Wieder wird ein Mitarbeiter aus Doskozils Ministerzeit Geschäftsführer einer Landesgesellschaft

Wieder wird ein Mitarbeiter aus Doskozils Ministerzeit Geschäftsführer einer Landesgesellschaft
Nikolaus Schermann, viele Jahre Direktor der Mittelschule Oberwart, leitet künftig die Hochschule Burgenland.

Zusammenfassung

  • Nikolaus Schermann wurde zum Co-Geschäftsführer der Hochschule für Angewandte Wissenschaften ernannt, um den Bereich 'Gesundheit und Pflege' sowie die medizinische Privatuniversität aufzubauen.
  • Trotz Bedenken über seine Qualifikationen und das Verhältnis zu Doskozil erfolgte seine Ernennung durch eine unabhängige Kommission.
  • Die Landesholding bestreitet jegliche unsachliche Einflussnahme und droht rechtliche Schritte gegen falsche Behauptungen an.

Als der KURIER Nikolaus Schermann vor Weihnachten damit konfrontierte, dass er auf den Gängen des Landhauses als Favorit für den Posten des Co-Geschäftsführers der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (früher FH Burgenland) gehandelt werde, lautete seine Antwort: „Da wissen Sie mehr als ich.“ 

Er habe sich nicht beworben.

Plötzlich Geschäftsführer

Das hat der 57-Jährige offenkundig nachgeholt – denn am Donnerstag vermeldete die Landesholding als Dachgesellschaft der Hochschule die Bestellung Schermanns zum 2. Geschäftsführer neben dem bisherigen Alleingeschäftsführer Georg Pehm, der im Sommer 2027 in Pension geht.

Schermann soll sich um den Aufbau des neuen Geschäftsbereichs „Gesundheit und Pflege“ sowie die Vorbereitung der von LH Hans Peter Doskozil (SPÖ) forcierten Medizinischen Privatuniversität kümmern. Zuletzt war Schermann bei der Gesundheit Burgenland für die Anwerbung von Führungskräften für die geplante Medizin-Uni zuständig.

Es gab zwölf Bewerbungen, je zwei Frauen und Männer wurden zum Hearing geladen, ehe die Empfehlung des Auswahlgremiums auf Schermann fiel. Im rot-grünen Regierungspakt steht, dass die „Kommissionen veröffentlicht werden“ – hier erfährt man aber (noch) nicht, wer aller Schermann empfohlen hat.

In der Hochschule waren schon vor seiner Kür Bedenken gegen Schermann laut geworden. Namentlich äußern möchte sich niemand, man fürchtet berufliche Nachteile. Die Betriebsratsvorsitzende Alexandra Baldwin sagt zum KURIER, ihr sei Kritik an Schermann nicht zu Ohren gekommen.

Direktor der Mittelschule

Der aus dem Bezirk Oberwart stammende Künstler hat Pädagogik, Soziologie, Sonder- und Heilpädagogik studiert und mit einem Magistertitel abgeschlossen und war von 2022 bis 2024 Geschäftsführer der E-Learning-Group

Aber – so die Kritiker – die meiste Zeit seines Berufslebens hat er in Pflichtschulen verbracht, darunter 15 Jahre als Direktor der Mittelschule Oberwart: „Das schadet der wissenschaftlichen Reputation der Hochschule.“ 

Die in der Ausschreibung zuoberst verlangte wirtschafts- oder sozialwissenschaftliche Ausbildung an einer Uni oder FH hat er nicht. 

Moniert wird auch, dass der Aufbau der Medizin-Uni ein Fulltime-Job sei und schließlich wird auch das Naheverhältnis von Schermann zu Doskozil mit Argwohn beobachtet.

Als Doskozil 2016 Verteidigungs- und Sportminister wurde, holte er Schermann ins Ministerbüro. „Wir wollen auch in diesem Bereich einiges bewegen und da werde ich meine Erfahrungen bestmöglich einbringen“, wurde Schermann damals in einem Lokalmedium zitiert. Schermann ist nicht der erste aus dem Ministerbüro, der Geschäftsführer einer Landesgesellschaft wird – Andreas Leitner leitet die Kurbad Tatzmannsdorf GmbH.

Nachfragen nicht ausnahmslos erwünscht

Aus der Landesholding heißt es, die Bestellung sei „durch eine unabhängige Kommission“ erfolgt, „die Auswahl basierte auf Qualifikation, Erfahrung und fachlicher Eignung“. Der Landeshauptmann habe „auf eine Mitwirkung in der Bestellungskommission verzichtet“.

Und: „Die Unterstellung, dass in irgendeiner Weise unsachliche Gründe zur Entscheidung geführt hätten, entbehrt jeder Grundlage.“ Gegen die „Verbreitung derartiger Behauptungen“ behalte man sich „rechtliche Schritte“ vor.

Übrigens: Einige Stunden vor der Bekanntgabe von Schermanns Bestellung hatte Doskozil im Landtag das rot-grüne Regierungsprogramm vorgestellt. Darin enthalten ist auch die Ankündigung, zur "Förderung der burgenländischen Medienlandschaft" einen "Preis für Investigativjournalismus" zu schaffen.

In eigener Sache sind Nachfragen, so scheint`s, nicht immer erwünscht.

Kommentare