Bauern springen als Nahversorger ein
Die Greißlerei ist aus vielen Gemeinden des Burgenlandes schon verschwunden. Zahlreiche Orte haben keine Nahversorger mehr, diese Aufgabe übernehmen immer öfter Landwirte, die ihre Produkte direkt vermarkten oder auch gemeinsam mit anderen Bauern. Rund 200 Landwirte oder Winzer setzen auf die Direktvermarktung ihrer Produkte.
In Eisenberg, Bezirk Oberwart, gibt es schon seit Jahren kein Lebensmittelgeschäft mehr. Das will die Familie Polczer nun ändern. „Wir haben das ehemalige Milchhaus gekauft und zu einem Geschäft umgebaut“, sagt Winzer Hans Polczer im KURIER-Gespräch. Er will der Gemeinde wieder regionale Lebensmittel anbieten. Schon früher war das Milchhaus mit der Adresse Eisenberg 1a der Treffpunkt für die Milchbauern. „Damals gab es noch zwei Wirtshäuser und zwei Kaufhäuser in der Gemeinde“, sagt Polczer. Für Einheimische und auch immer mehr Touristen, die sich Kellerstöckl mieten, fehlt ein Nahversorger.
Nahversorger
„Wir konnten elf Produzenten aus der Region finden, die ihre Produkte anbieten“, sagt Polczer. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich Mittwoch und Samstag frisches Gebäck dorthin liefern zu lassen. Polczer will es nicht gewerbsmäßig nutzen, sondern für die Produzenten, die Eisenberger Bevölkerung und die Touristen zur Verfügung stellen. „Es wird kein Personal beschäftigt, da wir auf die Ehrlichkeit der Einkäufer vertrauen“, sagt Polczer.
Ebenfalls rund um die Uhr kann der „Sauladen“ von Hans Unger und Judith Schranz in Oberschützen besucht werden. „Wir haben seit 14 Tagen geöffnet und es läuft sehr gut“, sagt Schranz im KURIER-Gespräch. Auch hier werden auf Selbstbedienungsbasis alle selbst hergestellten Produkte rund ums Schwein angeboten. „Wir haben schon länger einen Biobetrieb mit Schweinehaltung und wollten unsere Produkte direkt vermarkten“, sagt die Landwirtin. Von Frischfleisch über verschiedene Würste bis hin zu fertigen Gerichten wie Beuschel im Glas gibt es vieles in dem Shop, der rund um die Uhr geöffnet ist. „Am Freitag und Samstag haben wir auch das Geschäft geöffnet und es können bestimmte Produkte bestellt werden“, sagt Schranz.
Ein weiteres Angebot hat die Familie Amtmann in Oberschützen mit einem 24-Stunden-Shop geschaffen. „Wir haben seit November geöffnet und die Kunden nehmen es wirklich gut an“, sagt Landwirt Georg Amtmann. Er hat sich auf die Vermarktung von Milchprodukten spezialisiert und bietet neben Frischmilch auch Joghurts und Frischkäse an, aber auch andere Landwirte verkaufen etwa Eier und Kartoffeln in seinem Selbstbedienungsgeschäft. „Die Verkäufe im Bereich der Direktvermarktung sind im Vorjahr um 40 Prozent gestiegen“, erklärt ÖVP-Agrarsprecherin Carina Laschober-Luif.
Biobetriebe im Fernsehen
„Bioschmankerl – Essen, was wächst“ – unter diesem Motto startet der ORF-Burgenland eine 15-teiligen Serie, die am kommenden Freitag mit acht Folgen beginnt und ab 13. August 2021 mit sieben Folgen weitergeht. ORF-Redakteurin und Gestalterin Nicole Aigner stellt dabei gezielt regionale und saisonale Bio-Lebensmittel in den Fokus. Biobauern aus dem Burgenland, die ihre Produkte präsentieren und Rezepte aus der eigenen Küche verraten, stehen dabei im Mittelpunkt. „Ich freue mich, dass uns der ORF Burgenland auf diesem Weg unterstützt und wir mit der Serie gemeinsam mehr Bewusstsein für biologische Produkte aus der Region schaffen können“, erklärt Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf.
Gesunde Ernährung, respektvoller Umgang mit der Natur und Nachhaltigkeit sind die Themen, mit denen sich immer mehr Menschen beschäftigen. Insgesamt gesehen gehört Österreich in diesem Bereich europaweit zu den Bio-Vorzeigeländern. Gerade im Burgenland ist die Dichte an Biobetrieben besonders hoch. Begünstigend wirken das Klima, die Kleinstrukturiertheit der Landwirtschaft. „Die neue Serie, für die wir das Bioland Burgenland als Kooperationspartner gewinnen konnten, verbindet die Lust auf gesunde und geschmackvolle Ernährung mit Bio-Produkten aus dem Burgenland“, sagt ORF-Landesdirektor Werner Herics.
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