Neusiedler See: Guter Wasserstand trotz zunehmender Verdunstung

Das Ufer des Neusiedler Sees, Menschen liegen auf dem Holzsteg, ein Mann in Badehose geht ins Wasser
Vor zwölf Monaten lag der Wasserstand des Neusiedler Sees auf einem Tiefstwert, jetzt nähert er sich wieder dem langjährigen Mittel.

So früh wie schon lange nicht mehr wagten sich am vergangenen Wochenende die ersten Badegäste ins kühle Nass des Neusiedler Sees. Wobei die Wassertemperatur von rund 14 Grad trotz hochsommerlichen Wetters noch eher in die Kategorie „nur für Hartgesottene“ fällt.

Die ersten Vorzeichen lassen jedenfalls auf eine erfolgreiche Tourismussaison am Steppensee hoffen. Ganz anders als im Vorjahr – wir erinnern uns: Anfang 2023 lag der Wasserstand des Neusiedler Sees auf einem historischen Tiefstand. Die Angst vor der Austrocknung des Naturjuwels ging um.

Entgegen den meisten Erwartungen folgten jedoch sehr regenreiche Monate. Derzeit liegt der Wasserstand des Neusiedler Sees, der zu 80 Prozent aus Niederschlägen gespeist wird, bei 115,41 Meter über Adria und damit um 42 Zentimeter höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Die 16 Zentimeter, die aktuell zum langjährigen Mittelwert noch fehlen, könnten durch einige starke Regentage ausgeglichen werden, wie es sie auch zwischen April und Juni 2023 gegeben hat.

Dass der Wasserstand des Neusiedler Sees starken Schwankungen unterliegt, ist freilich nichts Neues. Eine vergleichsweise neue Entwicklung zeigt sich jedoch bei der Verdunstung: Milde Temperaturen und starke Winde führen dazu, dass der See inzwischen nicht mehr nur im Sommer Wasser verliert.

Harald Grabenhofer, Forschungskoordinator im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel, erklärte am Montag gegenüber der APA: „Durch den Klimawandel wird die Verdunstung mehr und findet sogar im Winter statt, wenn es keine Minusgrade gibt.“

Neusiedler See: Guter Wasserstand trotz zunehmender Verdunstung

Harald Grabenhofer, Forschungskoordinator im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel

Aus den Erkenntnissen vergangener Jahrzehnte schließt Grabenhofer, dass es am Neusiedler See trockenere und feuchtere Perioden gebe – und aktuell dürfte sich die Region in einer feuchten Phase befinden. Aufgrund des Klimawandels seien aber auch vermehrt extreme Wetterereignisse zu befürchten, so der Experte. Daher sei es notwendig, mehr Wasser im Seewinkel zu halten, um den Grundwasserspiegel anzuheben. Einige Maßnahmen, wie das Aufstauen von Entwässerungskanälen, werden derzeit im Rahmen des Projektes „LIFE Pannonic Salt“ umgesetzt.

Viele der noch intakten Salzlacken sind derzeit ebenfalls gut gefüllt, darunter auch der im Sommer 2022 völlig ausgetrocknete Zicksee in St. Andrä und der Obere Stinkersee in Illmitz. Der Seewinkel kann seinem Ruf als Vogelparadies heuer wieder gerecht werden: „Wir sehen einer hoffentlich erfolgreichen Brutsaison entgegen“, sagt Grabenhofer.

Kommentare