Schwammerl-Saison: Die besten Tipps der "Pilzjäger"
Seit Jahrzehnten ist Josef Weinzettl genauer Beobachter der Fauna und Flora in seiner Heimat, dem Südburgenland. Auch bei der Kenntnis der Pilze und Schwammerln gilt er als Kenner. Seit mehr als drei Jahrzehnten ist der Naturschutzbund-Funktionär in den Wäldern des Südburgenlandes anzutreffen.
Doch heuer sehe es traurig aus, schildert Weinzettl.
„Die Pilzausbeute ist bei uns, im Raum Oberschützen, bisher sehr mäßig.“ Als Grund dafür vermutet Weinzettl die länger andauernde Trockenheit der vergangenen Wochen – „eine Folge des Klimawandels“, wie er betont.
Zu finden seien ab und zu Eierschwammerln, Parasole oder die Krause Glucke. Der Pilz erinnert dem Aussehen nach einem Badeschwamm und ist auch als Zutat für ein Pilzgericht begehrt.
Doch selbst die sonst häufig im Südburgenland vorkommende Totentrompete oder der Birkenpilz seinen heuer kaum zu finden gewesen, so Weinzettl. Im Wechselgebiet hingegen, so sei ihm berichtet worden, würden die Schwammerlsucher üppigere Beute machen. Vor allem die begehrten Herren- oder Steinpilze wurden in dieser Region öfters gefunden.
Funktion der Pilze
Das, was die Schwammerlsucher bei ihrem Wald-Spaziergang finden, ist nur der Fruchtkörper. Das "eigentliche Lebewesen" ist das Myzel, das sich im Boden befindet. Es kann eine große Fläche einnehmen. Pilze haben eine wichtige ökologische Funktion. Sie zersetzen zum einen organisches Material wie etwa Holz oder Laub. Damit halten sie den Nährstoffkreislauf in Schwung. Außerdem sind sie für Insekten, Kleinsäuger und Schnecken eine Nahrungsquelle. Werden zu viele Pilze aus dem Boden gerissen, können sie auch keine Sporenbank aufbauen
Richtig sammeln
Die Pilze sollten nur mit einem Messer abgeschnitten oder herausgedreht werden. Das entstandene Loch sollte mit Laub oder Erde zugedeckt werden, damit das Myzel keinen Schaden erleidet
Pilzdatenbank
Die Mykologische Gesellschaft (myk.univie.ac.at) bietet eine Datenbank, die Vorkommen und Verbreitung der Pilze in Österreich dokumentiert
Auch wenn Josef Weinzettl heuer selten auf Pilzsuche war, so fungiert er doch als "Kontrollorgan". Immer wieder bitten ihn Schwammerlsucher, einen Blick auf ihre Fundstücke zu werfen und sie zu identifizieren. Den Wiesen-Champignon, den habe er heuer des Öfteren zu Gesicht bekommen.
Nicht verwechseln
Genau überprüft Weinzettl die Champignons, damit sie ja nicht mit dem giftigen Knollenblätterpilz verwechselt werden. "Vor allem im jungen Zustand ähneln die Pilze einander." Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte darauf achten, dass die Lamellen rosafarben sind, dann handelt es sich um einen Wiesen-Champignon.
Auf Josef Weinzettls Speiseplan stehen – soweit er fündig wird – immer wieder Pilzgerichte. 40 bis 50 verschiedene Pilzarten hat er schon gegessen.
Trockenheit im Norden
Weiter nördlich, über dem Sieggrabener Sattel, scheinen die Pilze noch rarer zu sein als im Landessüden. "Im Burgenland wird es immer trockener", erklärt Mykologe Gerhard Koller aus Mattersburg. Nur im Juni sowie Ende August und Anfang September seien die Schwammerln gewachsen. Österreichweit sei es allerdings ein gutes Pilzjahr gewesen, erklärt der Wissenschafter. Im Grenzraum zwischen Steiermark, Oberösterreich und Niederösterreich etwa hat es feuchte Böden gegeben, was die Pilze sprießen ließ.
Dagegen werde es im östlichen Niederösterreich, Wien, dem Burgenland und in der östlichen Steiermark "immer brenzliger". "Der Ort Mattersburg, wo ich zu Hause bin, war heuer der trockenste Ort Österreichs", erklärt Koller. Und das schon das zweite Jahr in Folge. Bereits im Vorjahr habe es kaum Pilze gegeben, heuer sei es zwar etwas besser.
"Es fehlen viele Arten"
"Aber es fehlen viele Arten, die normalerweise wachsen." Nicht einmal Perlpilze, eine hier sehr häufig vorkommende Art, hat Koller dieser Tage bei einer Exkursion auf der Rosalia gefunden. „Diverse Ritterlinge habe ich auch lange nicht mehr gesehen."
Allerdings sei die Situation regional sehr unterschiedlich. So sind in den vergangenen Wochen rund um Lockenhaus die Schwammerln aus dem Boden geschossen. "Im Norden herrscht das pannonische und im Süden das illyrische Klima, das etwas niederschlagsreicher ist", erklärt Koller. Früher war die Pilzsaison von Mai bis Oktober. Aber jetzt fehle die Winterfeuchtigkeit.
Giftige Pilze
Etwa 10.000 Pilzarten gibt es laut dem Experten in Österreich. Etwa 35 davon sind hochgiftig. Es gebe Arten, die würden drastisch weniger und andere Arten wiederum, die die Wärme lieben, würden sich nun vermehrt in den heimischen Wäldern ausbreiten. Als Beispiel nennt Koller den Starkriechenden Röhrling. Da gibt es eine einzige Stelle in Österreich, im Mittelburgenland, die unter Schutz steht und wo der Pilz vorkommt.
Eierschwammerl
Auch die Eierschwammerln haben sich ob des Klimawandels "verlagert": Sie sind nun häufiger in höheren Lagen, ab 500 Meter aufwärts, zu finden.
Gesammelt werden dürfen die Pilze aber ohnehin nur in begrenztem Ausmaß: Erlaubt sind bis zu zwei Kilogramm Pilze pro Person und Tag. Und es gibt eine Ausnahme: Der Kaiserling steht im Burgenland unter strengem Naturschutz.
Wer mehr zum Thema wissen möchte, dem bietet Koller Pilzexkursionen an. Infos unter 0650/6521035
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