Neuer Schwung für Karussell & Co

Neuer Schwung für Karussell & Co
Die Pandemie hat die Fahrgeschäfte zum Stillstand gezwungen. Langsam läuft das Geschäft wieder an. Indes kämpfen die Unternehmer mit neuen Herausforderungen.

Seit Kindertagen an dreht sich Doris Keinraths Leben um Kirtage und Volksfeste. Bereits in der vierten Generation begeistert die Familie mit verschiedenen Fahrgeschäften sowie mit süßen Köstlichkeiten Besucher bei Veranstaltungen in ganz Ostösterreich. Auch Tochter Celina ist schon ins Geschäft eingestiegen. Bis zur Pandemie lief das Geschäft rund. Doch das Virus hat die Branche ausgebremst.

Auch wenn jetzt wieder gefeiert wird, gibt es „Anlaufschwierigkeiten“, sagt Keinrath, die den Firmensitz im mittelburgenländischen Deutschkreutz hat.Gleich zum Saisonauftakt wurde in Graz die erste große Veranstaltung abgesagt. Die Messehalle wurde als Ankunftszentrum für Flüchtlinge aus der Ukraine gebraucht, schildert Keinrath.

Pfingst-Fest in Hornstein

„Normalerweise waren wir auf 25 bis 28 Veranstaltungen pro Jahr. Heuer werden es 10 bis 11 sein.“ Dabei müsse sich die Familie ihre Auftritte selbst organisieren und werde meist nicht von Gemeinden oder anderen Veranstaltern eingeladen. Für die Inform in Oberwart mussten die Keinraths bereits absagen: Weil das Festivalgelände verkleinert wurde, hätten die großen Fahrgeschäfte keinen Platz. Dieses Wochenende geht’s dafür rund: Mit ihren Attraktionen lassen „Keinraths Karussells“ die Herzen der Besucher beim 750-Jahr-Jubiläumsfest in Hornstein höherschlagen.

Neuer Schwung für Karussell & Co

Doris, Sven und Celina Keinrath sind mit ihren Attraktionen wieder unterwegs

Doch während die Zahl der Veranstaltungen sinkt, sind die Kosten gestiegen. Es sind u. a. die hohen Spritpreise, die den Schaustellern zu schaffen machen. „Wir können aber im Gegenzug nicht die Fahrpreise erhöhen, denn sonst kann sich das keiner mehr leisten.“

"Manche trauen sich noch nicht"

Auch Verena Gagers Familie hat – mit ihren Kindern in vierter Generation – einen Vergnügungsbetrieb in Deutschkreutz. Derzeit sind die Gagers am Pfingstkirtag in Forchtenstein vertreten. Zwei Jahre lang seien die Einnahmen weggefallen, sagt Gager, die Berufsgruppensprecherin der burgenländischen Schausteller ist. „Mein Mann ist zum Glück in Pension, mein Schwiegersohn musste sich zur Überbrückung einen Nebenjob suchen.“ Jetzt laufe der Betrieb wieder an, wenn auch zaghaft. „Manche Veranstalter trauen sich noch nicht richtig.“

Die Branche

Zwischen 360 und 370 Schausteller gibt es in Österreich, im  Burgenland sind es derzeit 26.Die Zahl der Schausteller sei in den vergangenen Jahren trotz aller Widrigkeiten gleich geblieben, sagt Branchenvertreter Michael Peter Wiesbauer

Das Geschäftsfeld

 Als Schausteller gelten Betreiber von Fahrgeschäften wie etwa Karussells, Autodroms und Schießbuden

 

"Leute wollen wieder hinaus"

Doch es gibt auch gute Neuigkeiten. „Die Veranstaltungen, die abgehalten wurden, sind relativ gut gewesen, die Nachfrage ist sehr groß. Man muss bedenken, dass es drei-, vierjährige Kinder gibt, die noch nie auf einem Karussell gesessen sind. Die Leute wollen wieder hinaus“, beschreibt Michael Peter Wiesbauer, Fachgruppenobmann der Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe in der Wirtschaftskammer Österreich die Situation.

Neuer Schwung für Karussell & Co

Personalmangel

Das große Problem sei für die Schausteller österreichweit die Personalfrage. Es gebe Firmen mit fünf, sechs Fahrgeschäfte, die wegen der Personalnot nicht in Betrieb gehen könnten. „Nach ein oder zwei Jahren Stillstand ist es besonders bitter, wenn man jetzt Geld verdienen könnte, aber die Kapazitäten nicht erfüllen kann.“

Der Branchensprecher ist dennoch optimistisch. Ihm sei kein Schausteller bekannt, der in der letzten Zeit Konkurs anmelden hätte müssen. „Schausteller sind es gewöhnt, flexibel zu sein.“

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