Mit dem Modellauto den Erzberg bezwingen
Wer bei dem Wort „Modellauto“ die Vorstellung von Liebhaberfahrzeugen in Glasvitrinen hat, ist bei Gerhard Heinrich ganz falsch aufgehoben.
Mit seinen „Scale Crawlern“ – das sind Fahrzeuge, die auch Steigungen erklimmen können – reiste er schon durch ganz Österreich.
„Vor gut 14 Jahren hat das angefangen, mein Sohn war da gerade einmal vier Jahre alt. Wir haben damals ein gemeinsames Hobby gefunden“, erinnert sich der Bubendorfer, der eine Werbe-Firma besitzt.
"Monstertruck" als Miniaturausgabe
Natürlich musste gleich mal ein richtiger Miniatur-Monstertruck her. Es folgten auch zahlreiche landwirtschaftliche Fahrzeuge, die sich alle mit Fernsteuerung bedienen lassen.
Im Kinderzimmer wurde das erste gemeinsame Video aufgenommen und anschließend von Gerhard Heinrich vertont.
Auf Youtube erreichte der Upload über 200.000 Aufrufe. Mittlerweile hat er seinen Fokus aber auf die angesprochenen Scale Crawler gelegt. Aber bis heute erstellt der Tüftler Videos für Youtube und seinen Blog. Manchmal wird mit Freunden im Livestream auch ein ganzes Auto zusammengebaut.
Seilwinde immer mit dabei
Eine entsprechende Szene gebe es im Burgenland zwar nicht, dafür aber in Österreich. Heinrich übernahm die „Austrian Scale Team Series“ und ein Szene-Forum. Vor ein paar Jahren organisierte man ein Charity-Event auf der Burg Lockenhaus. Gut 5.000 Euro wurden anschließend an das SOS Kinderdorf in Pinkafeld gespendet.
Die Faszination bei den Scale Crawlern liege laut Heinrich vor allem im Realismus: „Sie fahren zwar nur Schrittgeschwindigkeit, haben aber richtig Kraft. In einem Viererteam muss man gemeinsam eine Strecke bewältigen. Wenn ich als Person eingreifen muss, dann gibt es Minuspunkte.“
Einzig eine eingebaute Seilwinde darf man benutzen, ein stecken gebliebenes Fahrzeug muss jedoch wie im echten Leben durch die Kraft eines anderen geborgen werden.
Durchschnittlich 80 Personen würden an so einem Event teilnehmen. Alle legen dabei viel Wert auf realistisches Aussehen. Eine Fahrerin oder ein Fahrer (in Miniaturausführung) muss im Auto sitzen, ebenso wie ein Feuerlöscher oder andere Ziergegenstände. Preisgeld gibt es keines, dafür Urkunden, Trophäen und gemeinsamen Spaß an der Sache.
Besonders an ein Event am steirischen Erzberg erinnert sich der Bubendorfer gerne: „Da waren zusätzlich zu unseren Fahrzeugen auch die großen Originale dabei. Leider gibt es das Event nicht mehr.“
An die 25 Modelle hat der Modellfahrer schon in seiner Garage zusammengebaut. Fast alle sind elektronisch angetrieben, Verbrennermotoren kommen eher bei den Buggys zum Einsatz.
Mit einem Kollegen aus Goberling baut Heinrich aktuell sogar einen rund 100 Kilogramm schweren ferngesteuerten Panzer. Die meisten Fahrzeuge kommen dabei entweder als „Almost-Ready-To-Run“ ohne Motor und Elektronik oder als kompletter Bausatz. Den Spielereien sind dabei keine Grenzen gesetzt, es gibt sogar elektrische Reifenwärmer für die Rennen.
„Mein komplexestes Fahrzeug war bisher ein russischer Militär-Lkw mit Soundsystem. Den hab ich dann auch selber lackiert“, erklärt der Bubendorfer. Löten und schrauben gehört natürlich zum Repertoire eines jeden Fahrers.
Blog und Youtube
Neben dem Rennalltag und dem hektischen Berufsleben findet Heinrich auch noch irgendwie Zeit für die Erstellung von Videos: „Da kann ich mich austoben und es hat ja auch irgendwie mit meinem Werbeberuf zu tun.“ Der Modellbauer testet auf „Gerys Modellbau Blog“ die neuesten Geräte, gibt Grundlagenwissen zu Themen wie Löten und die richtige Handhabung von Akkus.
„Ich will einfach nur Wissen über mein Hobby teilen“, so Heinrich. Im Schnitt erreicht er mit seinem Blog an die 500 User pro Tag – die meisten aus Deutschland. Das Filmen, Vertonen und Schneiden erledigt er selbst. Das kostet jedoch Zeit: „Für ein zehn Minuten Video benötige ich sicher an die acht Stunden.“
Der 54-Jährige genießt das Tüfteln in seiner Garage und die Bewerbe, aber: „Ich mache das als Ausgleich zu meinem Job. Das ist für mich einfach Abschalten. Meine Frau sagt immer, das ist meine Wellness-Oase hier unten.“
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