Landwirtschaft im Wandel: Das erste Olivenöl vom Neusiedler See
Bis zu 30 Grad werden für dieses Wochenende vorhergesagt. In einigen Teilen des Burgenlands könnte das Thermometer diese magische Marke tatsächlich erreichen. Bei solchen hochsommerlichen Temperaturen Anfang April ist es kaum verwunderlich, dass sich eine mediterrane Steinfrucht im Burgenland immer wohler fühlt: die Olive.
In den vergangenen Jahren berichtete der KURIER über südburgenländische Weinbauern, die verstärkt auf den Anbau von Oliven umsatteln. Mit der Produktion des ersten Öls war das nordburgenländische Olivenprojekt „Olivia“ am schnellsten: Zwei Familien aus Rust und Mörbisch am See haben sich dafür zusammengetan.
Reinhold Eder und Gattin Angela Pieretti-Eder haben 2018 ihren ersten Olivenhain in Rust gepflanzt. Damals mit 280 Bäumen, aus denen mittlerweile 500 geworden sind. Anfangs sei man noch skeptisch gewesen, ob die Früchte am Neusiedler See genauso gut gedeihen würden wie in ihrer eigentlichen, südländischen Heimat.
Die ersten 17 Liter
Nur sechs Jahre später gehören solche Zweifel längst der Vergangenheit an: Gemeinsam mit ihren Projektpartnern aus dem Nachbarort Mörbisch – Franz Günther und Sabine Haider hegen und pflegen hier 650 Olivenbäume – wurde im vergangenen Oktober eine Ernte von 130 Kilogramm eingefahren.
Da die Familien noch keine eigene Olivenpresse besitzen, wurden die Früchte zur Verarbeitung nach St. Lorenzo in Italien gebracht. Dabei entstanden die ersten 17 Liter burgenländisches Olivenöl.
Die werden aller Voraussicht nach in Windeseile ausverkauft sein – unter der Marke „Olivia Bio“ werden aber auch eingelegte Oliven produziert. Und ein Tee aus den Blättern, die vom Baumschnitt aufgehoben und getrocknet werden. „Der sortenreine Tee kommt auch der Heilung des Menschen zugute“, berichtet Reinhard Eder. über das wertvolle Nebenprodukt.
Dass seine Bäume so prächtig gedeihen, sei laut Eder auch dem Mikroklima am Neusiedler See zu verdanken: Die zunehmend milderen Winter und die Windverhältnisse tragen ihren Teil dazu bei, dass Rust zu einem fruchtbaren Boden für Olivenhaine geworden ist. Olivenbäume sind aber auch robuster, als man vielleicht denkt; einige Sorten können bis zu minus 20 Grad locker wegstecken.
Made in Burgenland
Ab 2026 soll das Olivenöl aus Rust und Mörbisch zu 100 Prozent „Made in Burgenland“ sein. Die Ehepaare Haider und Pieretti-Eder denken nämlich zukunftsorientiert und wollen eine eigene Olivenpresse anschaffen. Am Freitag wurde das burgenländische Olivenöl bei einem Pressetermin in Rust der Öffentlichkeit präsentiert.
Zu Gast war auch Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ). Sie zeigte sich darüber erfreut, dass beide Familien auf biologischen Anbau setzen: „Das Olivenprojekt ‚Olivia‘ erfüllt alle Kriterien der Nachhaltigkeit und ist eine vielversprechende Chance für die burgenländischen Landwirte, neue klimafitte Absatzmöglichkeiten und damit Einkommensquellen zu erschließen: Gesunde Ernährung, respektvoller Umgang mit der Natur und Nachhaltigkeit sind Themen, mit denen sich immer mehr Menschen beschäftigen“, so Eisenkopf. Auch wenn die Olivenernte im Burgenland derzeit aus wirtschaftlicher Sicht noch kein wirklicher Faktor sei, so würden die Haine am Neusiedler See doch vorzeigen, wie sich die heimische Landwirtschaft erfolgreich an geänderte klimatische Bedingungen anpassen kann, meint die Landeshauptmann-Stellvertreterin.
Zukunftsträchtig
Laut Prognosen sollen die Temperaturen in Österreich übrigens bereits 2030 jenen in Südeuropa ähneln – zumindest für Burgenlands Olivenbauern sind das recht sonnige Aussichten.
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