Was passiert eigentlich, wenn eines Tages das Trinkwasser nicht mehr wie gewohnt aus dem Hahn fließen sollte? Wer sich diese beunruhigende Frage schon einmal gestellt hat, dürfte sich für die Einsatzübung interessieren, die am Mittwoch in Wiesen abgehalten wurde.
Wasserleitungsverband, Arbeiter-Samariterbund (ASB) und Feuerwehr haben dabei den Wasser-Notfall durchgespielt. Die Übungsannahme: Ein Hochwasserereignis hat zu einem Stromausfall beim Wasserwerk Wiesen und zu einer Verunreinigung des Trinkwassers am Brunnenfeld geführt. Hunderte Haushalte in Wiesen und Teilen von Forchtenstein können plötzlich nicht mehr mit Wasser versorgt werden. Der Samariterbund wird alarmiert: Jetzt wird dringend eine seiner mobilen Trinkwasseraufbereitungsanlagen gebraucht.
Eine Vorlaufzeit von drei Stunden würde genügen, um mit den benötigten Gerätschaften und einem Team vor Ort sein zu können, sagt KAT-Zug Kommandant Stefan Gaßner zum KURIER. Innerhalb einer weiteren Stunde kann vor Ort sauberes Trinkwasser produziert werden.
So wird das Wasser rein
Und das funktioniert so: Mithilfe von Notstromaggregaten wird das verschmutzte Wasser aus dem Brunnen (oder einer anderen Quelle, etwa einem See, Anm.) an die Oberfläche gepumpt. Dort wird es zunächst in ein 8.000 Liter fassendes Absetzbecken gefüllt. „Hier lassen wir das Wasser ruhen, bis sich die groben Schwebestoffe abgesetzt haben. Dann wird es durch einen Vorfilter geleitet“, erklärt Stefan Gaßner.
Danach folgt die eigentliche Aufbereitung: Mittels Umkehrosmose-Verfahren wird das Wasser von sämtlichen Verschmutzungen befreit – und zwar bis auf die molekulare Ebene. Gaßner: „Am Ende kommt dabei hochreines Wasser heraus, das auch für den Einsatz im Krankenhaus verwendet werden kann.“
Nachteil dieser Methode: Das Wasser wird so gut gefiltert, dass ihm auch seine Mineralstoffe entzogen werden. Die können ihm für die Verwendung als Trinkwasser aber nachträglich wieder zugeführt werden.
Bei der Übung in Wiesen wurden gleich zwei Aufbereitungsanlagen des ASB getestet. Die kleinere kann in etwa 500 Liter Wasser pro Stunde reinigen, die größere bis zu 1.600 Liter. In Summe könnten damit rund 4.000 Personen zeitlich unbegrenzt mit sauberem Wasser versorgt werden. Für die Verteilung wäre im Krisenfall die Feuerwehr zuständig.
Ernstfall-Szenarien
Doch wie wahrscheinlich ist es, dass die Wasserhähne im Burgenland tatsächlich einmal für längere Zeit trocken bleiben könnten? Die Einschätzung des Katastrophen-Experten: „Es bräuchte schon ein sehr grobes Szenario, dass es überhaupt zu einem Trinkwasser-Engpass kommt. Denn sowohl unsere Grundwasserversorgung als auch die Infrastruktur sind sehr gut“, beruhigt Stefan Gaßner.
Dass die Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen des Samariterbunds im Härtefall einwandfrei funktionieren, haben sie bisher nur bei Einsätzen im Ausland bewiesen – doch selbst das kommt nur selten vor. Die kleine Anlage habe bereits 25 Dienstjahre auf dem Buckel, erzählt Gaßner. Die letzten 18 davon wurde sie de facto nicht gebraucht. 2004 war sie das letzte Mal im Einsatz, fernab der Heimat: Nach dem verheerenden Tsunami in Sri Lanka.
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