"Vakuum": Ein Stück Zeitgeschichte aus dem Südburgenland
„Ich höre gerne zu und tauche in andere Lebensrealitäten ein. Ich will Geschichten von Menschen erzählen, die für mich und andere interessant sind“, bringt Kristina Schranz ihre Leidenschaft für den Dokumentarfilm auf den Punkt. Ihr neuestes Werk heißt „Vakuum“ und ist ein Stück Zeitgeschichte über die Corona-Krise in ihrer Heimatstadt Oberwart und dem Südburgenland.
Entstanden ist das Projekt in ihrer Heimat, da die 30-Jährige im Frühjahr 2020 von München nach Oberwart zu ihrer Familie gezogen ist. Dann ging die Pandemie los und der erste Lockdown wurde verkündet. „Ich hatte mir kurz vorher eine Kamera gekauft und wollte eigentlich ein Fotoprojekt machen, dann wurde es doch etwas Größeres“, schildert Schranz.
Filmhochschule München
Seit 2014 studiert die Südburgenländerin Dokumentarfilm Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Zuvor hat sie ein Publizistik- und Kommunikationswissenschaftsstudium in Wien abgeschlossen und war bei mehreren Fernsehsendern tätig. „Ich wollte meine Geschichten schon immer länger erzählen und mehr Zeit für meine Recherche haben. Auch die Bildsprache, die Dramaturgie und das Künstlerische wollte ich immer in den Vordergrund meiner Arbeit stellen“, sagt Schranz. Von rund 200 Bewerbern wurde die Oberwarterin als eine von neun Studenten in München angenommen. Im Rahmen des Studiums drehte sie bereits drei Dokumentarfilme.
Kinder des Kosmos
war der erste Dokumentarfilm von Kristina Schranz, sie porträtierte den Astronomen Arno Riffeser
Spielfeld
entstand 2017 und befasst sich mit den Folgen der Flüchtlingskrise in Spielfeld
Ars Moriendi
Mit dem Werk zeichnet sie das Porträt der 93-jährigen Rosemarie Achenbach und gleichzeitig das Porträt eines vergangenen Jahrhunderts
In ihrem Kinderzimmer in Oberwart hat sie das Gerüst für die Langdokumentation „Vakuum“ entworfen, wie sie sagt. Hier legte sie auch den Grundstein für ihre Filmkarriere. „Als Volksschulkind habe ich meine erste Videokamera bekommen und meine ersten Filme und Talkshows mit Freundinnen gedreht“, sagt Schranz.
Sie wollte ihr Projekt schnell starten und die Corona-Krise im Südburgenland dokumentieren, mit den Ressourcen, die sie zur Verfügung hatte. Über Bekannte sei sie schnell zu ihren Protagonisten gekommen. „Ich wollte einen Querschnitt aus der Bevölkerung schaffen. Ich habe die alleinerziehende Mutter und ihre Kinder, ein altes Ehepaar, Wirte und einen Discobetreiber interviewt“, sagt Schranz. Als Schauplätze wählte sie Schulen, Kirchen und drehte auch die Mobilisierung der Miliz.
„Ich wollte einprägsame Bilder einfangen. Etwa beim Stadtwirt in Oberwart, wo Wirtin Elisabeth aus dem Fenster das Essen herausgibt“, schildert die Regisseurin. Kernthema des Films sei das Befinden der Protagonisten. „Es geht um die persönliche Situation der Menschen, ihre Ängste und Hoffnungen“, sagt Schranz. Etwa die alleinerziehende Mutter, die erschöpft ist, weil die Großmutter ihr nicht helfen kann, oder ein Konditor der Albträume wegen der Krise hatte. „Es ist schon ein Vertrauensbeweis, dass die Leute mir diese Geschichten anvertraut haben“, sagt Schranz.
Während der Dreharbeiten hat sie einige Förderer gewonnen und so ist das Projekt gewachsen. „Auch der Bayrische Rundfunk ist eingestiegen oder die Kulturabteilung des Landes Burgenland“, sagt Schranz. 50 Drehtage hat die Oberwarterin absolviert. „Durch das Filmen bin ich auch in meiner Bildsprache gewachsen“, sagt Schranz. Dramaturgisch und im Schnitt hat sie Sebastian Schreiner unterstützt. „Wir haben dann immer wieder auf die neuen Situationen reagiert und wollten auch die Öffnung im Sommer mitdrehen und den Vergleich zum zweiten Lockdown im Herbst“, sagt Schranz: „Es ist schon ein Stück Zeitgeschichte geworden.“ Die Österreich-Premiere fand beim Grazer Filmfestival Diagonale statt.
Am 26. Juni feiert „Vakuum“ im Oberwarter Diesel Kino Burgenland-Premiere, weitere Vorstellungen sind am 27. und 29. Juni geplant. Für Schranz ist die Premiere in ihrer Heimatgemeinde etwas Besonderes. Gleichzeitig ist der Film auch die Abschlussarbeit für ihr Studium in München. Danach stehen einige Projekte im Burgenland an. Etwa das EU-Art Symposium in der Cselley Mühle oder beim Klangfrühling. Für den nächsten Dokumentarfilm läuft bereits die Ideensammlung, mehr will sie noch nicht verraten. Es wird aber wieder der menschliche Zugang zum Thema im Vordergrund stehen.
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