden wollender Inspiration war das mittlerweile geschlossene Gasthaus Saiger. „Das war die erdigste Freakshow unserer Region und eine der größten Inspirationsquellen für unsere Texte“, erinnert sich Siegl.

Wer das Gasthaus noch kennt, weiß, wovon der Jennersdorfer spricht. Es in Worte zu fassen, würde diesem einzigartigen Ort nicht gerecht werden. „Die ehrlichsten Plätze hier in der Region sind die Tagesheimstätte und das Gasthaus Saiger“, ist sich der Sänger sicher. Angelehnt an den frühere Wirt wurde das Lied „Hermann“ aufgenommen.

Die Band gibt es übrigens auch als Duo. Luis Siegl und Fritz Kres an der Gitarre treten immer wieder als „Zwa allan“ auf. Im vergangenen Jahr wurde eine auf 333 Stück limitierte Schallplatte produziert. Am zweiten Teil arbeitet die Band gerade.

Kommentare