Oberpullendorf: Sozialprojekt als "Sparbuch"
Eine Brücke bauen zwischen jenen, die genug und anderen, die zu wenig haben – das war das Ziel, mit dem Andrea Roschek vor 15 Jahren die Pannonische Tafel (PanTa) gründete. Das Angebot ist heute gefragter denn je.
Rund 100 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verteilen in Eisenstadt und Stoob-Süd Lebensmittel aus dem Handel, die sonst im Müll landen würden, an jene, denen wenig Geld zum Leben bleibt. Jetzt lässt die Initiatorin der Non-Profit-Organisation mit einer neuen Idee aufhorchen.
In Oberpullendorf will sie ein Zentrum schaffen, in dem es einen Platz für soziale Umverteilung, gemeinschaftliches Leben und Arbeiten geben soll. Auf einem 8.000 Quadratmeter großen Grundstück, auf dem sich ein um 1930 errichtetes Sägewerk und eine Streuobstwiese befinden, sollen die Pläne realisiert werden.
Solidarisch am Werk
Zum einen, erklärt Roschek, solle das PanTaWerk als Hauptsitz der Pannonischen Tafel dienen. Lebensmittel werden in Zukunft dort ausgegeben.Vorgesehen ist aber noch viel mehr:Im PanTaWerk wird die Infrastruktur für gemeinnützige Arbeit geschaffen.„Konkret planen wir eine Profi-Küche, wo wir Lebensmittel haltbar machen und Seminare sowie Workshops zum Thema Lebensmittelverschwendung abhalten.“
Kindern und Jugendlichen will sie „einen Platz bieten, wo sie hinkommen können und Beschäftigung finden“. Kochkurse und ein Sensoriklabor ebenso geplant wie ein Gebrauchtmöbel-Markt. Auch neue Werkstätten und Arbeitsräumen sollen entstehen.
Und in einem Neubau sind eine Lagerhalle für Lebensmittel sowie Wohneinheiten für Mitarbeiterinnen und Schutzbedürftige vorgesehen.
Form der Bürgerbeteiligung
Besonders an dem Projekt PanTaWerk ist auch dessen Finanzierung: Es soll über ein Vermögenspool ermöglicht werden. „Es handelt sich dabei um eine Form der Bürgerbeteiligung in das Projekt“, erklärt Rechtsanwalt Markus Distelberger, der das alternative Finanzierungskonzept entwickelt hat. 13 Projekte in mehreren Bundesländern haben ihre Finanzierung mittels Vermögenspool bereits gestartet, das PanTaWerk ist Nummer 14.
Konkret können Anlegerinnen und Anleger dabei Anleihen in unterschiedlichen Größenordnungen erwerben. Menschen, die ihr Erspartes gerade nicht brauchen, investieren in ein sinnvolles Projekt, das andere in der Zwischenzeit nutzen.
Die Pläne für das PanTaWerk
Die Anleger des PanTaWerkes können ihre Beiträge unter den vereinbarten Bedingungen auch wieder entnehmen – samt pauschalierten jährlichen Zinsen in der Höhe von 0,25 Prozent. Zur Absicherung wird ein Treuhänderpfandrecht im Namen der Anleger im Grundbuch eingetragen.
Etwa eine Million Euro kostet die Immobile für das PanTaWerk, sagt Roschek. Dazu wird eine Liquiditätsreserve von zehn Prozent gehalten.
Außerdem könnten die Anleger durch das Projekt stets beobachten, was mit ihrem Geld gerade passiert. Im Frühjahr soll das Werk laufen. „Ich bin optimistisch, dass wir es schaffen.“
Weniger Lebensmittel für mehr Menschen
„Lebensmittel retten und Armut lindern, das sind unsere zwei Hauptanliegen“, erklärt Roschek das Konzept der Pannonischen Tafel. 630.000 Kilogramm gerettete Lebensmittel wurden 2021 bei der PanTa verteilt. Während die Nachfrage steigt, werden die Lebensmittel, die die PanTa bekommt, weniger.
Das liege zum einen an den Nachhaltigkeitstrategien der Märkte, die u. a. verschiedene Waren kurz vor Ablauf des Mindest-Haltbarkeitsdatums zum günstigeren Preis angebieten. „Aber auch diverse Apps und andere Lebensmittelabholer, die auch noch mit den letzten Lebensmitteln Geschäfte machen, erschweren uns zusätzlich die Tafelarbeit“, erklärt Roschek.
Künftig hofft die PanTa auf Hilfe durch die Landwirtschaft oder private Gärtner. Unterstützung am PanTaWERK soll es jedenfalls auch von der Stadtgemeinde Oberpullendorf geben, wie Bürgermeister Hannes Heisz (ÖVP) betont.
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