Rüstzeug für Verbrecherjagd

Oberst Rainer Erhart ist oberster Ausbildner für Kriminalpolizisten
Der langjährige Leiter des Landeskriminalamts wechselte ins Bundeskriminalamt.

13 Jahre lang hat Rainer Erhart als Chef des Landeskriminalamts (LKA) mit seiner Truppe Verbrechern das Handwerk gelegt. Höchst erfolgreich, denn gab es 2002 rund 12.000 angezeigte Delikte, sind es aktuell um die 10.000. Jetzt vermittelt der Polizei-Oberst Kollegen aus ganz Österreich das optimale Rüstzeug für die Verbrecherjagd. „Es ist ein Riesenvorteil, dass ich aus meiner langjährigen operativen Erfahrung das Wissen einbringe, was die Leute draußen brauchen“, analysiert Erhart.

Der bald 56-jährige gebürtige Tiroler, für den das Burgenland längst mehr als eine zweite Heimat geworden ist, leitet seit einigen Wochen im Bundeskriminalamt das Büro für kriminalpolizeiliche Aus- und Fortbildung. Und Erhart will den Ermittlern zudem immer ausgefeiltere Werkzeuge in die Hand geben, denn zu seinen Agenden gehören auch Wissenschaft und Forschung sowie kriminalpolizeiliches Qualitätsmanagement. In der Wirkungsforschung etwa werden kriminalpolizeiliche Maßnahmen auf ihre Zweckmäßigkeit untersucht. Erhart: „Bringt diese Maßnahme eigentlich das, was man sich von ihr erwartet hat?“ Allein zur Aus- und Fortbildung sind heuer bereits 190 eigene Veranstaltungen geplant. Mit besonderer Akribie werden dabei neuere kriminalistische Felder ausgeleuchtet, Stichwort: Cybercrime.

Scheu vor neuen Herausforderungen hatte der passionierte Vollbartträger, der im Bezirk Neusiedl am See lebt und zum zweiten Mal verheiratet ist, noch nie. Nach beruflichen Anfängen bei der Tiroler Gendarmerie und der dortigen Kriminalabteilung wechselte Erhart 1986 nach Ostösterreich. Im Flachland begann sein beruflicher Aufstieg. Nach zehn Jahren beim Einsatzkommando Cobra ging‘s als Leiter des Kriminaldienstes für die Bundesgendarmerie ins Innenministerium, ehe Erhart 2002 als Major die damalige Kriminalabteilung im Burgenland übernahm. Privat ist er hier sesshaft geworden, die Tiroler Berge vermisst er nicht wirklich, denn die würden mitunter den freien Blick etwas hemmen: „Im Burgenland kann man sich jeden Tag um fünf Grad drehen, was immer wieder andere Perspektiven eröffnet“, schätzt Erhart die Offenheit von Land und Leuten.

In den fast eineinhalb Jahrzehnten unter Erharts Führung wurde die Kriminalabteilung sukzessive ausgebaut, in jedem Bezirkskommando gibt es heute Eigentums- und Suchtmittelgruppen. Viel investiert wurde auch in die Tatort-Ausbildung – und ins Personal, heute hat das LKA rund 125 Mitarbeiter. Sicherheits-Dienstleister für ganz Österreich war die von Erhart im Auftrag des Bundeskriminalamts geplante und umgesetzte Soko Kfz, der es unter anderem gelang, die berüchtigte BMW-Bande zu stoppen.

Seiner früheren Truppe, die in zehn Jahren dreimal die Trophäe „Kriminalisten des Jahres“ einheimsen konnte, streut er Rosen: „Ich bin mir sicher, dass man mit diesen Top-Mitarbeitern jede erdenkliche Situation lösen kann“. Aber nach 13 Jahren an der Spitze, in denen er stets rund um die Uhr erreichbar sein musste, stellte sich irgendwann die Frage nach einer neuen beruflichen Herausforderung. Nicht zuletzt deshalb, weil Erhart in den vergangenen Jahren an der FH Wiener Neustadt Studien für Strategisches Sicherheitsmanagement absolviert hat. Strategische Einsicht – und operative Erfahrung prädestinieren ihn geradezu für den Job im Bundeskriminalamt.

Leichter gefallen ist ihm der Abschied, weil mit Oberst Ernst Schuch ein „würdigster Nachfolger“ gefunden wurde. Der Niederösterreicher, der an der Grenze zum Burgenland lebt, sei „einer der profundesten Kriminalisten und Führungskräfte der österreichischen Kriminalpolizei und menschlich stark in Ordnung“.

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