Schüsse auf Macheten-Mann: Warum kein Cobra-Einsatz?

„Am 5. 1. 2024 gegen 14.30 Uhr wurde die Polizei zu Familienstreitigkeiten nach Bad Sauerbrunn, Bezirk Mattersburg, gerufen“. Mit diesem harmlosen Satz begann an jenem Tag die Aussendung der Landespolizeidirektion Burgenland (LPD) über einen Einsatz mit tödlichem Ausgang: Ein 55-jähriger – mit einer Machete bewehrter – deutscher Staatsbürger wurde durch Schüsse aus einer Polizeiwaffe getötet.
Ein 51-jähriger Polizist sieht sich seither mit Mordermittlungen konfrontiert. Für seinen Anwalt ist klar, dass sich der 55-Jährige „bewusst erschießen lassen wollte“.
Kein Gegenstand der Ermittlungen ist, warum der 51-jährige Polizist und ein Kollege aus der Inspektion in Neudörfl an der Leitha mit der Information losgeschickt wurden, es ginge „nur“ um einen Familienstreit.
Denn die Tonbandprotokolle des vom 55-jährigen Deutschen am 5. Jänner selbst abgesetzten Notrufs an die Landesleitzentrale der LPD klingen dramatisch: „Meine Frau hat den Wunsch geäußert, die Polizei zu sehen, und ich werde ihr diesen Wunsch erfüllen. Und wenn es mich das Leben kostet, was sicherlich der Fall sein wird. Kommen Sie bewaffnet ...“
Ist das ein Fall für Streifenpolizisten oder bräuchte es da nicht speziell ausgebildete Einsatzkräfte – etwa die schnelle Eingreiftruppe, die in Mattersburg stationiert ist oder gar die Cobra, deren Hauptquartier im nahen Wiener Neustadt liegt? Erst im vergangenen August war die Elitetruppe der Polizei in Trausdorf angerückt, nachdem eine Frau im Zuge eines schwelenden Nachbarschaftsstreits Schüsse gehört haben wollte. Niemand wurde verletzt. Wie sich später herausstellte, gab es keine Schüsse.
Man werde die Abläufe in der Landesleitzentrale aufgrund der Sauerbrunner Alarmierung „evaluieren“, sagt Vize-Landespolizeidirektor Werner Fasching zum KURIER. Derzeit funktioniere es so, dass der Disponent am Notruftelefon Schlagwörter eingebe und das System auf dieser Grundlage den Einsatz qualifiziere – „von 08/15 bis zum Hochrisikoeinsatz“. Aber das System sei immer nur so gut, wie der Mensch, der es füttere.
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