Start der roten Neuaufstellung
Vor einer Woche hatte SPÖ-Klubchef
Robert Hergovich bei einem Ganslessen mit Journalisten im Hintergrundgespräch große Veränderungen innerhalb der SPÖ angedeutet. Seit gestern ist Hergovich selbst Teil dieser Veränderung.
Der 41-jährige Trausdorfer legt den Klubvorsitz Ende des Jahres nieder und kehrt in die Arbeiterkammer zurück, aus der er 2008 als Abgeordneter in die Landespolitik eingestiegen war. Sein Landtagsmandat will er bis 2020 ausüben und danach „gänzlich aus der Politik ausscheiden“. Er habe in den vergangenen Jahren „alles der Politik untergeordnet“ und freue sich jetzt auf eine „sehr spannende Tätigkeit“ in der AK, begründete Hergovich diesen überraschenden Schritt. Das Angebot liege länger am Tisch, die Entscheidung sei de facto schon im August gefallen, versicherte der scheidende Klubchef.
Übergangslösung
Seine Nachfolgerin wird auf Vorschlag von Landeshauptmann Hans Niessl die Mattersburger Bürgermeisterin Ingrid Salamon (59), was der SPÖ-Klub „einhellig“ abnickte. Dem Vernehmen nach soll Hergovich den Eisenstädter Vizebürgermeister Günter Kovacs favorisiert haben, was auf Ablehnung gestoßen sei – Kovacs hat bei der Kommunalwahl in Eisenstadt massiv verloren. Die erfolgreiche Stadtchefin Salamon, seit 2010 im Landtag , ist vieles, aber sicher kein Zukunftssignal, vielmehr eine Übergangslösung.
Dass Hergovich seinen Abschied zwei Tage vor einer außerordentlichen Sitzung des SPÖ-Landesparteivorstandes avisiert, in der die Rückkehr von Noch-Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil ins Burgenland (er beerbt Ende des Jahres Finanzlandesrat Helmut Bieler, 2019 Niessl) beschlossen wird, eröffnet noch eine andere Perspektive.
Hergovich gehörte zum Kreis möglicher Niessl-Nachfolger, diesen Ambitionen wurde aber in den letzten Monaten vollends der Boden entzogen. Die ebenso aus dem Bezirk Eisenstadt kommende Landesrätin Astrid Eisenkopf gilt auch in der nächsten Regierung ab 2020 als rote Fixstarterin. Weil die Regierung von sieben auf fünf Mitglieder verkleinert wird, bleiben der SPÖ bestenfalls wohl nur drei Sitze statt bisher vier. Der Dritte im Bunde mit Doskozil und Eisenkopf würde dann nicht Hergovich heißen, zumal er und Doskozil nimmermehr beste Freunde werden. Vor diesem Hintergrund könnte Hergovich die Rückkehr in den sicheren AK-Heimathafen vorgezogen haben. Vermutlich wird er sich im Umfeld von Neo-Präsident Gerhard Michalitsch um die AK-Wahl 2019 und die strategische Positionierung der AK im rauen Umfeld (Stichwort Pflichtmitgliedschaft) kümmern.
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