Peter Edelmann bringt New York nach Mörbisch
Es gibt nicht viele Bühnen in Österreich (oder eigentlich weltweit), auf denen eine 14 Meter hohe Freiheitsstatue nicht deplatziert aussehen würde.
Doch die Seebühne Mörbisch ist für solche wuchtigen Eyecatcher geradezu prädestiniert. Diese Woche wurde das Bühnenbild der heurigen Produktion mit der 3,5 Tonnen schweren „Lady Liberty“ aus Styropor komplettiert.
„Ich bleibe dem Trend der großen Bilder treu, damit die Leute ein Bild mitnehmen, das sie behalten. Im ersten Jahr war es die Geige, dann der große Drache“, steigt Peter Edelmann in das Gespräch mit dem KURIER ein.
Seit 2018 ist der weltbekannte Opernsänger künstlerischer Direktor der Seefestspiele. Die von ihm angesprochene Geige war Teil seiner ersten Produktion „Gräfin Marzia“, 2019 folgte das „Land des Lächelns“.
Nach zwei klassischen Operetten sollte 2020 mit der „West Side Story“ ein Musical folgen. Warum die Wahl auf das Stück gefallen ist, erklärt Edelmann so: „Es gibt zehn bis zwölf Operetten, die sich für diese Bühne eignen. Als ich zu der Position gekommen bin, war damals schon meine Ansage, dass man alle vier, fünf Jahre auch ein Musical spielen kann. ‚West Side Story‘ gehört für mich in die erste Kategorie der Musikspiele. Das Werk ist so genial, es ist fast eine Oper.“
1957
fanden die ersten Seefestspiele in Mörbisch statt
Zwölf Mal
wurde das bisher am öftesten aufgeführte Stück gespielt: „Der Zigeunerbaron“
212.000 Besucher
sahen im Rekordjahr 2001 „Das Land des Lächelns“.
Alle 35 Vorstellungen waren ausverkauft
Aus bekannten Gründen musste die Produktion auf 2021 verschoben werden. Es folgten noch mehr coronabedingte Turbulenzen, die die Vorbereitungen bis zuletzt erschwert haben: „Vor sechs Wochen habe ich noch nicht gewusst, ob ich die Besetzung zusammenbekomme. Es war ein Chaos, viele haben abgesagt. Eigentlich habe ich die Besetzung drei Mal gemacht. Aber es hat sich jetzt ergeben, dass wir 50 junge Leute aus ganz Europa haben, die nach eineinhalb Jahren Stillstand total hungrig sind, wieder auf der Bühne zu stehen. Wir sind mit dem Ensemble rundum glücklich.“
Schon über 80.000 Tickets verkauft
Auch der Ticketverkauf gibt mittlerweile Anlass zur Freude: 80.000 Eintrittskarten für die Mörbischer „West Side Story“ sind schon weg.
Peter Edelmanns eigene „Mörbisch Story“ begann 1993, als er ganz am Anfang von Harald Serafins 20-jähriger Intendanz den Danilo in der „Lustigen Witwe“ gibt. „Seitdem ist Mörbisch ein Teil in meinem Herzen“, sagt der begnadete Sänger.
Im Laufe der Jahre tritt er noch zwei Mal als Darsteller in Mörbisch in Erscheinung: in der Rolle des Eisenstein in der „Fledermaus“ und als Homonay im „Zigeunerbaron“.
Auch 2021 wird der nunmehrige künstlerische Direktor des Festivals wieder auf der Bühne stehen. Singen hört man den Bariton diesmal aber nicht: Er übernimmt eine Doppelrolle und gibt sowohl den Lieutenant Schrank als auch den Sozialarbeiter Glad Hand. „Ich freue mich auf jede Probe mit dem jungen Ensemble“, sagt der Mörbisch-Veteran.
Die Beziehung des Wieners zum Burgenland begann aber schon lange bevor er zum ersten Mal auf der Seebühne gesungen hat: „Wir haben früher Urlaube in Podersdorf verbracht, später war ich auch oft im Südburgenland, habe in Jennersdorf gesungen, Ausflüge gemacht und an Weintouren teilgenommen“, erzählt er mit Begeisterung.
Für Ausflüge und Wein bleibt Peter Edelmann im Moment eher wenig Zeit. Schon am kommenden Donnerstag wird die Premierenvorstellung auf der „West Side“ des Neusiedler Sees über die Bühne gehen, jetzt stehen die wichtigen letzten Proben und Vorbereitungen an.
Wird "West Side Story" seine Abschiedsvorstellung?
Peter Edelmann lässt anklingen, dass „West Side Story“ seine Abschiedsvorstellung in Mörbisch sein könnte – sein Vertrag läuft nur noch bis August 2022. „Ich möchte gerne weiterarbeiten und ich habe ein Stück vorgeplant. Aber da ist ein großes Fragezeichen, wie es weitergehen wird im nächsten Jahr“, verrät der selbst ernannte Operetten-Botschafter.
Stichwort Operette: Dieser Kunstform will sich Peter Edelmann auch abseits von Mörbisch weiterhin widmen: „Die Operette ist unser Kulturgut. Hunderttausende Gäste kommen jedes Jahr nach Österreich, um diese Stücke zu sehen. Es ist unsere verdammte Pflicht, dieses Genre zu hegen und zu pflegen.“
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