Kurbad: Die beiden Privathotels als Sorgenkinder
Fliegender Wechsel an der Unternehmensspitze, Umwandlung von einer Aktiengesellschaft in eine GmbH samt Durchgriffsrecht des Eigentümers und überfällige strategische Entscheidungen: Das sind drei der vielen Themenfelder, die im Prüfbericht des Burgenländischen Landesrechnungshofs (BLRH) zur Kurbad Tatzmannsdorf beackert werden. Der am Mittwoch präsentierte 170-seitige Bericht schaut auf die Jahre 2017 bis 2020.
Ursprünglich gegründet wurde die Kurbad AG 1918, als das Burgenland noch Teil Westungarns war, von den Händlern Heinrich Hoffmann, Samuel Deutsch, Moritz Heinrich und Johann Hirschler aus Szombathely; 1938 wurde die Kurbad AG von den Nationalsozialisten in den Konkurs getrieben, 1953 übernahm das Land Burgenland das Unternehmen; heute ist es Teil der Landesholding.
Leitbetrieb braucht Kur
Die Kurbad, die seit einiger Zeit unter der pfiffiger sein sollenden Marke „Reduce“ segelt, steht auf zwei Säulen – dem Kurbetrieb (vier Hotels) und zwei Privathotels. Die Umsatzerlöse von 81,5 Millionen Euro in den Jahren 2017 bis 2020 stammen aber zu fast drei Viertel aus dem Kurbetrieb. Und der Kurbetrieb wiederum ist stark von nur einem Sozialversicherungsträger abhängig, der für 79 Prozent der 23.600 Zuweisungen von Patienten verantwortlich zeichnete.
Die vom Rechnungshof geforderte strategische Entscheidung zielt in erster Linie auf die beiden Privathotels, die „wiederholt negative Ergebnisbeiträge“ geliefert und zudem einen massiven Investitionsbedarf hätten, während der Kurbetrieb in den Jahren 2017 bis 2019 im Mittel ein Ergebnis nach Steuern von rund 560.000 Euro ablieferte.
Corona bescherte 2020 einen Umsatzeinbruch. Aus den Hilfstöpfen der Bundesregierung flossen für dieses erste Pandemiejahr 5,3 Millionen Euro in die Kurbad GmbH.
2020 gab‘s auch einen Wechsel an der Spitze. Leonhard Schneemann rückte statt des über die Commerzialbank gestolperten Christian Illedits in die rote Landesregierung auf, während der Ex-Büroleiter von LH Hans Peter Doskozil, Andreas Leitner, vom Kurbad-Aufsichtsrat einstimmig zum neuen Chef bestellt wurde. Die noch für Schneemann geltende Voraussetzung eines abgeschlossenen Studiums der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften galt für Leitner (früher AHS-Lehrer für Deutsch und Geschichte) nicht mehr. Stattdessen konnte der Eigentümer nach Umwandlung der AG in eine GmbH die Umsetzung des Mindestlohns von 1.700 Euro netto auch in der Kurbad GmbH schlicht „anweisen“. Bis 2020 haben 160 der knapp 340 Beschäftigten für den Mindestlohn optiert, was den Anteil der Lohnkosten am Umsatzerlös deutlich ansteigen lässt.
Der Kurbad-Bericht dürfte der letzte sein, der in der Ära des scheidenden BLRH-Direktors Andreas Mihalits veröffentlicht wird. Die Amtszeit endet nach zehn Jahren, im Juni soll im Landtag ein Nachfolger gewählt werden.
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