Das Geld wird – so die Logik der Stromwirtschaft – für den Betrieb von Speicherkraftwerken verwendet, die mit dem überschüssigen Strom Wasser zurück in die Stauseen pumpen, also Strom speichern. Für die Betreiber von Windrädern ist das natürlich ökonomischer Unsinn.
Säule der Energiewende
Windkraft ist eine der wichtigsten Säulen der Energiewende in Österreich. Laut der Interessensvertretung IG Windkraft sind aktuell knapp 1.400 Windräder mit einer Gesamtleistung von 3.500 Megawatt in Betrieb, damit können rund 2,2 Millionen Haushalte versorgt werden. Am Samstag wurden beispielsweise knapp 30 Gigawattstunden Strom aus Wind „geerntet“. Doch Windkraft hat auch eine Schattenseite: Sie ist stark vom Wetter abhängig und kann nicht immer bedarfsgerecht geliefert werden. Wenn zu viel oder zu wenig Wind weht, kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage im Stromnetz. Das kann zu technischen Problemen oder wirtschaftlichen Verlusten führen.
Im Burgenland versucht man, dieses Problem mit einem Elektrolyseur zu lösen. In Neusiedl am See werden damit Wassermoleküle per Elektrolyse in ein Sauerstoff- und zwei Wasserstoffatome getrennt, mit dem überschüssigen Strom also Wasserstoff produziert. Zunächst wird das mit einer kleinen Anlage erprobt, um mit dem Verfahren vertraut zu werden. In etwa eineinhalb Jahren soll die dank Modulen einfach skalierbare Anlage dann richtig in Betrieb gehen und etwa 9.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr produzieren.
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Mehr von allem
Ungeachtet dessen hat die IG Windkraft die Bundesländer unlängst aufgefordert, mehr Windräder zu genehmigen. Ähnlich wie in Deutschland, wo bis 2032 zwei Prozent der Landesfläche für den Windkraftausbau zur Verfügung stehen müssen. Auf Österreich umgerechnet würde das eine Verdreifachung der Stromproduktion aus Windkraft bedeuten.
Die heimische Strombranche richtete angesichts der steigenden Produktion von erneuerbarem Strom unlängst einen Appell an die Politik. Netzbetreiber, Energielieferanten und die Photovoltaik-Branche (PV) drängen auf ein neues E-Wirtschaftsgesetz (ElWG) und den „längst überfälligen“ Ausbau der Netzinfrastruktur. „Der PV-Ausbau stößt an seine Grenzen“, warnt Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Photovoltaic Austria.
Hintergrund ist der Boom von PV und Windkraft in den vergangenen beiden Jahren. Zu Spitzenzeiten können die produzierten Strommengen nicht abtransportiert werden, Trafostationen und Umspannwerke stoßen an ihre Grenzen und PV-Anlagenbetreiber müssen ihre Einspeisung drosseln.
„Baut die Netze aus“
An Sonnenenergie wurde auch im Burgenland gedacht. So steht der Elektrolyseur ganz bewusst in Neusiedl am See in der Nähe von Windkraft- und PV-Anlagen. Bis 2030 sollen 40.000 Tonnen Wasserstoff produziert und so 400.000 Tonnen CO2 eingespart werden.
Zum Vergleich: Österreichs Windräder sparen derzeit 3,35 Millionen Tonnen.
Der Weg ist also noch weit.
Das Land braucht mehr Strom: Importe stiegen stark an
Obwohl die Stromproduktion aus erneuerbarer Energie in Österreich steigt, musste in den vergangenen Jahren trotzdem mehr Strom aus dem Ausland importiert werden.
Laut aktuellen Zahlen der Statistik Austria ist der Nettostromimport von 2021 auf 2022 um 15,4 Prozent gestiegen. Im Vergleich zu 2019 war dieser 2022 sogar um 178 Prozent höher. Mit 11,9 Prozent des Stromverbrauchs liegt der Nettostromimport 2022 damit deutlich über dem Durchschnitt dieses Jahrtausends (7,2 Prozent). 2022 wurden netto 8,7 Milliarden Kilowattstunden Strom nach Österreich importiert.
Durch den hohen Strompreis flossen 3,2 Milliarden Euro zu den Betreibern von Kohle-, Erdgas und Atomkraftwerken ins Ausland ab.
Wer braucht mehr?
Der Nettostromimport 2022 liegt nicht nur deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre, auch der langjährige Trend zeigt in diese Richtung – besonders stark in Nieder- und Oberösterreich. War NÖ lange Jahre ein Bundesland mit größerer Stromerzeugung, musste es das zweite Jahr in Folge Strom importieren, um den Stromverbrauch im Bundesland abdecken zu können. Noch schlechter ist die Entwicklung in Oberösterreich, das seit 2013 Nettostromimporteur ist. Im Gegensatz zum Burgenland, das sich genau in die andere Richtung entwickelt.
Wer produziert?
Das beweisen aktuelle Zahlen vom Herbst. Im Oktober produzierten das Burgenland (178 Gigawattstunden) und Tirol (134 GWh) den höchsten Energieüberschuss. Die Steiermark musste mit 331 GWh, neben NÖ (285 GWh), am meisten Strom aus dem Netz beziehen. Laut Austrian Power Grid (APG) wurden im Oktober dank einer geringen Laufwasserproduktion infolge von Trockenheit nur 67 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energieträgern produziert. Deshalb musste auch um etwa ein Drittel mehr Strom importiert werden als im Vorjahr. Der Verbrauch ist um elf Prozent gesunken.
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