Sparer in Mattersburg: "Also damit hat wirklich niemand gerechnet"

Sparer in Mattersburg: "Also damit hat wirklich  niemand gerechnet"
Sparer stehen vor geschlossener Bank, Bevölkerung reagiert betroffen.

Am Mittwochnachmittag herrscht im schmucken Zentrum der knapp 7.000 Einwohner zählenden Bezirkshauptstadt emsiges Treiben, das nur von einem Platzregen unterbrochen wird. Vom Regen in die Traufe – so fühlen sich wohl auch einige Sparer, die vor der verschlossenen Tür der Commerzialbank stehen. "Am Vormittag ging wenigstens der Bankomat noch, aber jetzt ist vielleicht nichts mehr drin", lacht eine Frau mittleren Alters und steuert den nächsten Geldautomaten an.

Nur mit einer knapp gehaltenen Information auf einem Zettel an der Eingangstür werden die Sparer informiert, dass der "Geschäftsbetrieb mit sofortiger Wirkung untersagt" ist. Viele kennen sich deshalb nicht aus. "Also damit hat ja wirklich niemand gerechnet", schüttelt ein Pensionist den Kopf und reagiert erfreut, als ihm einer seiner Leidensgenossen mitteilt, dass Einlagen bis 100.000 Euro gesichert seien. "Solange ich mein Geld kriege, ist es mir egal", zieht der ältere Herr wieder von dannen.

Betroffenheit

"Gleich in der Früh, als ich die Nachricht gehört habe, war es ein Schock und die Angst war da, dass wir nicht mehr zu unserem Geld kommen." Thomas Dienbauer, Kommandant der Stadtfeuerwehr, zeigt sich im Gespräch mit dem KURIER betroffen von der Causa. Nicht nur die Feuerwehr Mattersburg hat ihr Konto bei dem Geldinstitut. Auch privat sei er betroffen, sagt Dienbauer.

Doch nach einem Gespräch mit einem Mitarbeiter der vom Land eingerichteten Hotline, zeigt sich der Feuerwehrchef am Nachmittag etwas erleichtert. Die Einlagensicherung, so wurde ihm versichert, gehe bis zu einem Betrag von 100.000 Euro. "Sowohl die Feuerwehr als auch ich privat haben nur kleinere Beträge auf der Bank. Wir sind da nicht so betroffen wie vielleicht andere Kunden. Aber gedacht hat sich so etwas wohl keiner."

Die Person Pucher

Auch Pfarrer Günter Kroiss – er war jahrelang Geistlicher in Mattersburg und leitet den Verein und das Sozialprojekt 2getthere – hat sowohl Vereins- als auch Privatkonto auf der Bank. "Wir haben die Landesförderungen noch nicht erhalten, deshalb sind wir ohnehin im Minus", sagt Kroiss. Er habe die Zusammenarbeit mit Martin Pucher und dessen Mitarbeitern während der vergangenen 20 Jahre "sehr geschätzt". Mit Beträgen zwischen 20.000 und 30.000 Euro habe Pucher den Verein 2getthere, der das Jugendzentrum in Mattersburg betreibt, pro Jahr gefördert. "Ohne ihn wäre viel Gutes nicht passiert", sagt der Pfarrer. Ob er persönlich enttäuscht sei? "Nein. Ich habe Martin Pucher immer als hilfsbereiten und unkomplizierten Menschen empfunden. Er hat uns auch unterstützt, als der Verein in den Konkurs geschlittert ist."

So wie Kroiss empfinden viele in Mattersburg, wo der angesehene Pucher als bescheiden und sparsam gilt. Und als Mann mit Visionen, wie zum Beispiel die Entwicklung des SV Mattersburg oder das 30 Millionen Euro teure Bauprojekt Impulszentrum zeigen, das erst Ende 2019 präsentiert wurde. Der Plan: der Neubau des Rathauses und der Zentrale der Commerzialbank. "Dieser Tage hätte mit den Bauarbeiten für das neue Rathaus begonnen werden sollen", sagt Bürgermeisterin Ingrid Salamon. Finanziell sei der Stadt bisher noch kein Schaden entstanden, wie es weitergehe, sei aber ungewiss.

Mit dieser Unwissenheit werden heute wohl auch einige Sparer umgehen müssen, wenn die Bank noch immer geschlossen hat. Die Auswirkungen dieser Causa lassen sich schwer abschätzen, wie ein Sparer meint: "Was ist mit den Unternehmern? Und wie geht es jetzt mit dem Sportverein weiter?"

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