Wirbel um Windräder: Gegenwind im Südburgenland

Bislang war das – im Vergleich zum Norden – windarme Südburgenland ein weißer Fleck auf der österreichischen Windkraft-Landkarte. Zwar gab es immer wieder Überlegungen, Windräder im Bereich des Geschriebensteins zu errichten. Konkret wurden diese Pläne aber nie.
Dieser Status quo des Südens könnte sich aber in einigen Jahren ändern. Denn wie die Burgenland Energie und Ventureal als möglicherweise ausführender Projektpartner gegenüber dem KURIER bestätigen, gibt es Pläne für einen Windpark im Bereich von Moschendorf, mitten in der südburgenländischen Weinidylle im Bezirk Güssing.
„Wir denken über das Projekt nach, Start ist allerdings frühestens 2026“, bestätigt Burgenland Energie-Sprecher Jürgen Schwarz, steigt aber im selben Satz auf die Bremse: „Es gibt noch kein konkretes Ansuchen, Moschendorf ist nur eine Option.“
Genug Wind im Südburgenland?
Diese sei in Zusammenhang und als Ergänzung für den Photovoltaik-Park in Güssing zu sehen. Für diesen brauche es ohnehin ausreichende Kapazitäten, um den produzierten Strom abzutransportieren. Und da kommt die Windkraft ins Spiel, die üblicherweise in den sonnenarmen Monaten mehr Strom erzeugt als PV-Anlagen.
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- Das Projekt
Die Burgenland Energie und Ventureal planen die Errichtung von bis zu zehn Windkraftanlagen bei Moschendorf im Bezirk Güssing
- So geht es weiter
Informationsveranstaltung für Bürger und Verantwortliche, dann soll die Bevölkerung befragt werden
- 1.374Windkraftanlagen
waren Ende 2022 in Österreich in Betrieb, mehr als 37 Prozent des damit produzierten Stroms kommt aus dem Burgenland – in Summe 1.346 Megawatt
Aber gibt es überhaupt genug Wind im Südburgenland? „Ja“, sagen die Vertreter des Unternehmens Ventureal, das das Projekt derzeit vorantreibt. Grund dafür seien die im Vergleich zu früher technisch ausgereifteren Anlagen , die sich auch mit weniger Wind effizient drehen.
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2019 hieß es, bis 2050 solle der Energiebedarf des Burgenlandes aus erneuerbaren Quellen erzeugt und das Land klimaneutral werden. Gestern wurde im Bio-Landgut Esterhazy in Donnerskirchen eine neue Klimastrategie präsentiert. Neues Zieldatum: 2030.
„Das ist ein sehr ambitioniertes Ziel“, räumte die für Klimaschutz zuständige LH-Vize Astrid Eisenkopf ein. Es sei zwar nicht möglich, „jeglichen -Ausstoß zu vermeiden“, aber der müsse dann kompensiert werden, etwa durch Aufforstungen und Ausbau erneuerbarer Energien. Insgesamt umfasst die Klimastrategie 120 Maßnahmen.
Bei erneuerbarer Energie sei das Speichern „die Schlüsselfrage“, so LH Hans Peter Doskozil. Das Land kooperiert dabei mit dem deutschen Batteriehersteller CMBlu, im Juni soll in Schattendorf der erste organische Speicher erprobt werden.
Für „kritischen Input“ soll Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb sorgen. Sie möchte einen Beirat mit unabhängigen Fachexperten, die Verhandlungen mit dem Land stünden erst am Anfang. Vor allem das Vorziehen auf 2030 mache die Klimastrategie „bemerkenswert“.
Derzeit sei man dabei, Optionsverträge für die benötigten Flächen aufzusetzen. Laut einem Sprecher soll das Projekt aber nur nach Zustimmung der Bevölkerung umgesetzt werden. Als Nächstes stehen Informationsveranstaltungen auf dem Programm. Ist die Stimmung dort positiv, könnten in einem nächsten Schritt Windkraftmessungen durchgeführt werden.
Allerdings werden bereits erste Stimmen der Bürgerinitiative Pro Pinkatal laut, die gegen das Projekt mobilisiert.
Befragung der Bürger
Bürgermeister Thomas Behm (ÖVP) ist im Gespräch mit dem KURIER ebenfalls zurückhaltend. „Wir haben uns im Gemeinderat dafür entschieden, das Projekt einmal vorzustellen, und haben auch einen Windpark in Niederösterreich besucht. Am Ende des Tages soll aber die Bevölkerung bei einer Bürgerbefragung darüber abstimmen.“ An der nächsten Informationsveranstaltung sollen auch Bürger und Verantwortliche der umliegenden Gemeinden teilnehmen können.
Ehe sich also auch im Südburgenland die ersten Windräder drehen, dürfte noch viel Wasser die Pinka hinab fließen. Aber: „Wenn wir die Klimaziele bis 2030 erreichen wollen, brauchen wir neue Standorte“, sagt Schwarz von der Energie Burgenland – und denkt dabei eher an das Mittelburgenland. „Dort sind die Projekte um einiges weiter gediehen.“
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