Tante-Emma-Läden bringen Nahversorgung im modernen Gewand
Die Greißlerei ist auch für Neugründer noch ein Konzept. Mit kreativen Ideen versuchen Unternehmer, ihre Gemeinden mit Grundnahrungsmitteln und mehr zu versorgen
Ein Kaufhaus im Ort zu haben, ist im Burgenland schon lange nicht mehr selbstverständlich. Trotzdem halten sich zahlreiche Kaufläden. und ab und zu kommen neue dazu – mit Erfolg.
Ronald Gollatz und Anna Malinovic, die gemeinsam den Hochzeitsberg in Hannersdorf, Bezirk Oberwart, betreiben, haben im Dezember 2020 im Gemeindehaus des Orts ihr Geschäft eröffnet. „Wir lieben unser Kaufhaus, und Gott sei Dank lieben es auch die Leute in Hannersdorf“, sagt Gollatz im KURIER-Gespräch. Die Kundschaft weiß die Versorgung vor Ort zu schätzen. Neben Lebensmitteln gibt es auch eine Trafik, eine Poststelle und eine Putzerei-Annahmestelle. „Wir haben auch ein Café und eine Weinbar, die im Moment geschlossen sind, aber sonst gut angenommen werden“, sagt Gollatz.
Bei der bislang letzten Erhebung zur Nahversorgung 2018 waren 56 der 171 burgenländischen Gemeinden ohne Einkaufsmöglichkeit. Den niedrigsten Anteil an Nahversorgern hatte der Bezirk Güssing, wo in 57 Prozent der Gemeinden kein Geschäft mehr Lebensmittel angeboten hat.
In Ollersdorf bringt die 20-jährige Katja Pieber seit Kurzem mit ihrem „Fairpack-unverpackt“-Geschäft die Lebensmittel-Nahversorgung wieder zurück. „15 Jahre hatten wir kein Lebensmittelgeschäft mehr“, sagt Bürgermeister Bernd Strobl. Das Sortiment bietet regionale Waren, ebenso wie Spezialitäten aus aller Welt. „Meine Produktpalette umfasst alles, was das Herz begehrt. Von frischem Brot und Gebäck, über Milchprodukte und ausgewählte Spezialitäten bis hin zu Obst, Gemüse und Mehl“, sagt Pieber.
Auch in Bildein ist der Fortbestand des Kaufhauses seit Kurzem gesichert. Nach der Pensionierung von Kauffrau Helga Zax übernimmt Sabine Knopf das Geschäft, das im „WeinKulturHaus“ untergebracht ist. „Die Gemeindebürger, besonders die nicht mobilen, wissen das Service zu schätzen, da wir einige Jahre ohne Geschäft auskommen mussten“, sagt Bürgermeister Walter Temmel. Am 2. Dezember wird die neue Greißlerin Sabine Knopf ihr Geschäft wieder eröffnen.
Kerstin Bailer feierte am 2. November mit ihrer Greißlerei „Zur Bailerin“ in Trausdorf das einjährige Bestehen. „Es hat sich wirklich gut entwickelt, und die Leute kaufen sehr bewusst in so kleinen Läden ein. Viele wollen in der Pandemie auch dem Stress der großen Supermärkte entgehen“, sagt die Unternehmerin. Sie bietet vorwiegend regionale Produkte an – von Säften über Käse bis zu Fleisch auf Bestellung. „Ich kann den Kunden alles über die Produkte erzählen, im Gegensatz zum Supermarkt“, sagt Bailer. Auch Kaffee und Kuchen werden angeboten, wenn erlaubt, „und ein Tratscherl ist immer möglich“.
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