Ollersdorf oder Ukraine: Griss um altes Feuerwehrauto

Ollersdorf oder Ukraine: Griss um altes Feuerwehrauto
Ortsfeuerwehr will ausgemustertes, aber einsatzfähiges Tanklöschfahrzeug aus dem Jahr 1990 behalten. Bürgermeister will es verkaufen, später soll das Gefährt in der Ukraine Verwendung finden

Ortsfeuerwehrkommandant Harald Holemar beteuert, es gehe ihm nur um das 34 Jahre alte TLFA 2000 Steyr 12 S23 4x4. ÖVP-Bürgermeister Bernd Strobl vermutet die oppositionelle SPÖ dahinter, was deren Vizebürgermeisterin Tanja Illedits zurückweist: "So ein Blödsinn".

In Ollersdorf ist wieder etwas passiert: Das Feuerwehrkommando wendet sich in einem offenen Brief an die Ortsbevölkerung, als "letzten Versuch, eine Debatte über den Verbleib des Fahrzeugs zu ermöglichen".

Der Sachverhalt, kurz zusammengefasst: Vor einem Jahr wurde um rund 400.000 Euro ein TLFA 3000 Mercedes Atego 1730 4x4 angeschafft, um das in die Jahre gekommene TLFA 2000 zu ersetzen. Die Finanzierung erfolgte zu je einem Drittel durch Gemeinde, Land und Ortsfeuerwehr

Die "Drittel-Finanzierung ist gesetzlich nicht geregelt", heißt es auf KURIER-Anfrage aus der Feuerwehrdirektion beim Amt der Landesregierung, sei aber im ganzen Land "gelebte Praxis".

Bürgermeister Strobl will das alte TLFA 2000 um 8.000 Euro an den Rotary Club veräußern, der das Gefährt als Spende in die Ukraine schicken will. Das Feuerwehrkommando will das Fahrzeug behalten. Es sei gut in Schuss und ermögliche der Feuerwehr, "mehrere Einsätze abarbeiten zu können", argumentiert Kommandant Holemar.

Er müsse mit Steuergeld sorgsam umgehen, entgegnet Strobl. Wozu habe man überhaupt ein neues Fahrzeug angekauft, wenn das alte ohnehin noch tadellos funktioniere, stellt der Ortschef gar die Vorspiegelung falscher Tatsachen in den Raum. 

Wobei: Dass das TFLA 2000 wie am Schnürchen laufe, mag Strobl nicht glauben. Schließlich musste die Gemeinde jüngst ohne vorab informiert worden zu sein eine Rechnung über 1.500 Euro für eine Kfz-Reparatur begleichen, denn "die Feuerwehr ist zu 100 Prozent budgetfinanziert", betont der Ortschef, der auch Amtmann ist.

In Bezug auf den technischen Zustand des Fahrzeugs seien "in der Vergangenheit viele Unwahrheiten" verbreitet worden, heißt es demgegenüber im offenen Brief. Uninformiert fühlt sich auch das Feuerwehrkommando - vom Bürgermeister, was die genauen Pläne mit dem TFLA 2000 betrifft.

Die Feuerwehr hat auch angeboten, "eine Ablöse für das Fahrzeug zu zahlen" und für Reparaturen und Betriebskosten aufzukommen, damit der Gemeinde "keinerlei finanzielle Belastung" entsteht. 

Der Ankauf des nagelneuen TFLA 3000 sei nicht umsonst eine "Ersatzbeschaffung" gewesen, erinnert der Bürgermeister: "Es ist nicht üblich, das alte Gerät dennoch zu behalten". 

Holemar sieht das ganz anders, auch andere Wehren würden alte Einsatzautos weiter im Bestand halten.

Aber wer ist eigentlich Eigentümer des TFLA 2000? Für den Bürgermeister ist das klar: "Die Gemeinde". Der Kommandant meldet leise Zweifel an. Und vom Land heißt es: "Erfolgt die Anschaffung durch die Gemeinde, ist diese auch der wirtschaftliche Eigentümer des Fahrzeuges und kann dieses im Rahmen der Vorgaben der Gemeindeordnung veräußern". 

Aber wer weiß noch, ob die Gemeinde das TFLA 2000 im Jahr 1990 alleine finanziert hat?

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