Pflegeregionen starten am 1. April 2026 mit "halber Kraft"

Dass der Einladung zur Pressekonferenz über die Ausschreibung der Pflegeregionen am Mittwoch ein "Eilt" vorangestellt ist, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. Handelt es sich doch um den zweiten Anlauf, nachdem eine erste Ausschreibung im März 2024 erst angefochten und dann vom Land zurückgezogen wurde.
Die gute Nachricht: Im zweiten, von Anwalt Johannes Zink orchestrierten Versuch, hat`s geklappt.
Zwischen Pflege daheim und Pflege im Heim will das Land auch die teilstationäre Versorgung neu regeln. Das Bundesland wurde dafür in 28 Regionen eingeteilt, jede Region umfasst mehrere Stützpunkte, insgesamt sind es 71. Zwei - Schattendorf und Stinatz - sind derzeit in Betrieb, acht weitere sollen in Bälde folgen.
Das neue Modell in den Stützpunkten umfasst Hauskrankenpflege, betreutes Wohnen, Seniorentagesbetreuung sowie Pflege- und Sozialberatung.

Das sind die Pflegeregionen und die dafür zuständigen Organisationen, gültig ab April 2026.
Pro Region, so der Wunsch des Landes, soll es künftig jeweils nur einen Anbieter geben. Ausgeschrieben wurden 24 der 28 Regionen, denn in vier (Trausdorf, Schattendorf, Großpetersdorf, Kohfidisch) sind die landeseigenen Sozialen Dienste Träger.
Es musste europaweit ausgeschrieben werden, beworben haben sich aber nur sechs schon seit vielen Jahren vor Ort etablierte Organisationen, die auch allesamt zum Zug gekommen sind.
Neun Regionen übernimmt die Volkshilfe, fünf das Hilfswerk, je vier die Caritas und das Rote Kreuz sowie zwei die Diakonie, so Soziallandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) am Mittwoch in Eisenstadt. Mit den Trägern wurden bereits Betriebsführungsverträge abgeschlossen. Start ist am 1. April 2026.
Die Caritas, die bisher auch in den Bezirken Güssing und Jennersdorf präsent war, betreibt künftig vier Regionen - Neusiedl, Eisenstadt und zwei im Bezirk Oberwart. "Dort waren wir bisher schon stark vertreten und können unsere Klienten super versorgen", begründet Caritas-Geschäftsführerin Melanie Balaskovics im KURIER-Gespräch die Bewerbung für diese Gebiete.
Ob sie in Zukunft weniger oder mehr Pflegepersonal beschäftigen kann, weiß Balaskovics noch nicht. Denn noch stehe nicht fest, "welche Träger welche Patienten bekommen". Das hängt auch damit zusammen, dass für Patienten weiterhin Wahlfreiheit besteht.
Soll heißen: Ab dem Tag der Umstellung der Pflegeregionen am 1. April 2026 werden vom Land nur noch jene Organisationen gefördert, die in den jeweiligen Regionen den Zuschlag erhalten haben. Patienten können auch andere Anbieter in Anspruch nehmen – allerdings ohne Förderung des Landes. Sie müssen die Kosten zur Gänze selbst tragen.
Mit dem vollen Leistungsspektrum kann im kommenden Frühjahr nur dort begonnen werden, wo schon ein Pflegestützpunkt steht, überall sonst startet man mit Hauskrankenpflege. Ab September soll in allen Regionen eine Informationskampagne anlaufen.
Alle 71 Pflegestützpunkte will das Land jetzt "bis Ende der Legislaturperiode" errichten, sagte Schneemann. Urprünglich wollte man schon Ende 2024 fertig sein. Das sei ein „sehr ambitioniertes Ziel“ gewesen, räumte Schneemann ein. „Was wir vielleicht ein bisschen unterschätzt haben, dass die Grundstücke, die wir dafür brauchen, nicht einfach zu bekommen waren.“
Derzeit werden laut Schneemann rund 2.500 Personen pro Monat von der mobilen Hauskrankenpflege betreut. Das koste etwa 30 Millionen Euro. Wie hoch die Kosten künftig seien, könne er noch nicht beziffern, er rechnet aber nicht mit einer wesentlichen Erhöhung, weil auf der anderen Seite weniger Plätze in Pflegeheimen gebraucht würden.
Zusätzliches Personal werde es brauchen, etwa 28 diplomierte Pflegekräfte, die die Regionen leiten sollen. Bis 2030 brauche das Burgenland in Summe 1.700 neue Pflegekräfte und für die Pflegestützpunkte noch rund 100 zusätzlich.
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