Die Verantwortung für die finanzielle Schieflage sehen SPÖ (8 Gemeinderatsmandate) und ÖVP (9 Mandate) jeweils beim anderen. Im Gemeinderat waren die beiden Parteien in den vergangenen 25 Jahren immer Kopf-an-Kopf, mal hatte Rot die Nase vorn, mal Schwarz.
Wechselfreudig
Seit der Kommunalwahl im vergangenen Oktober ist Michael Schmidt (SPÖ) Bürgermeister. Der 34-jährige Sozialpädagoge hat Andreas Sattler (ÖVP) abgelöst, der 2017 seinerseits den langjährigen roten Ortschef Erich Goldenitsch aus dem Amt kippte. Jetzt ist Sattler Vizebürgermeister.
Für Schmidt sind zu ehrgeizige Projekte unter ÖVP-Ägide Auslöser der Misere – etwa der Anschluss an die zentrale Kläranlage in Pamhagen oder der Ausbau des Kindergartens. Auch die SPÖ habe im Gemeinderat seinerzeit zugestimmt, entgegnet Sattler, der die Versäumnisse bei seinen Vorgängern sieht, die keine Rücklagen gebildet hätten.
Aber auch Kanalgebühren seien viel zu niedrig angesetzt worden, weil man jahrzehntelang geglaubt habe, der Tourismus rund um den Zicksee spüle ohnehin dauerhaft genug Geld in die Kassen der Gemeinde. Mittlerweile hat es sich buchstäblich ausgespült.
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Die inzwischen erfolgte Verdoppelung der Kanalgebühr heftet übrigens jede Seite auf ihre Fahnen. Das ist aber ohnehin nur ein kleiner Beitrag zum Abbau der Schulden im Ausmaß von zweieinhalb bis drei Millionen Euro.
Zukunft als Wallfahrtsort?
Gespart werden könnte laut BDO auch in der Verwaltung. Die fünf Mitarbeiter im Gemeindeamt bleiben, so Bürgermeister Schmidt, es könnte aber eine Stundenreduktion geben. Auch eine Verringerung der Zahl der Saisonarbeiter oder Photovoltaik auf Gemeindedächern könnte die Ausgaben dämpfen. Das große Thema ist aber der weitgehend ausgetrocknete Zicksee. Die finanziellen Auswirkungen auf die Gemeinde könnten erst im Herbst abgeschätzt werden, sagt Bürgermeister Schmidt. Es führe kein Weg daran vorbei, den Tourismus „neu zu denken“, meint Vize Sattler. Wiener könnten in der Früh mit dem Zug direkt nach St. Andrä kommen und radelnd den Nationalpark erkunden, dann einkehren und am Abend wieder bequem mit der Bahn heimfahren.
Bliebe noch die Hoffnung, dass St. Andrä aus der touristischen Vergangenheit nahtlos in die Zukunft als Wallfahrtsort schwebt. Aber in der Gemeinde „glaubt man eher nicht, dass das Kloster noch gebaut wird“, hatte der Ortschef schon im Jänner kundgetan.
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