Nordburgenland: Gedränge in Schulbussen trotz Corona

Nordburgenland: Gedränge in Schulbussen trotz Corona
Verkehrsverbund bittet um Verständnis, die Situation werde sich „einpendeln“. Eine kurzfristige Lösung ist nicht in Sicht.

Der 16-jährige Matthias aus Wimpassing (Bezirk Mattersburg) hat Glück. In seinem Schulbus ist in der Früh nicht viel los. Anders ist die Situation nach der 5. und 6. Schulstufe am Domplatz in Eisenstadt: „Da gibt es immer dichtes Gedränge, jeder möchte einen Platz bekommen. Das war schon immer so“, sagt er. Ein unangenehmes Gefühl hat er trotz Corona nicht. „Ich hätte auch gar keine andere Möglichkeit, um in die Schule zu kommen.“

Beim Verkehrsverbund Ost-Region (VOR), der rund 500.000 Schüler in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und dem Burgenland befördert, haben sich zuletzt die Anrufe besorgter Eltern gehäuft. Das Problem: dichtes Gedränge in Schulbussen in Zeiten von Covid-19. Gerade in den Ballungszentren wie dem Nordburgenland kommt es vor allem zu Schulbeginn immer wieder zu Engpässen, gesteht VOR-Sprecherin Christina Maria Bachmaier ein, aber: „Alles, was Räder hat, ist im Einsatz.“

Schüler: "Brauchen mehr Busse"

Die Situation zu Schulbeginn sei angesichts von noch nicht fixen Stundenplänen und kurzen Schultagen auch ohne Corona immer wieder eine Herausforderung. „Das wird sich wieder einpendeln“, versucht Bachmaier zu beruhigen und verweist auf Schüler, die im Lauf des Schuljahres auf später fahrende Linien ausweichen würden.

In der Früh ist das aber nicht möglich, wie die 14-jährigen Schüler Jasmin, Kevin und Nico aus dem Bezirk Eisenstadt erzählen. „Wir bekommen so gut wie nie einen Platz und starten deshalb schon gestresst in den Schulalltag.“ Corona ist für die drei eine zusätzliche Belastung: „Beim Drängeln und Schubsen haben wir schon ein schlechtes Gefühl und Angst vor einer Ansteckung.“ Schon vor dem Schulbeginn haben die drei nach Alternativen für ihren Schulweg gesucht, aber „uns bleibt keine andere Wahl“. Ihr Wunsch: Mehr Busse am Morgen und nach der 6. Schulstunde.

VOR: "Brauchen Vorlaufzeit"

Dieser dürfte sich aber nicht so schnell erfüllen. Zwar ist der VOR derzeit dabei, die Fahrgastzahlen zu evaluieren. Neue Busse und auch neue Fahrer könne man aber nicht „aus dem Boden stampfen“, sagt Bachmaier und bittet um Verständnis: „Das braucht alles eine Vorlaufzeit und natürlich viel Geld.“ Über diesen Punkt war in dieser Woche auch eine politische Diskussion entbrannt (siehe Artikel unten).

Auch die 17-jährige Anna und ihre Eltern aus Neusiedl am See können nicht verstehen, warum nicht mehr Busse zur Verfügung gestellt werden. „Wenn wir in der Früh in Eisenstadt ankommen, gibt es kaum noch Platz zum Stehen und beim Heimfahren wird auch schon mal um die Plätze gestritten.“ Hätte sie schon einen Führerschein, würde sie mit dem Auto nach Eisenstadt fahren: „Jetzt fahre ich eben mit einem unguten Gefühl im Bus oder manchmal mit dem Zug“, sagt sie.

Ganz anders ist hingegen die Situation im Südburgenland, vor allem aufgrund der geringeren Bevölkerungsdichte. „Wir kennen das Problem nicht und haben auch einen guten Kontakt zu den verschiedenen Schulleitern“, sagt Südburg-Geschäftsführer Siegfried Tanczos. „Kommt es auf einzelnen Strecken zu Engpässen, wird umgehend ein zweiter Bus bereitgestellt.“

Verkehr als politischer schwarzer Peter

Öffentliche Verkehrsmittel kosten Geld, viel Geld. Nur wer zahlen soll, darüber gibt es wie so oft unterschiedliche Meinungen. Im Fall der überfüllten Schulbusse sieht die ÖVP das Land in der Pflicht und kritisiert auch die 3:2-Zählregel, die besagt, dass für drei Kinder unter 14 Jahren zwei Sitzplätze ausreichen.

Die absolut regierende Landes-SPÖ wiederum verweist auf den Bund – und damit an die türkis-grüne Regierung – und die Finanzierung über den Familienlastenausgleichsfonds, kurz FLAF. Dieser müsse den gewährten Kilometerpreis erhöhen, der kaum noch kostendeckend sei.

Das Thema wäre auf der Tagesordnung der Konferenz der Landesverkehrsreferenten gestanden. Doch diese wurde wegen der Covid-19-Situation kurzfristig abgesagt, soll aber laut Gewessler „bald“ nachgeholt werden. Dabei wäre der Termin angesichts der dieser Tage von der EU ausgerufenen Mobilitätswoche perfekt gewesen.

Grüne fordern mehr Rad-Infrastruktur

Die im Bund für den Verkehr zuständigen Grünen nahmen diese jedenfalls zum Anlass, im Zuge von Verteilaktionen an Pendlern einige Forderungen an die burgenländische Landesregierung zu stellen.

Nordburgenland: Gedränge in Schulbussen trotz Corona

Zum Beispiel bessere Radwege. Diese seien zwar touristisch gut ausgebaut. „Will man aber zwischen den Ortschaften mit dem Rad fahren, ist man oft auf die Straße angewiesen“, sagt die Grüne Landessprecherin Regina Petrik und verweist auf eine aktuelle Förderaktion: „Schließen sich mehrere Gemeinden zusammen, entstehen aufgrund der derzeit laufenden doppelten Förderaktion von Bund und Land fast keine Kosten.“

Überhaupt müsse das Angebot für Radfahrer verbessert werden, oft fehle es an einfachen Dingen, wie zum Beispiel Radständer. Um darauf hinzuweisen, wurden von den Grünen an manchen Orten Schilder aufgestellt.  „Wenn wir das Potenzial ausnutzen, wäre das ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz“, sagt Petrik.

Mitarbeit: L.-M. Zehetbauer

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